Wertschöpfung
Der Begriff der Wertschöpfung
im Zusammenhang mit Unternehmen ist mehrdeutig. Mit Wertschöpfung ist zum einen der Vorgang
der Aufnahme und Abbezahlung eines Kredits zur Finanzierung der Unternehmung gemeint. Der geschöpfte Wert
aus Sicht des Investors besteht also in den akkumulierten Zinsen[+].
Zum anderen ist mit Wertschöpfung innerhalb des Unternehmens der Überschuss aus Einnahmen
gegenüber den Ausgaben gemeint. Dieser Überschuss gegenüber dem Wert der Arbeit[+], der Höhe der Abschreibungen
auf das Produktionskapital, den Preisen für die Rohstoffe und jenen für die
Abfallbeseitigung ergibt sich sowohl im imateriellen Wertzuwachs des synthetisierten Produkts
(z.B. der Markenwert, als auch der Wert eines Statussymbols) als auch in einem Effizienzzuwachs
gegenüber einer konventionellen Produktionsweise.
Es gibt noch eine dritte Art von Wertschöpfung, die sich auf die Schnittstellen zwischen den Unternehmen (u.a. die Rohstoff- und Absatzmärkte, das Marketing und die Informations bzw. Wissensbeschaffung) bezieht. Mit dieser intermediären (oder auch zwischengelagerten) Wertschöpfung der Unternehmen ist eine Reduktion der Transaktionskosten gemeint. Die erste beiden Arten von Wertschöpfung (am Anschluss der Unternehmen zum Kapitalmarkt und im Unternehmenskörper) werden im folgenden diskutiert.
Akkumulierte Zinsen
Um ein Unternehmen zu gründen, wird Kapital zum Aufbau der Gebäude und zum Kauf der Maschinen
und Geräte benötigt. Die Tilgung
eines entsprechenden Kredits lässt sich mit sehr ähnlichen Formeln berechnen, die man auch bei der Berechnung
der Vermögensentwicklung
in einer Negativzinswirtschaft findet. Das Vermögen
ist anfänglich $a_0\lt 0$ und entwickelt sich gemäß
$$
\frac{\,d a(t)}{\,d t}=y_\text{rp}+z_K\cdot a(t),
$$
wobei $y_\text{rp}$ die jährliche Tilgungsrate ('rp' für repayment) und $z_K$ der Kreditzins ist.
Durch die Methode der Trennung der Veränderlichen
und die Substitutionsregel findet sich das Ergebnis:
$$
a(t)=\frac{y_\text{rp}}{z_K}\cdot\left(\exp(z_K\cdot t)-1+a_0\cdot\exp(z_K\cdot t)\right)
$$
wobei $a_0$ die anfängliche Schuld, also die geliehene Geldmenge[+] ist.
Zwei Größen sind hier nun von besonderem Interesse. Zum einen ist die Tilgungsdauer für die $$ a(t_\text{Tilgung})=0 $$ gilt $$ t_\text{Tilgung}=\frac{1}{z_K}\cdot\log\left(\frac{y_\text{rp}}{y_\text{rp}+z_K\cdot a_0}\right). $$
Zum anderen interessieren die akkumulierten Zinszahlungen[+] an den Kreditgeber. Dazu berechnet
man das zeitliche Integral der Zinsen[+] über den Tilgungszeitraum, oder der Raten abzüglich
des geliehenen Betrags:
\begin{eqnarray}
Z(a_0,y_\text{rp},z_K) & = & -\int\limits_0^{t_\text{Tilgung}}z_K\cdot a(t)\,d t \\
& = & -\int\limits_0^{t_\text{Tilgung}}\left(\frac{\,d a(t)}{\,d t}-y_\text{rp}\right)\,d t \\
& = & a_0+y_\text{rp}\cdot t_\text{Tilgung}\\
& = & a_0+\frac{y_\text{rp}}{z_K}\cdot\log\left(\frac{y_\text{rp}}{y_\text{rp}+z_K\cdot a_0}\right)
\end{eqnarray}
Soll ein Kredit also insgesamt möglichst wenig kosten, muss eine möglichst hohe Tilgungsrate erreicht werden bzw. sollte der Kreditzins möglichst klein sein.
Wertschöpfung im Unternehmen
Innerhalb eines Unternehmens bezieht sich der Begriff Wertschöpfung auf die Erschaffung eines Mehrwerts durch die profitable Synthese und Transformation (Grafik rechts) von materiellen Gütern, immateriellen Gütern (Wissen, Fähigkeiten) und Arbeit[+]. Die Höhe der Wertschöpfung spiegelt sich effektiv im Gewinn des Unternehmens wider.
Sei die Menge insgesamt erworbener materieller und immaterieller Güter (Rohstoffe, Eingangsgüter)
$$
\mathbf{G}=\{N_1\cdot G_1,N_2\cdot G_2, N_3\cdot G_3,\cdots,N_n\cdot G_n\}.
$$
Das Produkt des Unternehmens ergibt sich aus der Synthese der Eingangsgüter:
\begin{eqnarray}
G_\text{Produkt} & = & \text{Arbeit}\circ\mathbf{G}\\
& = & \text{Arbeit}\circ\{N_1\cdot G_1,N_2\cdot G_2, N_3\cdot G_3,\cdots,N_n\cdot G_n\}.
\end{eqnarray}
Der Gewinn des Unternehmens, also der geschöpfte Wert, ist also
\begin{eqnarray}
\pi & = & W(G_\text{Produkt},t)\\
& = & -W(\text{Arbeit},t)\\
& = &-\sum\limits_{i=1}^n N_i\cdot W(G_i,t)\\
& = & -W(\text{Abfallbeseitigung},t)\\
& = & -W(\text{Abschreibungen},t).
\end{eqnarray}
Die „detaillierte Version“ dieser Formel findet sich hier,
wo der Gewinn $\pi$ auf jedes einzelne Stück umgerechnet wird.
Während der Abbezahlung eines Kredits fließt der gesamte Gewinn an den Investor. Der geschöpfte Wert fließt also bis zur vollständigen Tilgung eines Kredits in die Taschen des Investors und ist sein geschöpfter Wert: $$ Z(a_0,y_\text{rp},z_K)=\int\limits_0^{t_\text{Tilgung}}\pi(t)\,d t $$ In Hinblick auf die gesamten von ihm zu zahlenden Zinsen[+] arbeitet der Unternehmer also zügig darauf hin, durch Einsparungen eine möglichst hohe Tilgungsrate zu erreichen. Die Zinslast[+] wird also durch seine Entscheidungen im Unternehmen verteilt.
Stoffdurchsatz und Güterströme im Unternehmen
[...]
Diskussion
Bei genauer Analyse stellt sich heraus, dass die zweite Form der Wertschöpfung notwendig ist, die erste Form, der positive Zins[+] (Kapitalismus[+]) hingegen nicht.
Von Befürwortern des Kapitalismus[+] wird gerne behauptet, dass der Zins[+] ursächlich sei für die Wertschöpfung. Dies ist jedoch nur insofern richtig, als dass die Einhaltung des Kreditvertrags (§ 241 BGB[+]) die Wertschöpfung bei positivem Zins[+] erzwingt (Einschränkung der Privatautonomie[+]). Hinreichend ist diese Argumentation jedoch nicht, da der kreative Unternehmer auch völlig ungezwungen Wert schöpfen kann, wenn er sich denn darum bemüht. Der aufgrund der Optimierung gesunkene Preis verschafft sowohl den Kunden einen Vorteil als auch dem Unternehmer, der von einer besseren Positionierung auf dem Markt profitieren kann.
Insbesondere bei negativem Kreditzins ist dieser Vorteil schneller erreicht als bei positivem Zins[+]. Der Vollständigkeit halber muss jedoch auch gesagt sein, dass negative Kreditzinsen auf gar keinen Fall dazu führen dürfen, dass nicht mehr optimiert wird, sondern nur eine bessere Marktposition durch Absenken der Preise erreicht wird.
Im Zweifel sollte ein unabhängiges Patent-Gericht über das Erfolgen der Wertschöpfung wachen.
Querverweise auf 'Wertschöpfung'
- Email an grundeinkommen.de; Re: [Debatte-Grundeinkommen] zu Tims negativem Zinseinwand gegen's bGE; Warum wende ich mich überhaupt an Euch?; Zur Bedeutung der Zinsen; Teilung der €-Zone in ein Nordreich und ein Südreich - schon mal gehört?
- Richtigstellung und Vervollständigung von Spiegel Artikel zu Zinsen
- Der Hass gegen die Heiden bzw. gegen Andersgläubige
- Zinsallokation und Zinsflüsse; Grobe Übersicht über Zinsflüsse; Eine subtile Störung im Transport-Medium: die unsichtbare Hand an den Märkten; Das Leihkapital: Quelle und Senke von Zinsen; Streuung und Absorption von Zinsschulden; Teilung der Zins-Quellen/Senken in Währungsin- und Währungsausland; Aufteilung der Zinslast auf private und öffentliche Haushalte und auf Unternehmen; Beschreibung der Preisentwicklung; Verteilung der Zinslast in Unternehmen; Allgemeine, detaillierte und diskrete Formulierung des Zins-Transports; Quellen und Senken für Kreditzinsen; Transportgleichung für den Kreditzins; Detaillierte Interpretation der Absorptions- und Verteilungskoeffizienten; Nicht-Diagonal-Elemente der Zins-Extinktions-Matrix: Übertragung von Zinsen; Gestreute Zins-Wirkung: Konsumpreise und Inflation; Diagonal-Elemente der Zins-Extinktions-Matrix: Absorption von Zinsen; Absorption und Streuung der Zinslast in Arbeitsintensität und Löhne; Zusammenfassung; Referenzen / Einzelnachweise
- Definition des Kommunismus; Antrieb des Kommunismus; Der Negativzins ist ein „Verwahrentgelt“ für Leihkapital, ein Ablass, Preisbildung; Synonyme und Literatur zu den Wirkmechanismen der Negativzins-Ökonomie; Der Sinn der Welt und die Kommende Welt
- Postkapitalistischen Restrukturierungen in einer Wirtschaft unter einer Negativ-Zins-Ökonomie; Restrukturierungstendenzen von Führung unter negativem Zins; Negativzins und Heterarchie
- Kopplung der Reproduktion des Lebendigen und des geltenden Toten; Der Zins und das Kind; Die Dreifaltigkeit des Kapitalismus; Reproduktion des Lebendigen; Reproduktion des geltenden Toten; Kopplung und Bilanzierung der realen Ströme gehandelter Güter; Referenzen / Einzelnachweise
- Räume monetärer Möglichkeiten und die Verteilung des Vermögens, individuelle Budgets; Weintrauben und Weinbeeren; Die Vermögensverteilung und die zwei Klassen im Kapitalismus; Einfluss der Geldzinsen; Auf- und Abstieg: Sparen und die Kredithürde als Schranke zur selbstständigen Existenz
- Wirkung des Kapitalismus auf die Umwelt; Wirtschaft als Netzwerk von Austauschbeziehungen; Ungestörte Austauschbeziehungen - freie Märkte; Gestörte Austauschbeziehungen als Folgewirkung des Zinses; Die Organe der menschenlichen Produktionsmatrix: Unternehmen und Lieferketten; Kritik des positiven Zinses im Mittel-Zweck-Schema im Hinblick auf die ökologischen und sozialen Schäden; Suggestiv überhöhte Zwecke: Konsumpropaganda; Suggestive Minderung des Wertes des Mittels; Verdrängung und Ignoranz; Ist der Urzins noch zu retten?; Referenzen / Einzelnachweise
- Der Prozess eines Unternehmens; Arbeitsorganisation und Wissen; Spätkapitalistische Arbeitsorganisation
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