Arten des Kapitals
Arten von Eigentum und Besitz: Materielles Kapital und Geldkapital
Es kann zwischen zwei grundsätzlichen Arten von Kapital unterschieden werden: neben dem materiellem Kapital $\mathbi{K}_0$, Aktien und Derivaten $\mathbi{K}_1$, gibt es einzelnen Personen zuordenbares Geld $K_2$ und $K_3$. Insgesamt können Eigentum und Besitz an Kapital durch zeitabhängige Kapitalvektoren $$ \vec{K}(t)=(\mathbi{K}_0,\mathbi{K}_1,K_2,K_3)^T(t) $$ dargestellt werden. Die Kapitalsymbole $\mathbi{K}_0$ und $\mathbi{K}_1$ stehen für Mengen. $\mathbi{K}_0$ ist die Menge aller materiellen Kapitalgüter $$ \mathbi{K}_0=\{N_1,N_2,\ldots,N_n\} $$ und $\mathbi{K}_1$ ist z.B. das Aktien-Portfolio welches sich ebenfalls als Menge angeben lässt.
Die zeitliche Entwicklung des Werts der Kapitalgüter hängt vom Zins-Niveau und vom Zustand und der Phase der Gesamtwirtschaft ab.
Wertfunktion und Zins
In Bezug auf die zeitliche Entwicklung des Werts eines Gutes ist der Zins $z$ definiert durch ein Wertverhältnis: $$ z\stackrel{t_2>t_1}{=}\frac{1}{t_2-t_1}\cdot\log\left(\frac{W(G,t_2)}{W(G,t_1)}\right)=\frac{\log(W(G,t_2))-\log(W(G,t_1))}{t_2-t_1}, $$ wobei $W$ die sogenannte Wertfunktion ist, dessen Betrag sich erst in einer speziellen Beziehung bildet, der Marktbeziehung. $G$ ist das eigene Gut, $t_1$ und $t_2$ sind aufeinander folgende Zeitpunkte. $W(G,t)$ misst also den Wert des Guts $G$ zum Zeitpunkt $t$.
Materielles Kapital
Bei gleichbleibenden Wertvorstellungen hat materielles Kapital durch
seinen Gebrauch und dadurch, dass es der Umwelt ausgesetzt ist natürlicherweise einen negativen Zins.
Um den Zerfall eines materiellen Kapitalguts mathematisch zu modellieren kann man eine Exponenzial-Funktion mit negativem Exponenten verwenden. Die Zeit-Entwicklung des Werts des materiellen Werts des Kapitalguts ist dann: $$ W(G,t)=W(G,t_0)\cdot \exp(-\lambda\cdot(t-t_0)). $$ Der Wertverlust ist also entsprechend $$ \Delta W(G,t)=W(G,t_0)\cdot (1-\exp(-\lambda\cdot(t-t_0)))\stackrel{\lambda\cdot(t-t_0)\ll 1}{\approx} W(G,t_0)\cdot\lambda\cdot(t-t_0), $$ den es letztendlich durch Arbeit und entsprechendes Ausbesserung-Material auszugleichen gilt.
Im Kapitalismus kann der monetäre Aufwand zum Wert-Erhalt der materiellen Güter systematisch einfach dadurch aufgebracht werden, dass eine dem Wert des Kapitalguts entsprechende Geldmenge $N(G_0)$ mit einem der Zerfallsrate $\lambda$ entsprechenden Zins $z_s$ gespart wird. Es muss also gelten: $$ W(G,t_0)\cdot\lambda=N(G_0)\cdot z_s. $$ Hinterlegt man also für jedes materiellen Kapitalgut eine entsprechende Geldmenge bei der Bank, kümmern sich andere, nämlich im übertragenden Sinne das Netzwerk des Kreditnehmers, um den Werterhalt des Kapitalguts. Der positive Zins beim Verleih physischen Kapitals bietet also die Möglichkeit, das Wirken des fundamentalsten aller Naturgesetze aufzuhalten, die Zeit für das Kapitalgut quasi „anzuhalten“ und sogar rückwärts laufen zu lassen.
Man könnte denken, dass beim natürlichen Zins ein Unterschied bestünde zwischen lebendigem, materiellem Kapital, wie zum Beispiel Pflanzen oder Saatgut sowie zum Beispiel eine Herde von „Nutz“tieren und totem materiellem Kapital, wie zum Beispiel ein Haus, weil sich ja der Wert von lebendigen Dingen von Natur aus von alleine vermehren würde. Dies ist jedoch falsch, denn es gibt kein Lebewesen, dass unabhängig von seiner Umgebung und ohne einen Austausch mit dieser Umgebung existieren kann.
Eine Steigerung des Wertes geschieht bei einem lebendigen Eigentum immer durch einen Massenaustausch mit der Umgebung, wobei das Lebewesen insgesamt von seiner Umgebung genommen haben muss, wenn es über einen längeren Zeitpunkt betrachtet gewachsen ist. Die Goldene Regel, interpretiert als eine allgemeinere, höhere Form der Energie- und Massenerhaltung, diktiert auch hier, dass die Wertsteigerung (also ein positiver Zins) eines lebendigen Organismus' immer auf Kosten der Umwelt geschieht.
Es besteht also bei materiellem Kapital bezüglich des (natürlicherweise negativen) Zinses kein Unterschied zwischen lebendigem und totem materiellen Kapital.
Es werden Gebrauchs- oder Nutzgüter unterschieden von Verbrauchsgütern. Verbrauchsgüter sind im Allgemeinen Eigentum und Gebrauchsgüter können sowohl Eigentum als auch in Besitz sein.
Zum im Kapitalismus zentralen materiellem Kapital (M.K.) gehören tote Dinge wie Häuser und andere Immobilien, Fahrzeuge, Maschinen, Werkzeuge, Instrumente, usw. aber zum Beispiel auch Kunst- und Nutzgegenstände wie Möbel, Haushalts-, Unterhaltungsgeräte oder auch so etwa Skuriles wie Käse[1].
Grundsätzlich kann man das M.K. in aktives und passives M.K. unterteilen, wobei aktives M.K. als Produktionsmittel dient und passives M.K. für gewöhnlich als eine Form der Wertanlage die den Verbrauch einschließt .
Das Symbol für materielles Kapital ist $K_0$. Mit der Wertfunktion $W(G)$ lässt sich der Zeitwert von allen materiellen Gegenständen und Sachen des privaten Eigentums und/oder Besitzes: $$ W(K_0)=\sum\limits_i W(N_i)=\sum\limits_i p_i\cdot N_i, $$ wobei $p_i$ der Zeitwert bzw. Marktpreis des $i$ten eigenen Guts ist.
Materieller und immaterieller Wert
Durch den Gebrauch und aufgrund der natürlicher Prozesse haben materielle Gegenstände einen permanenten Wertverlust, der sich als negativer Zins beschreiben lässt. Messbar ist dieser Wertverlust nicht unbedingt am Zeitwert, sondern an den Kosten zur Erhaltung des Zeitwerts (Wiederherstellungs- oder Instandhaltungskosten). Die Frage, welcher Wert einem langsam zerfallenden materiellen Gut bei der Ermittlung des Zeitwerts zugeschrieben wird, ist hochkomplex, da manche alternde materielle Gegenstände für sich betrachtet einen steigenden immateriellen, z.B. historischen Wert haben.
Es liegt daher nahe, den Wert eines materiellen Guts $N$ in einen materiellen und einen immateriellen Zeitwert zu unterteilen: $$ W(N)=W_\textrm{mat}(N)+W_\textrm{immat}(N) $$
Abschreibungen und negativer Zins
Der (natürliche) Zins auf den materiellen Anteil des Werts eines Guts ist negativ, wenn der Wert der zu seiner Herstellung benötigten Arbeit und der Herstellungsmaterialien gleich bleibt. Der natürliche Zins heißt auch Degradierungszins $\delta_d$, der nutzungsbedingte Zins heißt Abnutzungszins $\delta_n$: $$ W_\textrm{mat}(N,t)=\exp(-(\delta_d+\delta_n)\cdot t)\cdot W_\textrm{mat}(N,0) $$
Der immaterielle Wert bemisst sich im Wert der Funktion des Gutes. Dass der materielle Wert eines materiellen Guts mit der Zeit degradiert, ergibt sich letztendlich aus den Hauptsätzen der Thermodynamik. Im besten Fall ist der Wert gleichbleibend (0% Zins). Insbesondere wenn man an Produktionskapital denkt, welches ein Mittel zum Zweck der Herstellung anderer materieller Güter darstellt, stellt man fest, dass zwischen der Nutzleistung und dem Abnutzungszins in etwa ein linearer Zusammenhang besteht, der jedoch stark nicht-linear sein kann.
Als Beispiel für einen nicht-linearen Zusammenhang sei ein kleines relativ günstiges Bauteil einer Maschine erwähnt welches sich nur langsam abnutzt. Wenn dieses Bauteil einen Abnutzunggrad erreicht, der zu seiner Zerstörung und mehr noch, zur Zerstörung der gesamten Maschine führt, ist der Zusammenhang zwischen Nutzleistung der gesamten Maschine und Degradierungszins nicht-linear.
Beispiele für lineare materielle Abnutzungszinsen finden sich in den konstanten Instandhaltungs- und Wartungskosten für materielle Güter. In regelmäßigen Abständen müssen am materiellen Gut Wert-erhaltende Aufwendungen vorgenommen werden.
Zusammenfassend kann man in Bezug auf alles materielle Kapital folgendes sagen:
Aktien und Unternehmensbeteiligungen
Wie im Abschnitt der Quantitätstheorie über Erwerbsklassen gezeigt, lassen sich Unternehmungen in 64 Klassen aufteilen.
Ist aus Sicht des Unternehmens eine Wachstumsphase zu erwarten, für das es Kapital benötigt, kann es sich dieses Kapital in Form eines Kredites oder aber auch durch den Verkauf von Anteilen am Unternehmen (Aktien) erwerben.
Ein fest-verzinsliches Darlehen (Kredit) kann in seiner Höhe aufrecht erhalten werden ohne getilgt zu werden. Für die bestehende (Rest-)Schuld werden feste Zinsen fällig. Der Kreditnehmer hält das fremde Kapital und zahlt dafür Zinsen. Beim Verkauf einer Aktie am Primärmarkt nimmt ein Unternehmer auch Kapital auf, jedoch tilgt er nicht und auch ist der Zins Gewinn-abhängig also variabel. Der Zins von Aktien heisst Dividende. Aktien haben also einen variierenden Zins, der sowohl positiv als auch negativ sein kann. Das so aufgenommene Kapital wird gesellschaftlicher Teil des Eigenkapitals.
Bezüglich des Risikos der Anlage von Geld gibt es also zwei unterschiedliche Formen von Unternehmensbeteiligungen. Relativ sichere Beteiligungen an Unternehmen haben festen Zins (Kredit) und riskantere Beteiligungen (Aktien) haben eine variable Dividende.
Rechtlich betrachtet sind Aktien jedoch keine Darlehen[2] weil die Kapitalgeber Gesellschafter werden und es sich somit um eigenes Kapital des Unternehmens handelt. Genau das spiegelt auch den Unterschied zwischen Aktie und Darlehen wieder. Eine Aktie ist im Gegensatz zu einem Kredit aus der Sicht des Anlegers keine Forderung an den Leihnehmer.
Es werden Stammaktien und Vorzugsaktien voneinander unterschieden. Der Vorteil einer Stammaktie gegenüber der Anlage in der Form eines Kredits ist das Mitspracherecht, das sich der Aktionär mit einer Aktie erwirbt.
Ein Unternehmer, der einen Kredit aufnimmt, hat bezüglich des Anlegers, dem Gläubiger, eine größere Freiheit beim Umgang mit dem Fremdkapital, zahlt jedoch festen Zins. Vergibt das Unternehmen Stammaktien, muss es sich von seinen Akionären in die Gestaltung des Unternehmens hineinreden lassen, ist jedoch nicht Zins-pflichtig. Ein Kompromiss zwischen Darlehen und Stammaktie ist eine Vorzugsaktie, die keine Mitspracherecht einräumt, jedoch eine höhere Dividende garantiert.
Primär- und Sekundärmarkt
[...]
Dividenden-Höhe
Die Dividendenhöhe richtet sich nach dem Gewinn des Unternehmens. Die Dividende wird auf die Gesellschafter gemäß dem jeweilgen Anteil am Grundkapital ausgezahlt. Die Dividendenrendite (quasi der Zins) richtet sich nach der Dividende pro Aktie und dem Kaufpreis und ist deswegen für jeden Aktionär und jede Aktie individuell.
Geld und Geldmengenaggregate
Geld hat festen oder variablen Zins der sowohl positiv als auch negativ sein kann. Im Kapitalismus der feste nominale Zins grundsätzlich positiv. Der Unterschied zwischen materiellem Kapital und Geldkapital ist also sein Zins. Der materielle Wert von Kapital kann von Natur aus keinen positiven Zins haben, da dies der Massen- und Energieerhaltung widersprechen würde.
In der Quantitätstheorie der Volkswirtschaftslehre werden zur Beschreibung der Geldmenge die Symbole $M_0$, $M_1$, $M_2$ und $M_3$ herangezogen. Hier wird zunächst die Definition der EZB angegeben: (Zitat aus wikipedia)
- $M_0$: Banknoten und Münzen, die sich im Umlauf außerhalb des Bankensystems (bei Nicht-Banken) befinden (also ohne Kassenbestände der Geschäftsbanken, aber mit Banknotenumlauf im Ausland) plus dem Zentralbankgeldbestand der Kreditinstitute.
- $M_1$: $M_0$ (Bargeldumlauf) plus Sichteinlagen der Nichtbanken.
- $M_2$: $M_1$ plus Einlagen mit vereinbarter Laufzeit bis zu zwei Jahren und Einlagen mit gesetzlicher Kündigungsfrist bis zu drei Monaten;
- $M_3$: $M_2$ plus Anteile an Geldmarktfonds, Repoverbindlichkeiten, Geldmarktpapieren und Bankschuldverschreibungen mit einer Laufzeit bis zu zwei Jahren.
Referenzen / Einzelnachweise
Querverweise auf 'Arten des Kapitals'
- Hetze gegen die Geldwertstabilität und die Kompetenz der obersten Währungshüter; Die E-Mail: Simmel zum Endzweck des Kapitalismus und Schumpeter und Luhmann zum Gebaren der alten Geldeliten und zum möglichen Umgang mit ihnen; Nachtrag: Meine Stellung zur Markwirtschaft und zum Sozialismus
- Der Kapitalismus und die abrahamitischen Religionen
- Die goldene Regel, das nomische Gleichgewicht in Austauschbeziehungen und der Zins; Übertragung von Zwängen in Austauschbeziehungen; Quellen von ökonomischer Heteronomie; Wo liegt die eigentliche Quelle der Heteronomie?; Autonomie relevanter sozio-ökonomischer Rollen; Leihgeber vs. Leihnehmer, Eigentümer vs. Besitzer und Gläubiger vs. Schuldner; Selbstständig oder Angestellt?; Profitabilität: Einschränkung der funktionalen (Selbst)Bestimmung (Berufsausübung) auf mehrheitsfähige private Zwecke; Unternehmer vs. (Mit) Arbeiter und Arbeit„geber“ vs. Arbeit„nehmer”; Selbstbestimmung des Konsumenten; Welches Vermögen müsste der Mensch also haben, so dass die Zinsen auf sein Geldvermögen genau so groß sind wie seine Ausgaben?; Negativen Zinsen: Stärkung der Autonomie gegenüber dem Kapital; Referenzen / Einzelnachweise
- Räume monetärer Möglichkeiten und die Verteilung des Vermögens, individuelle Budgets; Weintrauben und Weinbeeren; Die Vermögensverteilung und die zwei Klassen im Kapitalismus; Einfluss der Geldmarktzinsen; Auf- und Abstieg: Sparen und die Kredithürde als Schranke zur selbstständigen Existenz
- Negativzinskredite und Vernunft; Die Kehrseite der Vernunft positiver Zinsen; Eine natürliche Vernunft; Bildung des Marktzinses; Erwirtschaftung von Negativzinskrediten für Unternehmungen zur Verfolgung höchster Zwecke
- Auswirkungen von negativen Zinsen auf die Währung; Niedrige und Negative Einlagezinsen; Privatautonomie; Auswirkung auf die Umlaufgeschwindigkeit / Liquidität des Geldes; Negative Kreditzinsen und Abwerten des Währungsraumes; Import- und Exportpreise
- Hetze gegen die Geldwertstabilität und die Kompetenz der obersten Währungshüter; Die E-Mail: Simmel zum Endzweck des Kapitalismus und Schumpeter und Luhmann zum Gebaren der alten Geldeliten und zum möglichen Umgang mit ihnen; Nachtrag: Meine Stellung zur Markwirtschaft und zum Sozialismus
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