Als Grundlage zum Verständnis bietet sich das psychologische Modell des deutschen Psychoanalytikers Fritz Riemann an, der in seinem Hauptwerk Grundformen der Angst (1961) vier Persönlichkeitstypen mit jeweils einer spezifischen Grundangst definiert. Die Persönlichkeit von Menschen und ihr Verhalten lassen sich dann durch Überlagerungen der 4 Grundtypen (Schizoide, Depressive, Zwanghafte und Hysterische) darstellen. Es sei hier der Vorsicht halber angemerkt, dass es sich beim Modell Riemanns lediglich um eine spezielle Perspektive der Betrachtung handelt, welche sich aufgrund der Regeln des Kapitalismus anbietet. Speziell sei gesagt, dass sich lebendige Menschen nur schlecht in solche „Kisten“ packen lassen. In diesem Abschnitt wird das Modell Fritz Riemanns verallgemeinert um einen Bezug zu den Werten und Beziehungsmustern des ökonomischen Systems herzustellen.
Aus den Zins induzierten Verzerrungen der natürlichen Persönlichkeit entstehen Störungen, die sich in der Psyche festsetzen. Diese Persönlichkeitsstörungen sind Anpassungsreaktionen der Seele, um dem vom Kapitalismus Betroffenen ein Leben in einer gewissen psychischen Stabilität sichern zu können. Sie werden feststellen, dass sich Kapitalisten wie Pharaos benehmen: sie arbeiten im Leben für den Tod. Sie leben nicht, sondern sie arbeiten und all das, weil sie nur an die Zukunft denken.
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Führt das begehrende Handeln des Gesamtorganismus zu einer Ausschüttung von Glückshormonen (Dopamin) bewirkt dies in einem Lernvorgang, der auch positive Rückkopplung (englisch positive feedback) genannt wird, eine Verstärkung der neuronalen Verbindungen, welche an der Gesamthandlung beteiligt sind. Sowohl die Reizschwelle (auch Hemmschwelle) wird abgesenkt, die Aufmerksamkeit wird also bis zur Vigilanz in Bezug auf das Reiz auslösende Objekt der Begierde gesteigert, als auch genau jene Handlungsabläufe werden optimiert, die zur Belohnung geführt haben (Lernvorgang).
Das begehrende Handeln ist darauf ausgerichtet, eine Dopaminausschüttung zu erzeugen. Durch den Lernvorgang während einer Belohnung kann der Mensch auf ein bestimmtes Verhalten konditioniert werden. Die Konditionierung geschieht wie in einem Spiel, bei dem die Einhaltung einer bestimmten Strategie zum Erfolg (der Belohnung, die Dopaminausschüttung) führt. Genau dies geschieht im „Spiel“ des Kapitalismus. Die Belohnung, die der kapitalistisch Konditionierte (der Angepasste in der Sprache von Erich Fromm) erhält, ist der Geldgewinn und ursächlich der Zins auf das universelle Tauschgut Geld, welches gegen fast jedes andere Konsumgut ausgetauscht werden kann und welches also zu einer Ausschüttung von Dopamin im Gehirn führt.
Eine wichtige Funktion der Amygdala ist eine Vermittlung und die Bewertung von (u.a. optischen) Sinnes- und Gedächtnisreizen in Bezug auf die Frage, ob vom Gesamtreiz (endogen und exogen) dem der Organismus ausgesetzt ist, eine Gefahr ausgeht. Die Mandelkerne verknüpfen also das somatische (Sinnesreiz + Gedächtnis) und das vegetative Nervensystem (Körperwahrnehmung + Gedächtnis).
Mandelkerne von Männern und Frauen sind unterschiedlich stark mit dem Gedächtnis und dem vegetativen Nervensystem verknüpft. Bei Frauen ist die Verknüpfung komplexer[1]. Insgesamt ist die Amygdala von Männern im Vergleich mit Frauen größer. Dies hat insbesondere einen Grund. Frauen haben für gewöhnlich ein gesteigertes Körperbewusstsein, weil sie nicht nur für sich selbst, sondern auch für das ungeborene und neu geborene Kind sorgen müssen. Um diese Fürsorge zu gewährleisten, muss die Frau ein stärkeres Bewusstsein für ihre eigenen körperlichen Bedüfnisse haben.
Wie in dieser Zinskritik der libertären Ideologie Ludwig von Mises nachvollziehbar ist, wird die Zinsnahme von den neoliberalen Ideologen als ein Akt der Vorsorge in der Gegenwart für die Zukunft gerechtfertigt. Das zugrundeliegende Motiv ist also eine Angst. Genau diese Tatsache legt vor dem Hintergrund neurophysiologischer Tatsachen eine Verbindung zur Funktion der Amygdala nahe. Das Sparen ist eine Zurückstellung gegenwärtiger Bedürfnisse zum Zweck der Sicherstellung und Vermehrung der Möglichkeit der Stillung zukünftiger Bedürfnisse. Es wird also in der Gegenwart eine Erwartungshaltung an die Zukunft ankonditioniert.
Neuere Erkenntnisse in der Hirnforschung zeigen[3], dass es eine Asymmetrie zwischen Männern und Frauen in Bezug auf die Verarbeitung eines sexuellen Reizes gibt, der von einem Menschen des jeweils anderen Geschlechts ausgelöst wird. Die Mandelkerne sind bei Männern größer, haben also eine stärkere Verbindung mit dem limbischen System als bei Frauen[4]. Männer sind deswegen über die Augen leichter sexuell erregbar als Frauen.
In der Genesis steht geschrieben, dass der Apfel (der Zins) Adam von Eva gegeben wurde, nachdem Eva von der Schlange verführt wurde. Aus neurophysiologischer Sicht ist aufgrund der Größe der Amygdala und ihrer Vernetzung mit dem Gedächtnis die Angst von Frauen in Bezug auf die Sicherstellung zukünfiger Bedürfnisse (Sicherheit und Vorsorge) schwächer aber zugleich komplexer ausgeprägt als bei Männern. Die Schilderung in der Genesis passt zu diesem Befund, denn für die meisten Sorgen, die Eva hat, ist Adam empfänglich. Eva weiß aber mehr über die Komplexität der Vorsorge als Adam. Eva weiß von der Schlange auch, dass der Apfel schlau macht, so dass es für beide nun Sinn macht, den Apfel trotz Verbots zu probieren.
Eva ist aber eben nicht Schuld an den Folgen des Kapitalismus, sondern die
Gier von Adam, denn er will mit Eva sein und die verführt ihn zur Sünde. Die Warnung Gottes,
dass der Genuss des Apfels zum Tod führt, schlägt Adam in den Wind und kümmert sich fortan
eben auch nicht mehr um die elementarste Form der Auslebung seiner Libido, nämlich die Fortpflanzung,
sondern muss Gier (Rendite, Profit, Zins) getrieben im Schweiße seines Angesichts schaffen.
Der Eingang des Paradieses wird nach der Vertreibung Adams und Evas daraus fortan bewacht von den Cherubim, den vom Kapitalismus verstörten Menschen. Ihre Flügel symbolisieren finanzielle Unabhängigkeit oberhalb der Schwelle zur eigenständigen Existenz, ihr Schwert symbolisiert den Krieg und das Werkzeug des Teufels.
Die Folge ist eine zurückgehende Geburtenrate, die den schleichenden Tod des Volkes zur Folge hat.
Gier, also Begehren, ist ein systemisch (Zins-)verstärkter Antrieb im Kapitalismus und erzeugt (wie auch in 2015 überall auf der Welt sichtbar ist) viel Böses. Für sich genommen ist Gier als Teil der Liebe nichts Schlechtes. Erst der Kapitalismus verwandelt die menschliche Gier in eine zerstörerische Kraft, macht also aus dem ursächlichen Trieb der Schöpfung in seiner Wirkung eine Zerstörung (Schöpferische Zerstörung).
Der zwar Bibel-kundige, sonst jedoch unreflektierte (dumme) Mann macht deswegen die Frau für das Böse in der Welt verantwortlich, in Wirklichkeit ist es aber seine Gier. Seine eigene Gier wird auf die Frau projiziert. Im Mittelalter wurden Frauen, die die Männer verführten oder nicht in das moralische Korsett der katholischen Kirche passten, als Hexen verfolgt. Das den Frauen vorgeworfene Böse wurde oft mit dem Phänomen der Spaltung und dem Teufel in Verbindung gebracht, so wie der Apfel, den Eva Adam gab, vom Baum der Erkenntnis des Guten und Bösen (bivalente Logik) stammte. Die Verführung Adams durch Eva zum Genuss des Apfels wirkt also wie der Teufel, denn des Apfels Genuss lässt Adam das komplexe Ganze in Gut und Böse spalten. Adam behauptet jedoch, dass die Hexe Eva ihn verführt habe und das ist eine Projektion!
Im Folgenden wird beschrieben, wie wichtige Grundwerte des menschlichen Handelns durch den Zins verschoben werden.
Rückkopplung, Angst und Gier als Antrieb [...]
Handlungsgebot/zwang Wert
verweise ich auf moralische Handlungsanweisungen wie „Du sollst nicht töten“ oder „Du sollst nicht Ehe brechen“ (was auch immer Ehe eigentlich bedeuten soll), welche als Werte des Zusammenlebens interpretiert werden können.
Durch den Zwang, die Verträge einzuhalten, wird sowohl beim Zins Gebenden (also dem Kreditnehmer bei positivem Zins) als auch beim Zins Nehmenden eine Verhaltensverschiebung (sozusagen ein „Verhaltensbias“ oder Verzerrung des sozialen Verhaltens) induziert. Die auf diese Weise hinzukommenden „kapitalistischen Werte“ wie „Du sollst sparen“ oder „Du sollst konkurrieren“ verzerren das natürliche Verhalten.
Der Zinsgeber/Kreditnehmer hat in Bezug auf sein Beziehungsnetz die folgenden Möglichkeiten:
Der Zinsnehmer/Kreditgeber hingegen propagiert folgende Verhaltensweisen:
Die Rückstellung der Bedürfnisstillung des Sparers bedingt / verursacht also auf der Seite des Kreditnehmers unmittelbar die Zwänge zur Leistungsbereitschaft, Sparsamkeit, Geiz und Gier sowie einen Anreiz, die Zinsschuld weiter zu übertragen, denn der Vertrag muss ja eingehalten werden. Wer den Zins letztendlich zahlt, kann wiederum in neuen Verträgen geregelt werden. Sie sehen also:
Die Zinsschuld und die mit ihr verknüpften Zwänge pflanzen sich über Verträge fort.
Es ist also insbesondere nicht der Fall, dass da irgendwelche Mainzelmännchen „über Nacht“ (also nach Ablauf der Spardauer) dem Geldvorrat den Zins hinzufügen, sondern der Zins wird von anderen Menschen erarbeitet. Deren Identität kennt der Sparer für gewöhnlich nicht, wenn er nicht direkt einen Investitionsvertrag abgeschlossen hat, denn die Bank anonymisiert die Verbindungen von Kredit- und Sparverträgen, siehe Verwaltung der Bank.
Der Mensch wird im Kapitalismus durch den Zins nach den Werten des Kapitalismus erzogen bzw. auf diese Werte konditioniert. Zu den kapitalistischen Werten gehören u.a. Geiz, Gier, Sparsamkeit, Leistungsbereitschaft und Konkurrenz. Dies sind die Todsünden des Geizes, des Neids und der Wolllust. Diese Handlungsmotive sind systemisch „belohnte“ Werte und Handlungsmuster. Gegenüber der natürlichen Ausprägung sind die Werte aber verschoben, das jeweilige Gegenteil des Werts ist systemisch unterdrückt (Tabelle).
gegenteiliger / Anti- / negierter Wert | Angst | Wert |
---|---|---|
Hingabebereitschaft | vor Wegnahme (durch andere) / Hingabe | Gier bzw. Geiz |
Konsum bzw. Bedürfnisstillung | zu wenig in der Zukunft zu haben | Sparsamkeit bzw. Belohnungsaufschub |
Achtung der eigenen psychischen und physischen Grenzen | als faul zu gelten | Leistungsbereitschaft |
Kooperation | vor Machtverlust | Konkurrenz |
Rechtsbewußtsein | Angst vor Strafe bzw. Verletzung des eigenen Rechts | Pflichtbewußtsein |
Infragestellung und Zersetzung von Integritätsgefährdender Ordnung | Angst vor Chaos und Strukturlosigkeit | Ordnungsaffinität |
Risiko | Angst vor Verlust | Sicherheit |
Obwohl es im Kapitalismus nicht direkt belohnt wird, kann der Mensch von Natur aus auch kooperieren, großzügig sein, sich zurücknehmen und sich seinen Mitmenschen hingeben. All dies wird jedoch im Kapitalismus (positiver Zins + eingehaltene Verträge) nicht unterstützt, sondern bestraft, denn derjenige, der sein Geld hingibt, hat danach keins, und muss, wenn er neues Geld leihen möchte Zins zahlen. Kooperation und Konkurrenz sind natürliche menschliche Verhaltensweisen, welche für sich genommen einander Wert-gleich oder gar unbewertet neutral gegenüber stehen. Bei den übrigen Werten in obiger Tabelle verhält es sich ähnlich. Der positive Zins verstärkt also die Werte / Verhaltensweisen auf der rechten Seite der Tabelle und unterdrückt bzw. bestraft die dazu jeweils komplementären Verhaltensweisen auf der linken Seite.
In einer Negativzinswirtschaft ist diese Verhaltensverschiebung umgekehrt und die Werte der linken Spalte der Tabelle werden belohnt. Die soziale Ordnung, die sich aufgrund negativen Zinses ergibt, ist jedoch eine natürliche, weil Materie von Natur aus negativen Zins hat.
Der Kapitalismus stört die Integrationsachse, weil er die Hingabe des Zinses erzwingt. Der Kapitalseigner (Leihgeber) bestimmt über den Kreditnehmer (Leihnehmer) aufgrund dessen, dass Verträge eingehalten werden müssen (pacta sunt servanda, §241 BGB). Wenn dem Kreditgeber die Unternehmung des Kreditnehmers nicht gefällt, kann er die Unternehmung unterdrücken.
Nach einer langen Zeit im Kapitalismus verlernen die auf diese Weise in Fremdbestimmung (Heteronomie) sozialisierten Menschen die Selbstbestimmung (Autonomie) und empfinden bei einem Nachlassen der Bestimmung, z.B. in Folge einer Krankheit nach Überforderung, dem Austritt aus dem Berufsleben oder dem Verlust des Arbeitsplatzes eine beängstigende Leere. Diese Leere äußert sich in einem Unvermögen und einem Empfinden der Unsicherheit mangels Erfahrung eine überwiegend selbstbestimmte Existenz aufzubauen. Die Folge ist, dass eine immer weiter steigende Anzahl Menschen an Depressionen leidet, die sich bei zu langem Fortbestehen der Situation in Wut und Agression wandelt.
Auf der anderen Seite (der Kapitalseite im Bild des Kapitalismus) äußern sich bei den Profiteuren der kapitalistischen Spielregeln schizoide Verhaltensmuster, weil sich die soziale Lage immer weiter verschärft und sich aufgrund immer lauter werdender sozialer Kritik am kapitalistischen System die Gewissheit verstärkt, dass die immer größer werdende monetäre Autonomie von sehr wenigen bei einer weiteren Eskalation des Kapitalismus durch einen gewaltsamen Umsturz schlagartig in eine Fremdbestimmung umschlagen wird, zumindest jedoch in einen weitgehenden Kontrollverlust.
Eine schizoide Grundhaltung ergibt sich jedoch nicht nur bei den Profiteuren, sondern auch bei Menschen, die sich erfolgreich gegen die Depression wehren konnten und nun Angst vor zusätzlicher Fremdbestimmung haben. Wenn das gesamte System nicht verstanden wird, dann äußert sich die schizoide Angst in einer diffusen Form gegenüber allem Neuen und Fremden, denn das Fremde wird verwechselt und als ursächlich für die zunehmende Fremdbestimmung betrachtet. In Wirklichkeit ist die Ursache für die Zunahme der Fremdbestimmung der wachsende Einfluss des Kapitals.
[...]
Spaltungen treten auf unterschiedlichen Organisationsskalen der menschlichen Gesellschaft im Kapitalismus auf. Auf der obersten Ebene, der Makroskala, führt der positive Zins zur Bildung von Gruppen öko-sozialer Wertefelder und somit zur Bildung von parlamentarischen Fraktionen, auf der unmittelbaren Beziehungsebene (Mikroskala) ist das Gleichgewicht zwischen Arbeit und Leben gestört und die kapitalistischen Wirkmechanismen propagieren in das Familienleben hinein. Anpassungsreaktionen der menschlichen Psyche zeigen sich in seelischen Spaltungen in den Menschen. Der wesentliche Mechanismus ist die Spaltung der gesamten Aktivität eines Menschen in einen ökonomisch funktionalisierbaren Teil und „den Rest“. Diese Spaltung ist in einer arbeitsteiligen Gesellschaft bis zu einem gewissen Grad völlig normal und sollte im Allgemeinen auch für den Einzelnen, der so einem Beruf nachgeht, erträglich sein. Es wird in 2014/2015 jedoch in zunehmendem Maße und massenhaft über seelische Überforderungserscheinungen und Zusammenbrüche (sog. Burnout-Syndrom) berichtet.
[...]
Im reifen Kapitalismus ist der Mensch aufgrund des Absinkens der Löhne
und der Inflation der Preise für Lebensnotwendiges immer stärker dazu gezwungen, sich dem Kind seiner Arbeit zuzuwenden
und sich von den Kindern der Urehe, also den leiblichen Kindern abzuwenden. Wie im folgenden gezeigt wird,
wird dem Schaffenden durch den Zins jedoch auch noch systematisch das Kind der Arbeit geraubt.
Die seelischen Folgen werden im folgenden erläutert, zur Übersicht ist hier ein willkürlicher Ausschnitt
aus einem sozialen Netzwerk (ein sozialer Graph) gezeigt, der in der Darstellung aus dem übrigen Netz
herausgelöst wurde.
In der christlichen Philosophie ist die Handlung mit dem Ziel der Erschaffung eines Kindes der Beziehungspartner ein Akt der Liebe während die Tötung oder Verstoßung des Kindes ein Akt des Hasses ist. Im übertragenden Sinne ist mit dem Kind der sich entwickelnde Beziehungsgegenstand (das Inter-esse) gemeint. Dies kann im fundamentalsten Sinne der Nachwuchs eines sich liebenden Paares sein oder in sublimierter Form das verbesserte Spiel beim Üben eines Künstlers mit seinem Instrument oder die einen immer stärken Ausdruck erlangenden Werke eines Künstlers. Ein Kind des Hasses hingegen ist beispielsweise der zerstochene Autoreifen des verhassten Nächsten oder eine zerbrochene Fensterscheibe eines Geschäfts bei einer Autonomen-Demonstration am 1. Mai.
Im Kapitalismus wird der schöpferische Trieb des Menschen auf die Erfüllung privater Zwecke gerichtet. Die schöpferische Kraft des kreativen Arbeiters (aber auch Unternehmers) wird auf die Herstellung von Mitteln ausgerichtet und über das Vertragsverhältnis vom Vorgesetzten abgeschöpft. Die Realisierung der kreativen Ideen erfordert eine seelische Anstrengung und nach getaner Arbeit ist der Kreative erschöpft. Das entstandene Kind, das Tageswerk, ist jedoch nicht Eigentum des Kreativen, sondern Eigentum der Firma. Dieser Umstand ähnelt, drastisch formuliert, einer Kindesentziehung und beschädigt die natürliche Identifizierung des Kreativen mit seinem Werk. Man erschafft für die Firma. Als Ausgleich bekommt der Angestellte Lohn, zu dem er jedoch eine völlig andere Beziehung hat, also zum Kind seiner Arbeit.
Der Kreative wird also im „Rahmen“ einer arbeitsteilig organisierten Gesellschaft mit positiv verzinstem Geld systemisch dazu gezwungen, seine Schaffenskraft in die Herstellung von Mitteln zur Erreichung privater Zwecke Anderer zu sublimieren (umzulenken).
Zusätzlich wird dann aber auch noch (!) das Produkt des Schaffens, die Schöpfung, das Werk, das Kind im Sinne der Dreifaltigkeit durch die Institution, in der der schaffende Mensch beschäftigt ist abgeschöpft. Das Kind wird also entwendet. Zwar bekommt der seine Arbeit hingebende Arbeiter zum Ausgleich Lohn („die Belohnung“), jedoch ist das Tauschwertverhältnis (der Preis der Arbeit), das der Unternehmer im Kapitalismus für gewöhnlich zu zahlen hat gestört durch den Zins. Sich diesem Prozess, der auf eine subtile Art unmenschlich ist, zu entziehen ist dem Arbeitenden auch nicht möglich, denn er steht im Kapitalismus z.B. in einer Stadt insgesamt unter einem Zwang sich in den Dienst Anderer zu stellen, wenn er sich nicht selbstständig macht und Andere ausbeutet.
Die Sublimierung der Libido (Umlenkung und Ausrichtung der Schöpfungskraft) wird in der kapitalistischen Gesellschaft
dadurch erreicht, dass Sexualität regelrecht tabuisiert wird, denn die Auslebung
der Sexualität würde die Ausrichtung der Libido innerhalb des kapitalistischen Prozesses
auf den privaten Zweck Anderer behindern. In aufreizenden Werbungen für Produkte,
man denke dabei z.B. an Automessen wird das lustvolle Begehren auf das Produkt umgelenkt
und regelrecht missbraucht.
Viele Menschen erleben den Anblick von künstlichen Aggregaten (Anordnungen, Verknüpfungen) eines natürlichen „Objekts“ des Begehrens (wie einer hübschen Frau) und einem Produkt als eine subtile Form von Folter. Dies ist aber auch völlig normal, weil Sublimierung eben schmerzhaft ist.
Würden sich die Menschen auf eine hingebungsvolle, liebevolle Art und Weise und vor allem ungezwungen und schuldlos einander zuwenden, würde in den meisten Menschen wohl eher eine Abneigung entstehen, für die die Schöpfung stehlende Dritte seine Schaffenskraft hinzugeben. Geschafft wird im Kapitalismus für die Firma, nicht jedoch für die ungezwungene Liebe.
Wohin führt das? Der vom Kapitalismus ausgebeutete Mensch leidet an einer großen Leere.
Das Produkt bzw. die Wirkung seiner Hingabe von Arbeit wird dem Schaffenden ständig durch das System geraubt.
Das Gleichgewicht in der Beziehung eines Schaffenden zu seiner Schöpfung ist gestört. Diesen Mangel an Erfüllung
versucht der kapitalistisch Konditionierte auszugleichen und wendet sich also durch Konsum besonders lustvollen handelbaren
Gütern zu. Die Belohnung ist der Genuss der Schöpfung, es ist die Erreichung des Zwecks durch die Herstellung des Mittels.
Wird die unmittelbare Belohnung (die Erreichung des Zwecks) dem Schaffenden entzogen oder ist der durch den Lohn ersetzte Genuss systematisch zu niedrig (vgl. zur unsichtbaren Hand und dem Stoffstrombias der im Kapitalismus im Mittel immer auf das Kapital gerichtet ist), so resultieren aus dem so verursachten Mangel die Todsünden der Wollust (negative Form des Begehrens) und Völlerei zu denen die Menschen im Kapitalismus regelrecht erzogen werden. Die einfachste und unmittelbarste Wirkung wird dabei durch den Konsum von Drogen erreicht[8].
Das Konsumverhalten im Kapitalismus ist im Sinn der Sublimierung also eine Art Kompensations- oder Ersatzhandlung zum Ausgleich des gestörten seelischen Gleichgewichts.
Die Heteronomie (der Zwang) dringt im voranschreitenden Kapitalismus immer weiter in das soziale Gefüge
der Menschen vor und zerreißt deren Beziehungen. Die neu verknüpften Beziehungen
sollen einem übergeordneten Zweck dienen, nicht jedoch der Liebe zwischen den Menschen.
So ist es völlig klar, dass die Menschen im reifen Kapitalismus immer stärker an einer Lieb- und
Teilnahmslosigkeit, einer Art sozialen Apathie und
sozialen Kälte leiden und nicht mehr von sich aus wissen, woher sie denn die fehlende Liebe nehmen sollen.
Es ist daher auch kein Wunder, dass die Geburtenrate seit dem Verpuffen des Wirtschaftswunders in den 60er Jahren
immer weiter sinkt.
Die Sparsamkeit im Kapitalismus macht den Menschen also zu einem Mangelwesen. Es fehlt ihm vor allem an Liebe. Das perfide und perverse System des Kapitalismus macht jedoch auch vor der unmittelbaren Stillung des durch die Libido-Sublimierung und des durch den Entzug seiner Schöpfung entstehenden Mangels nicht Halt, sondern macht aus dem Bedürfnis (dem Mangel) eine Nachfrage und stellt konsequent auf der Angebotsseite ein entsprechendes Produkt „zur Verfügung“ (Übertragung von Heteronomie, Ausübung von Zwang). Innerhalb bestimmter Grenzen „darf“ sich also der kapitalistische Mensch seinen elementarsten Bedürfnissen zuwenden, wenn er (der Mensch) die Liebe nicht mehr aus seinem innersten sozialen Netzwerk bekommen kann, z.B. weil er so viel arbieten muss, dass er sich nur noch wenig der Familie und den Freunden zuwenden kann.
Entscheidend für die Wahl des Produktes ist die Mängelstruktur.
Wenn ein Mensch im Laufe seines Lebens nicht das zu seiner seelischen Entwicklung notwendige Maß an Liebe, also körperliche Zuwendung, Geborgenheit, Sicherheit, Urvertrauen, usw. erhält, hat der Mensch eine dem „Fehlen den Liebe“ zugeordnete Mangelstruktur. Die Seele hat quasi ein Loch und ist an manchen Stellen hohl. „Wo“ in der Seele sich das Loch befindet entscheidet letztendlich darüber, welches „Produkt“ ausgewählt wird. (Wie Sie vielleicht merken ist der Begriff des „Produktes“ in diesem Zusammenhang sehr stark mit Ekel, Scham und evtl. auch Schuldgefühlen besetzt).
Die Mängelstruktur ist also die Struktur der fehlenden Liebe in der Seele des Menschen.
Einfach gesagt neigt der Erwachsene, der an einem Liebesdefizit leidet, auf eine sich selbst verstärkende Art und Weise (Konditionierung) zunehmend dazu, seinen durch das kapitalistischen System verursachten Mangel an elementarster Liebe durch den Konsum von Pornographie zu ersetzen[5], nachdem andere Konsummöglichkeiten ausgeschöpft sind. Das Alter der „Objekte des Begehrens“ sinkt dabei im reifen Kapitalismus immer weiter ab[6].
Demjenigen, dem das nicht reicht und überwiegend überhaupt nicht dazu in der Lage
ist, seine elementarsten Bedürfnisse innerhalb seines sozialen Netzwerks zu stillen, wird wohl sogar
käufliche sexuelle Dienstleistungen (Prostitution) in Anspruch nehmen, wenn er (oder sie) den „Trieb“
nicht in irgendeiner Weise sublimieren kann, bzw. den Mangel auf eine natürliche Art und Weise ausgleichen kann.
So finden sich logischerweise in allen größeren Städten Puffs, Bordelle, Vergnügungs- und „Sex-Bespaßungseinrichtungen“
in denen der „körperliche Teil der Liebe“ käuflich wird. Dass dabei der ganze „Rest“
der Bedürfnisse, nämlich das, was über eine rein sexuelle Beziehung hinaus auch Gegenstand der Beziehung ist,
bleibt jedoch unbefriedigt.
Für „exotischere“ Bedürfnisse bucht der kapitalistische liebeshungrige
Mensch als Sex-Tourist einfach eine Reise in eins derjenigen Schwellen und Entwicklungsländer, in denen die Preise
für derlei „Dienstleistungen“ besonders niedrig sind und sonst auch grenzenlose Möglichkeiten bestehen.
So verkommen die ärmeren Länder der Welt zu einem „Selbstdienungsladen“ für nicht notwendiger Weise
reiche Sex-Hungrige aus den Industrienationen!
Die schlimmste Form der Ausbeutung (Ausbeutung ist eine Übertragung von Heteronomie, also ein Zwingen) die von einem liebeshungrigen Mangelwesen ausgehen kann, ist der sexuelle Missbrauch von Kindern in jeglicher Form[7]. Die Neigung, eine solche Handlung an einem Kind zu begehen, heisst Pädophilie und wird in der Sexual-Psychologie „formal“ als eine Störung sexuellen Präferenz (Fehlausrichtung des sexuellen Begehrens) bezeichnet. Der/Die Pädophile ist in der Stillung seines/ihres Begehrens auf Kinder ausgerichtet. Aufgrund der Mängelstruktur leidet der pädophile Mensch also an einem Mangel an Zuneigung in seiner eigenen Entwicklung zum Zeitpunkt des Alters des missbrauchten Kindes. Im Grunde versucht der ein Kind sexuell missbrauchende Mensch den Mangel, sein „seelisches Loch“, durch die sexuelle Handlung an einem Kind zu kompensieren. Die Ursache des Missbrauchs liegt also in der Kindheit des Täters. Die Wirkung kann wieder Ursache werden, wenn das missbrauchte Kind aufgrund von sozialer Stigmatisierung und Ausgrenzung wieder zum Täter wird. Auf diese Weise pflanzen sich solcherlei Neigungen entlang der Generationen und innerhalb der Gesellschaft fort.
Ursächlich für fast alle Erscheinungen und physische Darstellungen von Missbrauch ist initial der Mangel an Zuwendung, Geborgenheit und Nestwärme zum Kind. Eine Gesellschaft, die einem kapitalistischen System untergeordnet ist, welches seine Mitglieder dazu verleitet, die Liebe (die Schaffenskraft) nicht mehr der Familie zu geben, sondern dem Vorgesetzten oder dem Kapital, wird also logischerweise und notwendigerweise (dies erscheint vielleicht paradox, aber Mangel an Liebe ist eine Not!) immer schlimmere Auswüchse des Mangels an Liebe erleben!
Im vorherigen Abschnitt sahen wir, wie die Transformations- und die Integrationsachse, also unsere Werte und unsere Beziehungen durch den Kapitalismus gestört werden. Wie wir in 2015 wissen, wenn wir uns den Zustand der Welt anschauen, stehen die „Werte“, die zur Aufrechterhaltung des Kapitalismus, dienen (u.a. Sicherheit, Leistungszwang und Hingabebereitschaft, Rationalisierung, Berechenbarkeit, usw.... ) in immer größerem Widerspruch zu den menschlichen Grundwerten Kreativität, Kooperationsbereitschaft und Freiheit. Die Gesellschaft ist deswegen in zunehmendem Maße und auf vielfälltige Art und Weise schizophren, also klassisch „verrückt“ und gespalten, weil sie gegen ihre Natur handeln muss. Viele Menschen leiden unter Anpassungsreaktionen und befinden sich in einer Art seelischem „Dämmerzustand“.
Jesaja Kapitel 29: Die Verblendung des Volkes
Kapitalismus verursacht schwere Persönlichkeitsstörungen. Die Transformationsachse (auch Werteachse) wird in Bezug auf die in der Tabelle aufgeführten Werte polarisiert und auch die Integrationsachse (die nomische Achse, auf der es um die Bestimmung geht) wird polarisiert. Eine Hinterfragung der Werte des Kapitalismus und gar deren Beseitigung oder Abmilderung ist bei positivem Zins systemisch unmöglich, das hysterische (hinterfragende) Element in dieser Auseinandersetzung wird also unterdrückt, die beteiligten Kapitalseigner reagieren zwanghaft. Die Menschen, die Zins zahlen müssen, werden zur Hingabe gezwungen sind fremdbestimmt und leiden aufgrund dessen an Depression. Jene, die Zins nehmen, glauben, dass ihre Angst vor Hingabe (Schizoidie) „quasi Gott-gegeben sei“, dass sie also durch Geburt in das Kapitaleigentum hinein „das Recht“ hätten, den Zins zu nehmen. Die Depression der Arbeiterschaft äußert sich in besonderem Maße als Angst vor selbstbestimmtem Handeln am 0-Zins-Übergang. Die Umkehrung des Zins-Vorzeichens bewirkt, dass sich das systemisch belohnte Handlungsmuster von heteronomer Konkurrenz auf autonome Kooperation (ungezwungene Nächstenliebe) umstellt.
Kapitalismus ist ein also ein perverses Spiel mit übernatürlichen Regeln, welche die Persönlichkeiten der Menschen stört. Es ist eine Art Faschismus der Werte der Kapitalseigner und deren Spielregeln. Es gibt in der Natur kein totes Ding, welches sich von alleine vermehrt. Wenn Sie einen Vorrat von irgendetwas aufbauen, was kein positiv verzinstes Geld ist, dann wird der Vorrat nicht von alleine wachsen, sondern eher verderben oder höchstens gleichbleiben. Auf gar keinen Fall würde er sich „von alleine“ vermehren, denn das widerspräche der Massen- und Energieerhaltung. Gold zum Beispiel hat einen Zins von nahezu 0. Salz, Getreide, oder was immer man früher zum Tauschen verwendet hat, hat negativen Zins, es verdirbt. Deswegen sind positive Zinsen unphysikalisch und „übernatürlich“.