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29. März 2016

Richtigstellung und Vervollständigung von Spiegel Artikel zu Zinsen

In Spiegel online gibt es einen Artikel zu Leitzinsen[+] und zum Zins allgemein, der einer Richtigstellung bedarf. Im folgenden werden die einzelnen Aussagen kritisch analysiert und eventuell vervollständigt.

Beginn der Bezahlwand


Wirkung von Zinsen in Unternehmen.
In einer Marktwirtschaft[+] hat alles einen Preis, ganz genau. In der Regel ist der Preis positiv. Das bedeutet, dass am Markt beide jeweils etwas geben und etwas nehmen.
Geld gegen Ware.
Ein negativer Preis bedeutet, dass derjenige, der das Gut gibt, auch das Geld gibt und umgekehrt derjenige der das Gut nimmt auch das Geld nimmt.
Der Zins ist ein negativer Preis für Arbeit[+], denn der Sparer nimmt Zins und arbeitet nicht, während der Kreditnehmer (i.d.R. der Unternehmer) arbeitet, bzw. er lässt arbeiten und er gibt Zins.
Der Zins ist die zentrale Perversion des Kapitalismus[+].


Dies ist nun ein logischer Widerspruch, wie ja jede Lüge ein logische Perversion ist. Nur jemand der das Geld nicht braucht wird es wohl verleihen. Ist das Geld verliehen, kann nicht argumentiert werden, dass der Verleih und der Liquiditätsverzicht entschädigt werden müsse, da ja das Geld gerade deswegen verliehen wurde, weil es nicht gebraucht wurde. Sparzwänge sind als Eingriff in die Selbstbestimmung in jedem Fall abzulehnen, wenn davon vitale Funktionen betroffen sind.


Dies ist wiederum ein Zirkelschluss.

In einem Vollreserve-System[+] ist Inflation Wirkung des Sparens, denn der Zins und zusätzlich die Kosten der Bank[+] werden ja von Kreditnehmern erwirtschaftet und können die Zinsen nicht anders eingespart werden, so muss der Unternehmer die Zinsen letztendlich von den Kunden nehmen, indem er die Preise erhöht.

In einem Mindestreservesystem[+] ist Inflation[+] nur noch schwache Wirkung davon, dass gespart wird, denn Banken[+] schöpfen durch Kreditvergabe nahezu Geld aus dem Nichts. In einem Mindestreservesystem[+] entsteht die Zins-Schuld also einfach dadurch, dass Kredite nachgefragt werden. Unternehmerische Aktivität wird durch die Banken[+] mit Hilfe des Zinses bestraft. Als Wirkung der Aufnahme von Krediten steigen die Preise eventuell, wenn die Zinsen nicht anders eingespart werden können. Soll der Realzins von Erspartem positiv sein, müssen also die Sparzinsen über der Inflationsrate[+] liegen.

Inflation[+] ist also in jedem Fall (Vollreserve- oder Mindestreserve-System) die Wirkung von Kreditzinsen und Kreditzinsen sind die Wirkung von Sparzinsen, denn Kredite sind die Einnahmequelle der Banken[+]. Wenn Banken[+] Zinsen an Sparer zahlen sollen, dann müssen sie Kredite vergeben, denn sie stehen bei positivem Sparzins unter einem Kontrahierungszwang[+], müssen also Kreditnehmer in Verträge mit entsprechendem Zins „bringen“ und das führt mit einer Korrelation von 90% Zins:Inflationsrate[+] (z.B. O. Holtemöller: Geldtheorie und Geldpolitik[+]) zur Inflation[+].

Zins (english interest) und Inflationsrate[+] (english inflation rate).


Dies ist wieder ein einfach durchschaubarer Zirkelschluss, denn das Risiko entsteht vor allem als Wirkung des Kreditzinses, denn alle Kreditnehmer müssen ja versuchen, ihre Kredite zurückzuzahlen und konkurrieren um die Quellen aus denen sie den Zins zurückzahlen. „Den Letzten“, der es nicht schafft den Zins aus seinem Marktunternetz zu ziehen „beißen die Hunde“ und so schlägt das Risiko für den Investor/Sparer zu!

Zinsen sind also die Ursache[+] für das Risiko und nicht die Wirkung!


Die Lügen werden zusammengefasst und von der Systempresse in einen schönen Satz verpackt.


Bei 10% Kreditzins und „normalen“ Tilgungsraten werden schon recht „üppige“ Gesamtzinsen gezahlt. Im Abschnitt über Wertschöpfung wird die der folgenden Grafik zugrundeliegende Formel zur Berechnung des gesamten Zinses hergeleitet:

Tilgung eines Kredits
Gesamte Zinszahlung bei einem Kreditvolumen von 2100EUR als Funktion des Kreditzinses $z_K$ und der Tilgungsrate $y_\text{rp}$.





Wie gesagt: Bei einem Mindestreserve-System schöpfen Banken[+] Geld aus dem Nichts und so bildet sich ein „Preis“ des Geldes (der Zins) aus der Nachfrage und aus dem Angebot, das aus einer Mischung aus Zentralbank[+]-Geld und den privaten Spareinlagen der Kunden besteht.

In diesem Zusammenhang von der „Lust der Unternehmen“ zu sprechen, Kredite aufzunehmen, ist eine vollkommene Perversion dessen, was eigentlich ein positiver Kredit-Zins ist: nämlich ein Zwang[+] bzw. eine Einschränkung der Privatautonomie[+].

Die Kombination der Affekte von Lust und dem tatsächlichen Zwang[+] der auf der Unternehmerseite herrscht, bzw. die Besetzung eines Zwangs[+] mit Lust lässt einige Rückschlüsse auf die Seele des Autors des Spiegel-Online-Applets zu, je nachdem auf welcher Seite, also Zins-Nehmer „Domina“ oder Zins-Geber „Sklave“, er sich sieht.


Am Ende des reifen Kapitalismus[+] muss der Staat trotz der hohen Staatsschulden eigentlich immer stärker investieren um die immensen Schäden des Kapitalismus[+] zu kompensieren, die zu einem großen Teil außerhalb des Währungsraums auftreten und sich aber zunehmend auch innerhalb des Systems auszuwirken beginnen (globale und lokale Armut und deren Folgeerscheinungen).

In dieser Situation den Zins als „Preis des Geldes“ zu betrachten, der sich aus dem Spiel von Angebot und Nachfrage bildet ist eine bodenlose Unverfrorenheit und Dreistigkeit, welche nur als moralisch abartig bezeichnet werden kann!


An diesem Sätzen ist hier nun klar zu erkennen, dass der Autor des Spiegel-Online-Applets auf einem anderen Planeten lebt, als die überwältigende Mehrheit der Menschheit, die jeden Tag mit den fatalen Auswirkungen des entgrenzten, globalisierten Kapitalismus' konfrontiert ist.





Was bedeutet die Formuliereung, dass die Wirtschaft „überhitzt“ sei?

Nehmen am Anfang eines Konjunktur[+]-Zyklus' viele Unternehmen einen Kredit auf, weil der Zins niedrig ist und geben sie es auch aus, so gelangt das über Kredite aufgenommene Geld in den Umlauf. Die Chance dann in einem solchen hoch-liquiden Umfeld einen eigenen Kredit zurückzahlen zu können, steigt also mit der sich im Umlauf befindlichen Geldmenge[+] an. So steigt auch die Nachfrage nach Krediten.

Da ja gegenüber dem Zustand vor der Zins-Anhebung bis zur Tilgung aller Kredite sämtliche Zinsen eingespart werden müssen, steigt mit dem Volumen vergebener Kredite die Gefahr, dass die Kredite nicht zurückgezahlt werden können, weil der Zins nicht eingespart werden kann. Um den Prozess der Schuldentstehung, also das Überhitzen der Wirtschaft, zu stoppen, wird die Aufnahme von Krediten durch die Anhebung der Zinsen gedämpft. Die Kreditaufnehmerate sinkt, die Schulden müssen Stück für Stück zurückgezahlt werden.

Ende der Bezahlwand

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Tim Deutschmann

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