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13. Januar 2017

In Antwort auf Email von Reinhold Tomczak

Hallo Reinhold,

die Text-Stelle bezieht sich auf meine Interpretation einiger Begriffe in der christlichen Philosophie.

Ich will ganz grob die Basis meiner Interpretation erläutern.

Ich bin Konstruktivist und halte Gott für so etwas wie die „totale Selbst-Projektion“.

Gott ist die projizierte (also modellhafte) Ursache[+] von allem und ich vermute daher, dass die Vorstellung von einem Gott vor 5.777 - 6.000 Jahren aus dem Prozess des Kapitalismus[+], also der Zins-Nahme heraus entstanden ist.

Ich stelle mir vor, dass die Menschen, die zum ersten Mal anfingen, Zins zu nehmen dem wunderlichen Prozess einen Namen gaben.

Sie nannten ihn Gott.

Außerdem definierten sie einen Ort (einen Begriff), mit denen sie Objekte des Geistes, also der Vorstellung und des Denkens, der seelischen sozialen Interaktion benennen und beschreiben konnten (Himmel), so wie sie einen Ort der Handlung, der Praxis und der physischen[+] sozialen Interaktion definierten (Erde).

Ich denke, dass Engel für Gedanken, Eingebungen und Assoziationen stehen.

Insgesamt hat der Zins eine integrierende Wirkung auf ein Volk, weil er Schuld-Verhältnisse erzeugt.

Ein Schuld-Verhältnis ist die (rechtsstaatliche) Ursache[+] für eine Beziehung und die Wirklichkeit entsteht (auch) in Beziehungen zu anderen.

Wer ist ein Volk oder auch 'das Volk'?

Ich meine mal gelesen zu haben, dass Volk etymologisch mit Gefolge zusammenhängt. Das muss also nicht unbedingt mit dem Zins zu tun haben. Es reicht, wenn die Menschen des Volkes Anhänger eines eigenen Glaubens und einer eigenen Wert-Ordnung[+] sind.

Auch Demokratie ist bisher noch immer Herrschaft, sogar dem Namen nach, Regeln werden da verodnet und 'geben' erfolgt dort im Sinne von 'befehlen' und nicht im Sinne einer Vereinbarung. Solange Macht herrscht, wird Macht auch missbraucht.

Das Zusammenspiel von Finanz-„Wirtschaft“, Real-Wirtschaft („w(i/e)rd g'schafft“) und Staat.
Die Demokratie so wie sie bei uns läuft ist eine Stell-Vertreter-Demokratie.

Die Politiker werden vom ganzen Volk gewählt, sollen auch das ganze Volk vertreten, sind aber zugleich Spielball der Interessen des Kapitals.

Das Kapital stellt sich folgendermaßen dar:

(Was fehlt hier noch?)

Das Kapital muss aufgrund des Zinses ständig wachsen[+]. Der Zins (Miete, Pacht, Lizenzgebühr, usw.) wird immer erarbeitet. Vom Zins kommen also die Zwänge[+] zur Arbeit[+].

Aristoteles ( 1. Buch, 1258b ) sagte dazu:

„Da die Chrematistik eine doppelte ist, die eine zum Handel, die andre zu Ökonomik gehörig, die letztere notwendig und lobenswert, die erstere auf die Zirkulation gegründet und mit Recht[+] getadelt (denn sie beruht nicht auf der Natur, sondern auf wechselseitiger Prellerei), so ist der Wucher mit vollstem Recht[+] verhaßt, weil das Geld selbst hier die Quelle des Erwerbs und nicht dazu gebraucht wird, wozu es erfunden ward.

Denn für den Warenaustausch entstand es, der Zins aber macht aus Geld mehr Geld. Daher auch sein Name [griechisch "tokos" - Zins und Geborenes - Anm. JL]. Denn die Geborenen sind den Erzeugern ähnlich.

Der Zins aber ist Geld von Geld, so daß von allen Erwerbszweigen dieser der naturwidrigste.“

Mohammed[+] sagte (Sure 2 Vers 275, die Kuh, al-Baqara):

„Diejenigen, die Zins verschlingen, werden nicht anders aufstehen als jemand, den der Satan durch Wahnsinn hin und her schlägt.

Dies (wird sein), weil sie sagten:

„Verkaufen ist das gleiche wie Zinsnehmen.“

Doch hat Allah Verkaufen erlaubt und Zinsnehmen verboten.

Zu wem nun eine Ermahnung von seinem Herrn kommt, und der dann aufhört, dem soll gehören, was vergangen ist, und seine Angelegenheit steht bei Allah.

Wer aber rückfällig wird, jene sind Insassen des (Höllen)feuers.

Ewig werden sie darin bleiben.“

Man muss also grundsätzlich den Zins beim Verleih von Geld unabhängig vom Gewinn beim Handel (Mehrwert bei Marx[+]) betrachten. Entscheidend ist, was mit den akkumulierten[+] Gewinnen geschieht. Bei positivem Zins wachsen[+] diese Ansammlungen von Totem und zwingen das Lebendige zur Arbeit[+] und darin steckt der Irrsinn des Kapitalismus[+].

Es ist richtig, dass über den Handel Macht ausgeübt wird. Wie das geschieht ist in der Metapher der „unsichtbaren Hand“ beschrieben.

Der Zins stört nämlich das Markt-Gleichgewicht. Ich habe das einmal hier ausgerechnet.

Zusammenfassung (unsichtbare Hand[+])

Die Zins-Schulden, die am bestehenden Kapital entstehen, werden über die Störung des Markt-Gleichgewichts vom Kapital ausgehend nach Außen abgeleitet, wenn sie nicht irgendwo entlang der Wert-Schöpfungs-Ketten allokiert werden können. Mit Allokation meine ich die Bereitschaft und die Fähigkeit eines einzelnen Markt-Teilnehmers entlang der Kette, die Zins-Schuld selbst zu tragen und sie also nicht auf Markt-Partner zu übertragen.

So betrachtet ist Globalisierung ein Verdrängungs-Prozess von Zins-Schulden.

Die Schulden „strahlen vom Kapital ab“ und werden auf weiter außen Stehende (am Rand der Zivilisation) übertragen. Deswegen ist die Kolonial-Zeit als eine frühe Phase der Globalisierung begreifbar.

Es herrscht also nicht nur das Volk über die Demokratie, sondern, bei positivem Zins vor allem das Kapital.

Das Prinzip der sozialen Markt-Wirtschaft beruht nun einfach darauf, diesen Prozess der Zins-Allokation möglichst sozial-verträglich zu gestalten.

Bisher habe ich angenommen, eine gewaltlos geregelte Anarchie könnte einen neuen Versuch der Gesellschaftstransformation wert sein.

Die Bestimmung in einer Hierarchie geht vom Kopf der Pyramide aus und dorthin fließt der Zins als Ausdruck der Bestimmung. Die Weisungs-Richtung (Direktion) verläuft von oben nach unten. „Der Tod (das Tote) regiert.“

Die Bestimmung geht in einer Heterarchie von unterschiedlichen Zentren aus. Mal ist es die Leber, mal die Galle, oder die Nieren. Das Organ, welches gerade bestimmt definiert die Weisungs-Richtung. Du bist Arzt, damit kennst Du Dich aus. Der Zins fließt dem gesamten Organismus zu, doch manchmal muss man sich bei der Wahl der Nahrung nach einzelnen Organen richten. „Das Leben regiert.“

?
Eine Anarchie zeichnet sich durch ein Fehlen von Ordnung[+] aus. Es gibt keine regelmäßige Direktion, bzw. keine Regel zur Ordnung[+] der Bestimmung. „Der Zufall regiert.“

Inzwischen hege ich Zweifel, ob mit verordnetem Verhalten überhaupt so etwas möglich ist, oder sich das Grundverhlalten, denn darum geht es, nur in einem kontinuierlichen Mehr-Generationen-Prozesse ändern Kann, sich von außen gar nicht ändern lässt.

Ich bin ja ein Freund der Selbst-Bestimmung. Ich denke, dass der Mensch nur aus sich selbst heraus sein Verhalten auf eine gesunde Art und Weise verändern kann. Mit der Ausübung von Zwängen[+] läuft man immer Gefahr, dass die Veränderung die bewirkt wird nicht nachhaltig ist, weil sie mit der selbst-bestimmten Veränderung unvereinbar ist. Ich denke, man darf jemandem das Nehmen von bestimmten Dingen verweigern, doch darf man nicht einfach von ihm nehmen um ihn zu verändern.

Ändern ist womöglich ein intransitves Verb, wie ärgern, jedenfalls in Bezug auf menschliches Grundverhalten. Oberflächenverhalten ändert sich dagegen meistens sehr schnell, allein durch technisch-techologische Evolution[+], angetrieben von der Schöpferkraft der Menschen und ihrem interessengeleitetem merkantilen Handeln.

Ich glaube, dass alle Elemente des Über-Ichs aus der Zins-Nahme entstanden sind. Das kollektive Über-Ich[+] und unsere Werte, sind Regeln, Gesetze und Normen die uns das Überleben im Kapitalismus[+] ermöglicht haben. Es sind Anpassungen an die Zins-Nahme.

Das Hirn ist quasi die Bundeslade, die Regeln, Gesetze und Normen liegen darin und sind in Stein gehauen, und unsere Ängste[+] (die Cherubim[+]) „bewachen“ sie.

Spezifische angeborene Verhaltensmuster sind offenbar Jahrtausende alt, denn unsere Altvorderen schimpften in der gleichen Weise wie unsere Großeltern über die Verderbtheit der Jugend.

[...]

Gott ist Herrscher Himmels und der Erden, außerdem allmächtig, sagen und schreiben seine Priester und wollen kassieren, wenn sie uns Seelenheil zu verkaufen versuchen (Pierre Bourdieu). Wenn jemand reich wird, ist das ein sicheres Zeichen dafür, dass er gottgefällig lebt, sagen die Evangelikalen in USA, je reicher desto gefälliger.

Übersicht über Zinsflüsse[+] bei positivem und negativem Zins.
Ja, die Religion (vor allem das Christentum und der Islam) wurde dazu missbraucht, die Menschen innerhalb des Kapitalismus[+] zur Hingabe zu erziehen. Aber selbst Hingabe braucht eine Grenze, wenn ihre Wirkung nur dazu führt, dass das Tote wächst[+] und das Gewachsene[+] dem Leben genommen wird!

An dieser Grenze stehen wir nun.

Wir kehren jetzt um, machen die Zinsen negativ, so dass die Wirkung der Hingabe ist, dass vom Toten (dem Kapital) genommen wird um dem Leben zu geben.

Darf ich diese Email (mit Deinem Text drin) veröffentlichen, Reinhold?

Viele Grüße,

Tim

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Querverweise auf 'In Antwort auf Email von Reinhold Tomczak'

Tim Deutschmann

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