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27. Januar 2017

Ein uralter messbarer Vernunft-Begriff: Der Urzins

Man muss Wichtiges wiederholen, damit es in das Gedächtnis wandert, und erst, wenn man dazu in der Lage ist, Erlerntes im Alltag wieder zu erkennen ist es auch wirklich gelernt.

Wie nutzlos sind doch philosophische Konzepte, die sich im Alltag nicht anwenden lassen?

Auf geht es.

Ohne Begriffe gibt es nichts zu begreifen.

Jeder kennt die Begriffe 'Mittel[+]' und 'Zweck[+]'.

Ein 'Mittel[+]' kann ein Werkzeug sein oder das, was wir überhaupt tun, unsere Handlung. Der 'Zweck[+]' ist das, was wir damit erreichen wollen.

Beispiele für Mittel[+] und Zweck[+] sind:

Fahrrad - Ausflug
Hammer und Nagel - Bild aufhängen
aufräumen - ?

Oft, wenn nicht immer ist es so, dass das Mittel[+] etwas kostet. Z.B. kostet es Arbeit[+] oder Geld. Wieviel wir bereit sind für ein Mittel[+] herzugeben hängt davon ab, wie wertvoll uns der damit erreichbare Zweck[+] ist.

Wir geben für das Mittel[+] hin und nehmen vom / den Zweck[+].

Als vernünftig[+] bezeichnen wir solche Mittel[+], welche einen kleineren Wert haben als der damit erreichbare Zweck[+].

Wir haben hier also einen messbaren Vernunftbegriff[+].

Unvernünftig[+] sind also solche Mittel[+], die einen größeren Wert haben, die also mehr kosten, als der damit erreichbare Zweck[+].

Beispiele:

vergoldeter Hammer (Mittel[+]) zum Nageln (Zweck[+])

Kohle und Atom-Kraft-Werke (Mittel[+]) zur Energie-Erzeugung (Zweck[+])

Massen-Tier-Haltung (Mittel[+]) für den Fleisch-Genuss (Zweck[+])

bestimmte chemische Lebens-Mittel[+] Zusätze zur Geschmacks-Verbesserung

Glyphosat zur Unkraut-Bekämpfung

usw...

Abschließend braucht es noch einen Begriff für die Differenz des Werts des Mittels[+] und des Werts des Zwecks[+].

Prinzip des Ur[+]„zinses“: ein Mittel[+] ist genau dann vernünftig[+], wenn sein Wert kleiner ist, als der Wert des damit zugänglich gewordenen Zwecks[+]. Der Urzins[+] ist ein subjektives Vernunftmaß[+].
Dies ist der Nutzen[+]. Also: $$ \text{Nutzen}=\text{Wert}(\text{Zweck})-\text{Wert}(\text{Mittel}) $$ Vernünftige Mittel[+] haben also positiven Nutzen[+] und unvernünftige[+] Mittel[+] haben negativen Nutzen[+].

Wo findet man diesen uralten messbaren Vernunft Begriff bei Karl Marx, Silvio Gesell, Ludwig von Mises, und was hat Vernunft mit der kapitalistischen Wirtschaft zu tun?

Wer „Das Kapital“ von Karl Marx[+] gelesen hat, der findet den Begriff des Mehr-Werts als Differenz des Tauschwerts und des Gebrauchswerts.

Marx[+] unterstellt den Kapitalisten eine eigen-nützige, egoistische und ausbeuterische Natur und macht darin das Leid und Elend der Arbeiterschaft[+] fest. Marx[+] hat Recht[+], doch fehlt in seiner Darstellung etwas, das in seiner Konsequenz den Aussagen von Marx[+] nicht widerspricht, sondern sie erklärt. Um dieses 'etwas' aufzuzeigen muss man beim Gemeinsamen beginnen und dieses Gemeinsame ist ein uralter messbarer Vernunft[+] Begriff (wahrscheinlich 5.777 Jahre alt).

Silvio Gesell[+] und Ludwig von Mises[+] nannten diesen messbaren Vernunft[+]-Begriff den Urzins, doch gab es auch zwischen diesen großen Geld-Theoretikern Miss-Verständnisse über seine exakte Definition.

Ludwig von Mises[+] definiert den Urzins so:

„Der ursprüngliche Zins oder Urzins[+] ist kein Preis und wird nicht auf dem Markte durch Zusammenwirken einer Nachfrage nach und eines Angebots von Kapital oder Kapitalgütern gebildet.

Er tritt auf dem Markte in der Preisbildung[+] aller Güter und Dienstleistungen in verschiedener Bewertung gegenwärtiger und künftiger Güter und Dienstleistungen zutage.

Er ist im Gedankenbild der gleichmäßigen Wirtschaft durch den Betrag gegeben, um den die Summe der Preise der komplementären Güter hinter dem Preise der entsprechenden Genussgüter zurückbleibt.“
Das Zitat ist aus v. Mises' Buch über die österreichische Schule der National-Ökonomie.

Ludwig von Mises[+] unterscheidet also die Summe der Preise der „komplementären Güter“ von den Preisen der entsprechenden Genuss-Güter und benennt den Unterschied, die (logarithmische) Differenz als Urzins[+].

Vergleicht man diese Definition mit Marx[+], so sind die „komplementären Güter“ all jene Güter, die zur Herstellung eines Gutes gemeinsam (ergänzend, komplementär) benötigt werden. Sie sind also für ein Produkt alles, was zu seiner Herstellung nötig ist.

Ein Unternehmen, das an den Kapitalmarkt und Märkte für materielle Güter und Arbeit[+] angeschlossen ist.
Diese Güter sind natürlich die Roh-Stoffe und Betriebs-Mittel[+], sowie das sonstige konstante Kapital (Marx[+]) und die Arbeit[+] (Teil des variablen Kapitals bei Marx[+]) die zur Produkt-Synthese notwendig ist.

Die Summe der Preise der komplementären Güter (Begriff von v. Mises) besitzen am Einkaufs-Markt einen Tausch-Wert (Begriff von Marx[+]).

Als Genuss-Gut (Begriff von v. Mises) wird nun der Gebrauchs-Wert (Begriff von Marx[+]) der Güter für den Konsumenten / Käufer bezeichnet, der ja höher sein muss, als die Summe der Tauschwerte der komplementären Güter.

Damit der Unternehmer überhaupt einen Gewinn macht, müssen die Einnahmen (der Markt-Preis des Produkts) größer sein als die Ausgaben (die Kosten sämtlicher Produktions-Mittel[+]).

Der sog. Mehrwert, die Differenz von Tausch-Wert und Gebrauchs-Wert, ist also das Äquivalent des Urzinses[+] von Ludwig von Mises[+].

Vom Zins redet Marx[+] jedoch nicht, obwohl er in seiner Einleitung ein Aristoteles[+]-Zitat zur Geld-Wirtschaft nennt:

„Da die Chrematistik eine doppelte ist, die eine zum Handel, die andre zu Ökonomik gehörig, die letztere notwendig und lobenswert, die erstere auf die Zirkulation gegründet und mit Recht[+] getadelt (denn sie beruht nicht auf der Natur, sondern auf wechselseitiger Prellerei), so ist der Wucher mit vollstem Recht[+] verhaßt, weil das Geld selbst hier die Quelle des Erwerbs und nicht dazu gebraucht wird, wozu es erfunden ward.

Denn für den Warenaustausch entstand es, der Zins aber macht aus Geld mehr Geld. Daher auch sein Name [griechisch "tokos" - Zins und Geborenes - Anm. JL]. Denn die Geborenen sind den Erzeugern ähnlich.

Der Zins aber ist Geld von Geld, so daß von allen Erwerbszweigen dieser der naturwidrigste.“
Aristoteles (1. Buch, 1258b).

Wie bekommt man das nun alles unter einen Hut und wie verbindet man es mit der Alltags-Philosophie eines jeden vernünftigen Menschen?

Das geschieht durch Übersetzung:

Alltags-Sprache Karl Marx[+] Ludwig von Mises[+]
Wert des Mittels[+] Tausch-Wert Summe der Preise der komplementären Güter
Wert des Zwecks[+] Gebrauchs-Wert Preis des Genuss-Guts
Nutzen[+] Mehrwert Urzins[+]

Wie kann man das erkennen, was heute so wichtig ist, und was hat Marx[+] vergessen?

Bei Marx[+] fehlt der Zins (auch Miete, Pacht, Lizenz-Gebühr, usw...).

In der Bilanz des Unternehmers sind die komplementären Güter (die Mittel[+]) auf der Kosten/Ausgaben-Seite, während der Wert der Genuss-Güter auf der Einnahmen-Seite (der Wert des Zwecks[+]) steht.

Viele, wenn nicht alle (manche sagen 80%) der Unternehmungen werden durch Kredite finanziert. Unternehmer zahlen also Zinsen (Mieten, Pachten usw.).

Entscheidend ist jedoch der Geld-Markt-Zins, der alle anderen Preise und Zinsen beeinflusst. Wie und warum das genau so ist, wird an anderer Stelle erläutert.

Nimmt ein Unternehmen einen Kredit auf, dann wird mehr Geld aus dem Unternehmen heraus an die (Zins-)Gläubiger (zurück)gezahlt als hinein geflossen ist, wenn der Zins positiv ist.

Der Nutzen[+] ist das Kind des schöpferischen Prozesses. Bei positivem Zins geht dieser Nutzen[+] in der Gründungs-Phase (quasi der „Geburt“ des Mittels[+]) an das Kapital, bei negativem Zins leistet das Kapital Geburts-Hilfe und wird dabei „verzehrt“.
Für den Leih-Geber (den Investor, den Sparer, den Vermieter und Verpächter von Produktions-Mitteln[+]) ist also der Zins gleich dem Mehrwert, denn er gibt die Geld-Menge G als Kredit in das Unternehmen hinein und bekommt die Geld-Menge G+z·G wieder heraus.

Der Zins ist der Nutzen[+] und Mehrwert des Sparers (Vermieters, Verpächters usw...) und er wird gezogen aus einer profitablen Unternehmung.

Der Wert aller zur Herstellung eingesetzten Mittel[+] richtet sich (für einen Unternehmer) nach den jeweils aktuellen Tausch-Werten sämtlicher komplementärer Güter, nämlich den Roh-Stoff-Preisen, den Werkzeug-Preisen, den Energie- und Abfall-Beseitigungs-Preisen, den Gebäude-Mieten, Gelände-Pachten, den Kredit-Zinsen und dem Lohn-Niveau.

Der Wert des Zwecks[+] (des Produkts) wird am Markt bestimmt. Die Käufer entscheiden darüber, wieviel ein Produkt wert ist, bestimmen also in einem Prozess, der Preis-Bildung heißt, über den Wert des Zwecks[+].

Wenn der Unternehmer also Gewinn machen will, dann muss der erzielte Markt-Preis logischer Weise den Wert der eingesetzten Mittel[+] übersteigen.

Bei genauerer Analyse (wie bei Marx[+]) unter Einbeziehung der gesamten Wert-Schöpfungs-Kette eines Gutes zerfällt der Markt-Preis eines Gutes in lediglich drei Teile:

Die Roh-Stoff- und Abfall-Beseitigungs-Preise sind also Teil der Arbeits[+]-Kosten, denn die Rohstoffe werden letztendlich immer durch Arbeit[+] gefördert und weiterverarbeitet.

Details und exakte Herleitung hier.

Fazit

Der Wert des Produkts welches in der Hand des Konsumenten zum Mittel[+] wird setzt sich also zusammen aus den Gewinnen des Unternehmers und der Arbeiter[+] (den Löhnen) für ihre Arbeit[+] und dem Zins.

Nutzen[+]-Bilanz des schöpferischen Prozesses. Bei positivem Zins geht dieser Nutzen[+] in der Gründungs-Phase (quasi der „Geburt“ des Mittels[+]) an das Kapital, bei negativem Zins leistet das Kapital Geburts-Hilfe und wird dabei „verzehrt“.
Der Zins ist dem Konsumenten und Käufer jedoch als Wert im Gebrauchswert des Produktes nicht erkennbar. Erkennbar ist nur die Arbeit[+], die im Produkt steht. Der Unternehmer muss bei der Preis-Verhandlung im Vergleich zu einem Zins von 0% oder gar einem negativen Zins (!) einen höheren Mindest-Preis ansetzten, wodurch der Nutzen[+] des Mittels[+] für den Konsumenten und Käufer kleiner ist, denn das Mittel[+] kostet mehr, als es ohne Zins oder bei negativem Zins kosten würde (Inflation[+]).

Der Zins schmälert also den Nutzen[+] des Käufers und vermehrt das verliehene Kapital. Er nutzt dem Leih-Geber und er zwingt den Unternehmer, die Arbeits[+]-Kosten z.B. durch Mehr-Arbeit[+] zu senken oder die Roh-Stoff-Preise zu senken.

Der Untehmer ist durch den Zins in den Kapital-Kosten dazu gezwungen auf günstigere Roh-Stoffe und Arbeiter[+] auszuweichen.

Genau dies, nämlich der Zins, treibt also die Globalisierung voran und die Verarmung des Proletariats[+].

Wem nutzt also der positive Zins und die Globalisierung?

  1. jedenfalls der Gesamtheit der Sparer und dem Kapital
  2. (nicht unbedingt) auch den Unternehmern
jedoch nicht der Gesamtheit der Arbeiter[+] und der Lohn-Abhängigen der Welt und der übrigen Lebewesen, denn sie konkurrieren bei positivem Zins mit dem toten Kapital vor den Bedürfnissen der Menschheit.

Für wen ist der Kapitalismus[+] (der positive Zins) also vernünftig[+]? Für die Kapitalisten und das tote Kapital. Für wen nicht? Für das arbeitende Leben.

Deswegen möchte ich mit der sogenannten Selbst-Zweck[+]-Formel von I. Kant abschließen und mit einem Appell an jeden Sparer:

„Handle so, daß du die Menschheit sowohl in deiner Person, als in der Person eines jeden andern jederzeit zugleich als Zweck[+], niemals bloß als Mittel[+] brauchest.“
Ihr Sparer:

Akzeptiert doch bitte die negativen Zinsen und gebt sie hin, denn sie nutzen allen, auch Euch, denn Ihr tut Gutes damit.

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Querverweise auf 'Ein uralter messbarer Vernunft-Begriff: Der Urzins'

Tim Deutschmann

USt-IdNr.: DE342866832

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