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26. September 2017

Mut zu einer schwarz-gelben Minderheitsregierung!

Niklas Luhmann[+] beschreibt in Soziale Systeme[+], Kapitel 3, Doppelte Kontingenz[+], Abschnitt IV, die Liebe der Eltern zum Kind (Kind: das Kommunikationssystem innerhalb der Koalition, aber auch jenes zwischen Koalition und Opposition) unter der Grundbedingung der doppelten Kontingenz[+] als einen resonanten (zirkulären) Prozess, der durch ein Wechselspiel von Stabilität und Instabilität gekennzeichnet ist.

Wir müssen uns jetzt der Frage stellen, wieso das Problem der doppelten Kontingenz[+] »sich selbst löst«; oder weniger zugespitzt formuliert: wie ist dazu kommt, dass das Auftreten des Problems einen Prozess der Problemlösung in Gang gesetzt.

Entscheidend dafür ist der selbstreferentielle Zirkel [die Resonanz[+]] selbst: Ich tue, was Du willst, wenn Du tust, was ich will. Dieser Zirkel [diese Resonanz[+]] ist, in rudimentärer Form, eine neue Einheit [das Kind], die auf keines der beteiligten Systeme zurückgeführt werden kann. Er mag in jedem der beteiligten Systeme präsent sein als Bewusstseinsinhalt bzw. als Kommunikationsthema. Dabei ist aber immer schon vorausgesetzt, dass er auch in anderen Systemen präsent [spiegelgleich] ist. Diese Voraussetzung entsteht, was immer ihre Realitätsbasis sein mag, nicht beliebig. Sie mag in Grenzfällen auf Irrtum beruhen ( der andere hat mich noch gar nicht gesehen oder noch nicht als möglichen Interaktionspartner eingeschätzt ), aber wenn sie betätigt wird, schafft sie die entsprechende Realität - und sei es nur, dass sie dem anderen die Möglichkeit[+] gibt, sich nicht darauf einzulassen und den Kontakt sofort zu beenden.

Wir brauchen die Anlässe nicht genauer zu analysieren: was entsteht, ist ohnehin neu und, was immer die Anlässe sein mögen, immer dasselbe: eine zirkulär geschlossene Einheit. In dieser Einheit hängt die Bestimmung jedes Elements von der eines anderen ab, und gerade darin besteht die Einheit. Man kann diesen Grundtatbestand auch als eine sich selbst konditionierende Unbestimmtheit charakterisieren: ich lasse mich von Dir nicht bestimmen, wenn Du Dich nicht von mir bestimmen lässt.

Es handelt sich, wie man sieht, um eine extrem instabile Kernstruktur, die sofort zerfällt, wenn nichts weiter geschieht. Aber diese Ausgangslage genügt, um eine Situation zu definieren, die die Möglichkeit[+] in sich birgt, ein soziales System zu bilden. Diese Situation verdankt ihre Einheit dem Problem der doppelten Kontingenz[+]: auch sie ist daher nicht auf eines der beteiligten Systeme zurückzuführen. Sie ist für jedes der beteiligten Systeme Moment des eigenen Umweltverhältnisses [Koalition - Opposition, Parlament - APO], zugleich aber Kristallisationskern für ein emergentes[+] System/Umwelt - Verhältnis [demokratischer Wandel]. Dies soziale System gründet sich mithin auf Instabilität. Es realisiert sich deshalb zwangsläufig als autopoietisches[+] System. Es arbeitet mit einer zirkulär geschlossenen Grundstruktur, die von Moment zu Moment zerfällt, wenn dem nicht entgegengewirkt wird. Dies geschieht formal durch Enttautologiesierung [etwa Konsensbildung durch Disput] und, was Energie und Information betrifft, durch Inanspruchnahme von Umwelt [Hört auf die Gemeinden!].
Angesichts der sozialen Lage in Deutschland ist eine schwarz-gelbe Koalition und Minderheitsregierung die wohl stabilste parlamentarische Konstellation, wenn die Blockzwänge in den Fraktionen genügend gering sind, also (systemische) Spielräume innerhalb der Fraktionsgrenzen vorhanden sind, weil man dann in der Opposition spiegelgleich soziale (linke) wie rechte Anteile hat. Wichtig für die Regierung ist innere Stabilität und da sind die Tautologien und Widersprüche in schwarz-gelb kleiner als in Jamaica.
Peter Kruse zu der Frage: Wie baue ich ein soziales Gehirn?

Angela Merkel müsste also um Stabilität zu ermöglichen etwas tun, vor dem sie am meisten Angst[+] hat: Instabilität zulassen, also sozusagen über das Wasser laufen, statt baden zu gehen. Die kapital-konservative[+] Seele dürfte zumindest kurzfristig keine Angst[+] vor so einer scheinbaren Instabilität haben, weil es ja auch in der AfD-Opposition genügend kapital-konservative[+] Elemente gibt. Die christliche Seele findet sich dann in der langfristig eventuell wachsenden[+] rot-rot-grün-Oppostion wider, der Abenddämmerung des sterbenden Kaptialismus, der Morgenröte der kommenden Welt.

Also: Mut zur Instabilität!
und natürlich nicht vergessen:
Satirische Anmerkung zur Emergenz[+] von Kommunikationssystemen...

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Tim Deutschmann

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