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10. April 2018

Hätte Marx doch Goethe besser verstanden....

Dass Goethe ein Erleuchteter (Illuminat) war, ist vielen Menschen bekannt, doch welche kontingenten Bedeutungen seine Gedichte haben, was er möglicherweise alles damit gemeint hat, als er seine Gedichte schrieb, das kann man nur vermuten. Versucht man es zu interpretieren und findet man Übersetzungen für Teile seiner Gedichte, dann findet man mit der dem Gedicht innewohnenden Logik neue Aussagen, die man dann auf ihren Wahrheitsgehalt überprüfen kann.

Was alles im Faust II drin steckt, das wird man wohl erst nach jahrelangem Studium u.a. auch der griechischen Mythologie erfahren. Doch welcher Literaturwissenschaftler hat schon Ahnung vom Zins und den disjunkten, komplementären Wirkungen seines Vorzeichens und erkennt die makroökonomischen Wirkungen, die wenigstens ich im Faust II schemenhaft verschlüsselt beschrieben sehe?

Für Marx[+], dessen Hass auf die Etablierten sich in seiner Polemik spiegelte, zählte deutsche Prosa nicht oder war für ihn in Frankreich geklaut.

Aus dem kommunistischen Manifest zur deutschen Literatur zu Sozialismus und Kommunismus

Beginn der Bezahlwand

Marx[+] schreibt im kommunistischen Manifest im Kapitel über Sozialistische und kommunistische Literatur, Der reaktionäre Sozialismus[+] zu Teilen der deutschen Geisteselite folgende Zeilen, bei denen ich mir an manchen Stellen, wo es besser passt, das Wort Bourgeoisie[+] durch das Wort Sparertum ersetzt denke (Abschnitt Der deutsche oder der „wahre“ Sozialismus[+]):

Die sozialistische[+] und kommunistische Literatur Frankreichs, die unter dem Druck einer herrschenden Bourgeoisie[+] entstand und der literarische Ausdruck des Kampfes gegen diese Herrschaft ist, wurde nach Deutschland eingeführt zu einer Zeit[+], wo die Bourgeoisie[+] soeben ihren Kampf gegen den feudalen[+] Absolutismus begann.

Deutsche Philosophen, Halbphilosophen und Schöngeister bemächtigten sich gierig dieser Literatur und vergessen nur, dass bei der Einwanderung jener Schriften aus Frankreich die französischen Lebensverhältnisse nicht gleichzeitig nach Deutschland eingewandert waren. Den deutschen Verhältnissen gegenüber verlor die französische Literatur alle unmittelbar praktische Bedeutung und nahm ein rein literarisches Aussehen an. Als müßige Spekulation über die Verwirklichung des menschlichen Wesens musste sie erscheinen. So hatten für die deutschen Philosophen des 18. Jahrhunderts die Forderungen der ersten französischen Revolution nur den Sinn, Forderungen der „praktischen Vernunft[+]“ im allgemeinen zu sein, und die Willensäußerungen der revolutionären französischen Bourgeoisie[+] bedeuteten in ihren Augen die Gesetze des reinen Willens, des Willens, wie er sein muss, des wahrhaft menschlichen Willens.

Die ausschließliche Arbeit[+] der deutschen Literaten bestand darin, die neuen französischen Ideen mit ihrem alten philosophischen Gewissen in Einklang zu setzen oder vielmehr von ihrem philosophischen Standpunkte aus die französischen Ideen sich anzueignen.

Diese Aneignung geschah in derselben Weise, wodurch man sich überhaupt eine fremde Sprache aneignet, durch die Übersetzung.

Es ist bekannt, wie die Mönche Manuskripte, worauf die klassischen Werke der alten Heidenzeit verzeichnet waren, mit abgeschmackten katholischen Heiligengeschichten überschrieben. Die deutschen Literaten gingen umgekehrt mit der profanen französischen Literatur um. Sie schrieben ihren philosophischen Unsinn hinter das französische Original. Z.B. hinter die französische Kritik der Geldverhältnisse schrieben sie „Entäußerung des menschlichen Wesens“, hinter die französische Kritik des Bourgeiosstaates schrieben sie „Aufhebung der Herrschaft des abstrakt Allgemeinen“ usw.

Die Unterschiebung dieser philosophischen Redensarten unter die französischen Entwicklungen tauften sie „Philosophie der Tat“, „wahrer Sozialismus[+]“, „deutsche Wissenschaft des Sozialismus[+]“, „philosophische Begründung des Sozialismus[+]“ usw.

Die französische sozialistisch[+]-kommunistische Literatur wurde so förmlich entmannt. Und da sie in der Hand des Deutschen aufhörte, den Kampf einer Klasse gegen die andre auszudrücken, so war der Deutsche sich bewusst, die „französische Einseitigkeit“ überwunden, statt wahrer Bedürfnisse das Bedürfnis der Wahrheit und statt der Interessen des Proletariers die Interessen des menschlichen Wesens, des Menschen überhaupt vertreten zu haben, des Menschen, der keiner Klasse, der überhaupt nicht der Wirklichkeit, der nur dem Dunsthimmel der philosophischen Phantasie angehört.

Dieser deutsche Sozialismus[+], der seine unbeholfenen Schulübungen so ernst und feierlich nahm und so marktschreierisch ausposaunte, verlor indes nach und nach seine pedantische Unschuld.

Der Kampf der deutschen, namentlich der preußischen Bourgeoisie[+] gegen die Feudalen[+] und das absolute Königtum, mit einem Wort, die liberale[+] Bewegung wurde ernsthafter. Dem „wahren“ Sozialismus[+] war so die erwünschte Gelegenheit geboten, der politischen Bewegung die sozialistischen[+] Forderungen gegenüberzustellen, die überlieferten Anatheme gegen den Liberalismus[+], gegen den Repräsentativstaat, gegen die bürgerliche Konkurrenz, bürgerliche Pressefreiheit, bürgerliches Recht[+], bürgerliche Freiheit[+] und Gleichheit zu schleudern und der Volksmasse vorzupredigen, wie sie bei dieser bürgerlichen Bewegung nichts zu gewinnen, vielmehr alles zu verlieren habe. Der deutsche Sozialismus[+] vergaß rechtzeitig, dass die französische Kritik, deren geistloses Echo er war, die moderne bürgerliche Gesellschaft mit den entsprechenden materiellen Lebensbedingungen und der angemessenen politischen Konstitution vorausgesetzt, lauter Voraussetzungen, um deren Erkämpfung es sich erst in Deutschland handelte.

Er diente den deutschen absoluten Regierungen mit ihrem Gefolge von Pfaffen, Schulmeistern, Krautjunkern und Bürokraten als erwünschte Vogelscheuche gegen die drohend aufstrebende Bourgeoisie[+].

Er bildete die süßliche Ergänzung zu den bitteren Peitschenhieben und Flintenkugeln, womit dieselben Regierungen die deutschen Arbeiteraufstände[+] bearbeiteten.

Ward der „wahre“ Sozialismus[+] dergestalt eine Waffe in der Hand der Regierungen gegen die deutsche Bourgeoisie[+], so vertrat er auch unmittelbar ein reaktionäres Interesse, das Interesse der deutschen Pfahlbürgerschaft. In Deutschland bildet das vom 16. Jahrhundert her überlieferte und seit der Zeit[+] in verschiedener Form hier immer neu wieder auftauchende Kleinbürgertum die eigentliche gesellschaftliche Grundlage der bestehenden Zustände.

Seine Erhaltung ist die Erhaltung der bestehenden deutschen Zustände. Von der industriellen und politischen Herrschaft der Bourgeoisie[+] fürchtet es den sichern Untergang, einerseits infolge der Konzentration des Kapitals, andrerseits durch das Aufkommen eines revolutionären Proletariats[+]. Der „wahre“ Sozialismus[+] schien ihm beide Fliegen mit einer Klappe zu schlagen. Er verbreitete sich wie eine Epidemie.

Das Gewand, gewirkt aus spekulativem Spinnweb, überstickt mit schöngeistigen Redeblumen, durchtränkt von liebesschönem Gemütsstau, dies überschwengliche Gewand, worin die deutschen Sozialisten[+] ihre paar knöchernen „ewigen Wahrheiten“ einhüllten, vermehrte nur den Absatz ihrer Ware bei diesem Publikum.

Seinerseits erkannte der deutsche Sozialismus[+] immer mehr seinen Beruf, der hochtrabende Vertreter dieser Pfahlbürgerschaft zu sein.

Er proklamierte die deutsche Nation als die normale Nation und den deutschen Spießbürger als den Normalmenschen. Er gab jeder Niedertracht desselben einen verborgenen, höheren, sozialistischen[+] Sinn, worin sie ihr Gegenteil bedeutete. Er zog die letzte Konsequenz, indem er direkt gegen die „rohdestruktive“ Richtung des Kommunismus[+] auftrat und seine unparteiische Erhabenheit über alle Klassenkämpfe verknndete. Mit sehr wenigen Ausnahmen gehört alles, was in Deutschland von angeblich sozialistischen[+] und kommunistischen Schriften zirkuliert, in den Bereich dieser schmutzigen, entnervenden Literatur.

Damit hat Marx[+] schon einmal alle deutsche Literatur, die sich sozialistischen[+] oder kommunistischen Themen widmete in den Mülleimer verbannt. Doch warum ging er nicht auf die Werke von so vielen anderen Denkern (Kant, Goethe, Schiller, Lessing, Fichte,....) ein? Ist Marxens[+] Kritik auch auf andere als die von ihm Erwähnten anwendbar, oder fehlte ihm einfach das Verständnis für die Ausdrucksweise?

Der Zauberlehrling (Goethe)

Hat der alte Hexenmeister
Sich doch einmal wegbegeben!
Und nun sollen seine Geister
Auch nach meinem Willen leben.
Seine Wort' und Werke
Merkt ich und den Brauch,
Und mit Geistesstärke
Tu' ich Wunder auch.


Walle! walle
Manche Strecke,
Daß, zum Zwecke[+],
Wasser fließe,
Und mit reichem, vollem Schwalle
Zu dem Bade sich ergieße.


Und nun komm, du alter Besen!
Nimm die schlechten Lumpenhüllen!
Bist schon lange Knecht gewesen;
Nun erfülle meinen Willen!
Auf zwei Beinen stehe,
Oben sei ein Kopf!
Eile nun und gehe
Mit dem Wassertopf!


Walle! walle
Manche Strecke,
Daß, zum Zwecke[+],
Wasser fließe
Und mit reichem, vollem Schwalle
Zu dem Bade sich ergieße.


Seht, er läuft zum Ufer nieder;
Wahrlich! ist schon an dem Flusse,
Und mit Blitzesschnelle wieder
Ist er hier mit raschem Gusse.
Schon zum zweiten Male!
Wie das Becken schwillt!
Wie sich jede Schale
Voll mit Wasser füllt!


Stehe! stehe!
Denn wir haben
Deiner Gaben
Vollgemessen! -
Ach, ich merk es! Wehe! wehe!
Hab ich doch das Wort vergessen!


Ach, das Wort, worauf am Ende
Er das wird, was er gewesen.
Ach, er läuft und bringt behende!
Wärst du doch der alte Besen!
Immer neue Güsse
Bringt er schnell herein,
Ach! und hundert Flüsse
Stürzen auf mich ein.


Nein, nicht länger
Kann ich's lassen;
Will ihn fassen.
Das ist Tücke!
Ach! nun wird mir immer bänger!
Welche Miene! welche Blicke!


O du Ausgeburt der Hölle!
Soll das ganze Haus ersaufen?
Seh ich über jede Schwelle
Doch schon Wasserströme laufen.
Ein verruchter Besen,
Der nicht hören will!
Stock, der du gewesen,
Steh doch wieder still!


Willst's am Ende
Gar nicht lassen?
Will dich fassen,
Will dich halten
Und das alte Holz behende
Mit dem scharfen Beile spalten.


Seht, da kommt er schleppend wieder!
Wie ich mich nur auf dich werfe,
Gleich, o Kobold, liegst du nieder;
Krachend trifft die glatte Schärfe.
Wahrlich! brav getroffen!
Seht, er ist entzwei!
Und nun kann ich hoffen,
Und ich atme frei!


Wehe! wehe!
Beide Teile
Stehn in Eile
Schon als Knechte
Völlig fertig in die Höhe!
Helft mir, ach! ihr hohen Mächte!


Und sie laufen! Naß und nässer
Wird's im Saal und auf den Stufen.
Welch entsetzliches Gewässer!
Herr und Meister! hör mich rufen! -
Ach, da kommt der Meister!
Herr, die Not ist groß!
Die ich rief, die Geister,
Werd ich nun nicht los.


„In die Ecke,
Besen! Besen!
Seid's gewesen.
Denn als Geister
Ruft euch nur, zu seinem Zwecke[+]
Erst hervor der alte Meister.“

Künstlerische Darstellung des Zauberlehrlings von Johann Wolfgang von Goethe.

Mögliche Deutung

Dies hier ist eine Seite über Ökonomie[+] und die Wirkung von positiven und negativen Zinsen. Wen wundert es, dass ich Goethe interpretiere, als wäre er ein Soziologe oder ein Ökonom, der seine Erkenntnisse in gereimten Bildern und Metaphern verbreitet, damit er sich immer in mögliche andere Interpretationen flüchten kann, wenn man ihm vorwirft, er sei aufrührerisch tätig oder spotte über die Hilflosigkeit der Verantwortlichen im Angesicht der entfesselten Sünde?

Hinsichtlich des mittlerweile global wuchernden Kapitalismus[+], der Erbsünde, die den ganzen Planeten an den Abgrund des ökologischen Todes bringt, weil wir die Nahrungsketten und Stoffwechselkreisläufe mit unserem Chemie- und Kunststoffdreck verseuchen, unsere Menschen zur Unmenschlichkeit erziehen, ihnen die Freude und alles Liebenswerte rauben oder diese wenigstens kontingentieren, stehen wir da wie Zauberlehrlinge[+].

Es begann vor 6.000 - 13.000 Jahren, so meine Vermutung, mit der Bewusstwerdung der Möglichkeit[+], Zinsen zu nehmen, und es war aber von Anfang an klar, dass man damit, ohne es jemals sein zu können, eine gottähnliche Stellung erlangen kann und dass man daran sterben kann. Der Sündenfall[+], Genesis 3:

  1. Aber die Schlange war listiger als alle Tiere auf dem Felde, die Gott der HERR gemacht hatte, und sprach zu der Frau: Ja, sollte Gott gesagt haben: Ihr sollt nicht essen von allen Bäumen im Garten?
  2. Da sprach die Frau zu der Schlange: Wir essen von den Früchten der Bäume im Garten;
  3. aber von den Früchten des Baumes mitten im Garten hat Gott gesagt: Esset nicht davon, rühret sie auch nicht an, dass ihr nicht sterbet!
  4. Da sprach die Schlange zur Frau: Ihr werdet keineswegs des Todes sterben,
  5. sondern Gott weiß: an dem Tage, da ihr davon esst, werden eure Augen aufgetan, und ihr werdet sein wie Gott und wissen, was gut und böse ist.

Wir dachten damals (vielleicht), dass wir den Kapitalismus[+] (den Wasser schöpfenden statt Staub fegenden Besen, die Zinsnahme des Menschen vom Menschen und seiner Umwelt, der Brauch des alten Hexenmeisters) wie der alte Meister (der einzige ewige Zinsnehmer, 2. Hauptsatz Thermodynamik) umgekehrt nutzen könnten („Nun erfülle meinen Willen!“), und wir dachten, dass wir uns unser eigenes Paradies erschaffen könnten, doch es ist das Gegenteil eingetreten: Der alte Hexenmeister hat das Haus verlassen. Mit seinem Fortgehen verließ uns der gute Geist, es (oder auch sie) verließ uns, der Herr herrschte fortan. Das Ergebnis vor allem der letzten 200 Jahre ist:

Wir zerstören das Paradies.
Der Zinswahn zerstört das Paradies.

Nun ersaufen wir in Liquidität, dem Wasser, das „der König der 1. Welt“ sich zu seinem Bade aus dem Fluss des Lebens holte und im „übertragenden“ (Buchführung und Tilgung von Krediten) Sinn im Wasser des aufgrund des menschgemachten Klimawandels, des steigenden Meeresspiegels, der zu erwartenden Sintflut und erkennen die Nebenwirkungen unseres Zinswahns. Um den Besen zum Arbeiten[+] zu bringen, musste man ihm oben einen Kopf (lat. caput heißt Haupt, Kapitalismus[+] macht kaputt, capital heißt Hauptstadt und Marxens[+] Buch heißt „Das Kapital“) zuschreiben und ihn umkehren. Seit dem Sündenfall[+] fegt der Besen keinen Staub, sondern schöpft umgekehrt Wasser. Nach der Vertreibung aus dem Paradies[+] mussten wir auf den Äckern der Welt schuften. Geholt wird das Wasser aus dem großen Fluss des Lebens, denn es ist immer die Arbeit[+] des Lebens, die dem Geld als Zins hinzuwächst[+].

Weil zuviel Arbeit[+] gefordert wurde, fluten nun die Menschenmassen, die wir selbst aufgrund unserer Lebensart andernorts zum Erhalt unserer Existenz heranzüchteten unser „königliches Paradies“ - und wir wundern uns noch. Frech und dreist wie sie ist, dreht die AfD es um und sagt: die Flüchtlinge seien Schuld, die etablierten Parteien seien die Altparteien und dass die Alternative für Deutschland die Alternative sei.

Hat man dann genug akkumuliert[+], sind die Kornkammern voll (vgl. Unkraut unter dem Weizen), dann könnte man eigentlich jubeln, (vgl. zum Erlassjahr) doch wie stellt man die Arbeit[+] des Besens ein, wenn wir doch nicht glauben wollen, dass es (wieder) so weit ist?

Um dem Besen Einhalt zu geben, braucht es das Wort. Das Johannes-Evangelium beginnt mit den Sätzen (Johannes 1:[1-5]):

  1. Im Anfang war das Wort, und das Wort war bei Gott, und Gott war das Wort. (1. Mose 1.1) (Johannes 17.5) (1. Johannes 1.1-2)
  2. Dasselbe war im Anfang bei Gott.
  3. Alle Dinge sind durch dasselbe gemacht, und ohne dasselbe ist nichts gemacht, was gemacht ist. (1. Korinther 8.6) (Kolosser 1.16-17) (Hebräer 1.2)
  4. In ihm war das Leben, und das Leben war das Licht der Menschen. (Johannes 8.12)
  5. Und das Licht scheint in der Finsternis, und die Finsternis hat's nicht begriffen. (Johannes 3.19)
...und der Besen (-schwinger) hat Ohren, hört aber nicht und hat Augen, sieht damit aber nicht (Jesaja 6:10, Markus 8:18, Matthäus 13:[13-14]) und kehrt immer weiter. Das Licht ist die Erleuchtung, die Bezeichnung des wachen lebendigen Geistes und die Fähigkeit, die Wirkung des Zinses erkennen zu können, die schon Salomon verdunkelt lassen wollte (Zensur[+], oder besser „Zinsur“?, 1. Könige 8:12):
  1. Da sprach Salomo: Der HERR hat geredet, er wolle im Dunkel wohnen.
Und so schöpft der Besen, wie im 1. Buch Könige bis zur Fertigstellung des Tempels Salomons als Knecht. Das Wort Knecht (Du sollst dienen, Heteronomie, Fremdbestimmung, sich fügen) taucht im 1. Buch Könige, Kapitel 8 15 Male auf. Der Besen dient dem bösen Geist zur Vermehrung des Toten, dem Mammon und mit ihm diejenigen, die das Wasser schöpfen, doch steht der Besen auf dem Kopf, arbeitet verkehrt herum, umgekehrt. Eigentlich soll der Mensch mit ihm Staub fegen, doch nun holt der Besen „von alleine“ Wasser.

Beim Versuch, seine Arbeit[+] mit Gewalt zu beenden, spaltet man ihn (Teile und Herrsche, Divide et impera) und erhält zwei neue Besen, so wie man wie früher die Einlagen einer Großbank auf zwei kleinere Institute verteilt und dann mit diesen neuen Besen die Zinsen abschöpft – Geldschöpfung[+] mit dem Wassertopf, es muss immer neues Wasser geschöpft werden, weil der Zins nicht mitgeschöpft wird, sondern als Schuld vom Kapital ausgeht und nicht Teil des Kreislaufes ist. Diejenigen, die ihn bekommen, können ihn nicht hergeben, denn ihre Einlage liegt fest bei der Bank[+] – oder so, wie sich nach einem Zusammenbruch das Kapital, das „scheue Reh“, in fremde Länder hinwegstiehlt und dort eine neue Besenherrschaft errichtet, wie nach dem 2. Weltkrieg in Lateinamerika die Nazis auch mit Hilfe aus den USA dort die Bankensysteme[+] errichtet haben, die heute den ganzen südamerikanischen Kontinent knechten.

Was man Marx[+] zugute halten muss, ist die akribische wissenschaftliche Leistung mit der er, ohne anscheinend die Ursache[+] zu kennen, was auch sein größtes Problem ist, die Wirkung des Zinses und die grauenhaften Symptome seiner Krisen korrekt beschrieb und dann, unter Zuhilfenahme der einfachen Logik, die offensichtlichsten Mechanismen umkehrte und die Herrschaft der Arbeiter[+] über das Produktionskapital proklamierte. Dass Marxens[+] Forderungen implizit, automatisch und ohne Notwendigkeit[+] der Gewaltausübung erfüllt werden, wenn man an der Ursache[+] des Übels ansetzt und dort die Perversion des Naturgesetzes[+] korrigiert, also den Geldzins negativ macht, das konnte Marx[+] bis zu seinen letzten Tagen anscheinend nicht mehr erkennen. Nach ihm kamen u.a. Silvio Gesell[+] und Irving Fisher[+], die es verstanden.

Wie so viele Menschen damals wie heute, begriff Marx[+] anscheinend nicht, dass ja jeder Mensch, ob Politiker, Bäcker, Philosoph, Straßenarbeiter, Dichter, Dachdecker, Theologe, Bauer, Arzt, Pfarrer, usw... eine jeweils eigene Sichtweise auf das Geldsystem hat, das damals wie heute auf dem Prinzip positiver Zinsen, also dem Kapitalismus[+], beruhte. Die vielen Darstellungen der sozialen Zustände aus den unterschiedlichsten Zweigen sämtlicher Literatur bilden insgesamt eine über große Bereiche widerspruchsfreie, kontingente Formulierung ein und desselben sozialen Phänomens, nämlich der Zinsnahme des Menschen vom Menschen und ihre Folgen, unsere Realität. In der Nachschau der gegenwärtigen Ereignisse und im Rückblick auf die Literaturgeschichte werden wir wohl eines Tages Übersetzungen zwischen den Darstellungen von Soziologen, Dichtern und Philosophen bekommen und mit den Übertragungen eine noch dichtere Beschreibung der Wirkung der Erbsünde (der Zinsnahme).

Erst in späteren Texten (z.B. Kapitel 23 der Ausgabe des Kapitals des Verlags Anaconda) dämmerte es Marx[+], dass die Kreditwirtschaft das wesentliche Element und Treiber der Kapitalakkumulation ist. Ich halte Marx[+] zugute, dass er gründlich gearbeitet hat und ich verzeihe ihm, dass er nicht von der richtigen Stelle (der Schlüssel, den Petrus erhielt) aus seine Beobachtungen aus einer Theorie über die Wirkung des Zinses heraus erklärte, vermutlich einfach, weil er keine Zeit[+] hatte. Verarmt und krank starb er 1883 in London. Er war ein Held und Prophet der heutigen Ereignisse. Am 5. Mai 2018 feiern wir seinen 200. Geburtstag.

Marx[+] und Goethe sahen beide auf das „verderbliche“ Ende, denn sobald der Geist, der „Atem Gottes“, den Körper verlässt, holt sich das Leben sein Fleisch zurück und speist es wieder in den ewigen Fluss des Lebens ein, der zweite Hauptsatz schlägt zu, der Körper zerfällt, der Mensch wird wieder zur Erde von der er genommen ward, er holt sich das gestohlene Leben und die geraubte Liebesmüh zurück, wenn dann die Zinsen endlich überall negativ sind. Der Atem Gottes, das ist die Fähigkeit lebendiger Materie, Materie zu akkumulieren. Das ist genau die Eigenschaft von lebendiger Materie, die sie von toter Materie unterscheidet. Wen wundert es wirklich, dass die Welt in Unordnung (vgl. zum Begriff der Entropie[+]) ist, wenn wir doch dem verleihbaren Toten mit dem Zins eine Eigenschaft gegeben haben, die eigentlich nur das Lebendige hat? Wen wundert es, dass das Lebendige in Unordnung gerät, wenn doch der Zuwachs des toten Geldes immer von der Arbeit[+] und von der Stoffwechselleistung des Lebendigen genommen wird, obwohl das in den Gesetzen dieses Universums nicht so vorgesehen ist, sondern nach seinen Gesetzen genau umgekehrt verläuft? In der Natur benutzt der Mensch die Sache und nicht umgekehrt!

Zur menschlichen Arbeit und ihrem Gehalt in den hergestellten Waren schreibt Marx[+] im Kapital:

Der Augenschein lehrt ferner, daß in unsrer kapitalistischen Gesellschaft, je nach der wechselnden Richtung der Arbeitsnachfrage[+], eine gegebene Portion menschlicher Arbeit[+] abwechselnd in der Form von Schneiderei oder in der Form von Weberei zugeführt wird. Dieser Formwechsel der Arbeit[+] mag nicht ohne Friktion [Reibung, Verschleiß, Dissipation, 2. Hauptsatz) abgehn, aber er muss gehn. Sieht man ab von der Bestimmtheit der produktiven Tätigkeit und daher vom nützlichen[+] Charakter der Arbeit[+], so bleibt das an ihr, daß sie eine Verausgabung menschlicher Arbeitskraft[+] ist. Schneiderei und Weberei, obgleich qualitativ verschiedne produktive Tätigkeiten, sind beide produktive Verausgabung von menschlichem Hirn, Muskel, Nerv, Hand usw., und in diesem Sinn beide menschliche Arbeit[+]. Es sind nur zwei verschiedne Formen, menschliche Arbeitskraft[+] zu verausgaben. Allerdings muß die menschliche Arbeitskraft[+] selbst mehr oder minder entwickelt sein, um in dieser oder jener Form verausgabt zu werden. Der Wert der Ware aber stellt menschliche Arbeit[+] schlechthin dar, Verausgabung menschlicher Arbeit[+] überhaupt. Wie nun in der bürgerlichen Gesellschaft ein General oder Bankier[+] [der Besen] eine große, der Mensch schlechthin dagegen eine sehr schäbige Rolle spielt, so steht es auch hier mit der menschlichen Arbeit[+]. Sie ist Verausgabung einfacher Arbeitskraft[+], die im Durchschnitt jeder gewöhnliche Mensch, ohne besondere Entwickiung, in seinem leiblichen Organismus besitzt. Die einfache Durchschnittsarbeit selbst wechselt zwar in verschiednen Ländern und Kulturepochen ihren Charakter, ist aber in einer vorhandnen Gesellschaft gegeben. Kompliziertere Arbeit[+] gilt nur als potenzierte oder vielmehr multiplizierte einfache Arbeit[+], so daß ein kleineres Quantum komplizierter Arbeit[+] gleich einem größeren Quantum einfacher Arbeit[+].
Das Kapital „ernährt“ sich von der Arbeit[+] des Lebendigen und wächst[+] daran und dadurch. Vermutlich um nicht dem Vorwurf anheim zu fallen, er würde vom Wissenschaftlichen ins Esoterische abgleiten, vermied er solche unsachlichen Sätze, die trotzdem effektiv zutreffend sind.

Wie lange kann das Leben den Parasiten ertragen?

Wir haben dazu einen Tag gefunden, den wir Welterschöpfungstag nennen. Es ist der Tag, bis zu dem die kapitalistische Menschheit von ihrem Lebensraum, dem Wirtsprozess, der Freiheit[+] des lebendigen Flusses, so viel genommen hat, wie der Wirt aus sich selbst heraus regenerieren kann. Alles, was wir über diesen Tag hinaus vom Wirt nehmen, nehmen wir vom Körper des Wirtes, von seiner Substanz, von seiner und unserer Zukunft. Wenn der Wirt stirbt, dann sterben wir. Der Tag ist mittlerweile im August.

Spätestens wenn er auf Ostern fällt, hängt dieser Christus[+] am Kreuz, doch ob er wiedergeboren wird, ist mehr als fraglich, wenn wir ab diesem Tag nicht radikal unseren Konsum beginnend mit der Förderung an der Umweltgrenze ändern. Doch so weit darf es gar nicht erst kommen. Der Welterschöpfungstag gehört auf einen Termin nach dem 31. Dezember in das nächste Jahr verschoben!

Dass das Leben arbeitet, ist die Manifestation des der lebendigen Materie innewohnenden Geistes. Goethe schreibt am Ende des Gedichtes:

Denn als Geister
Ruft euch nur, zu seinem Zwecke[+]
Erst hervor der alte Meister.
Was der „Zweck[+] des alten Meisters“ ist, das zu beantworten, ist unsere heutige Aufgabe und es ist für mich wenigstens schon einmal klar, dass es das ist, was Marx[+] mit Kommunismus[+] meinte und das Jesus[+] das Reich Gottes[+], des alten Hexenmeisters, nannte. Für mich ist es wenigstens in Frieden weiter leben und die Möglichkeit[+], dass das Lebendige als Mittel[+] sich selbst zum Zweck[+] hat: dass es sich weiter aus sich selbst heraus, und nicht etwa durch unsere dilettantischen Eingriffe, reproduzieren kann. Das ist die Bedeutung von JHWH 3. Mose[+] 3:14
  1. Gott sprach zu Mose[+]: ICH WERDE SEIN, DER ICH SEIN WERDE. Und sprach: Also sollst du den Kindern Israel sagen: ICH WERDE SEIN.
Da es im Hebräischen keinen Unterschied zwischen Präsens und Futur gibt, ist eine kontingente Bedeutung von JHWH auch:
Ich bin der, der ich sein werde. Ich bin das Leben.
.... und die Ökonomie[+] des Menschen und er selbst werden am Ende wieder das sein, was sie am Anfang waren („Er das wird, was er gewesen.“): ein Lehrling im Haus des alten Hexenmeisters, der mit seinem wieder richtig herum, umgekehrt wie bisher, arbeitenden und kehrenden Besen (der Negativzins-Ökonomie[+]) dem Leben dient, und nicht mehr der Vermehrung des Toten!

Lang lebe Karl Marx[+], lang lebe Goethe!

Ende der Bezahlwand

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Querverweise auf 'Hätte Marx doch Goethe besser verstanden....'

Tim Deutschmann

USt-IdNr.: DE342866832

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