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25. August 2018

Zins, Evolution und Pyramiden

In der Auseinandersetzung mit dem Kapitalismus[+] (dem Prinzip positiver Geldzinsen) ist man vielleicht schon öfter Andeutungen, Überlegungen oder Behauptungen begegnet, dass das kapitalistische Wirtschaften deswegen eine „natürliche Form“ des Wirtschaftens sei, weil man in ihm Phänomene beobachten kann, die es räumlich (und zeitlich) auch außerhalb der Zivilisation gibt (vor langer Zeit[+] gab und morgen geben wird), nämlich solche Phänomene, die unter dem zentralen Begriff der Evolution[+] geführt werden. Der Begriff wurde am prominentesten geprägt und verwendet von Charles Darwin, dem Vater und Finder der Evolutionstheorie[+].

Ein anderes, ebenso interessantes Beispiel der „Vergleichbarkeit“ der emergenten[+] Phänomene des Kapitalismus[+] ist die hierarchische[+], pyramidiale Vermögensverteilung, die große Ähnlichkeit mit der sogenannten Biomasse- oder auch Nahrungspyramide hat.

Woher diese Ähnlichkeit stammt, skizziere ich hier in groben Zügen. Die verwendete Argumentationslinie ist nichts Neues, neu ist daran vielleicht die fundamentale Begründung.

Was haben also Zinsen mit Evolution[+] zu tun?

Beginn der Bezahlwand

Lebewesen

Alle Erkenntnis findet ihren Anfang in der Anschauung. In der Welt finden sich zwei Arten Materie: eine lebendig, die andere tot. Blicken wir auf die lebendige Materie, so wissen wir seit Darwin von der Verwandschaft aller Lebewesen. Seit der Veröffentlichung der Evolutionstheorie[+] wissen wir auch, dass und z.T. auch wie sich die heute beobachtbaren Arten, deren „Baupläne“, wie in einem genetischen Gedächtnis, im Erbgut des jeweiligen Lebewesens aufbewahrt werden, durch genetische Variation (Mutation[+], Rekombination, Gendrift) und Selektion[+] im Umweltkontakt ausdifferenziert (vgl. Differenzierung von Zellen und Differenzierung von Arten) haben.

Der phylogenetische (Stamm-) Baum des Lebens.

Weil wir im Verlauf der Zivilisation in der Gesellschaft mit der Ausbildung von seelischen Formen und in der Wirtschaft mit der Ausbildung von Wirtschaftszweigen und Berufsbildern ähnliche Phänomene beobachten (soziale und funktionale Differenzierung) liegt es nahe, nach einem Mechanismus zu suchen, der in beiden Umwelten vorhanden ist. Dieser Mechanismus, so lässt sich sagen, ist bei Lebewesen in einer natürlichen Umwelt, außerhalb der Zivilisation, der zum zweiten Hauptsatz der Thermodynamik[+] gehörige Mechanismus, der Zahn der Zeit[+], und innerhalb der Zivilisation ist es die Zinsnahme des Menschen vom Menschen.

Erbgut - vererbte Güter

Wie wir heute wissen, enthalten wenigstens die Zellkerne, jedoch auch andere Bereiche des Zellinneren das Erbgut (Genom) des Lebewesens. Als Darstellung (Abbild, Analogon, Gleichnis) des Erbgutes kann man sich einen langen Text vorstellen, der aus nur vier Buchstaben (A, T, G und C: Adenin, Thymin, Guanin und Cytosin) in unzähligen aber endlichen (das Erbgut ist endlich) Kombinationen besteht. Die Textzeilen der Bücher im Inneren jeder Zelle sind gegeneinander verdreht (Doppelhelixstruktur) und liegen gefaltet (Proteinfaltung) als Chromosomen vor.

Die Evolution[+] hat außerdem in den Zellen wirkende Mechanismen hervorgebracht, die Fragmente der Texte auswählen, herausschneiden, duplizieren und diese Fragmente in Richtung einer Proteinfabrikation vom Aufbewahrungsort weg ableitet.

Animationen, die Drew Berrys Arbeitsgruppe[+] zur Visualisierung der molekular-biologischen Physik der Vervielfältigung des Textes des Erbguts angefertigt hat.

Reproduktion und Subsistenz der Zelle - Fortpflanzung und Selbsterhalt

Wie aus den Animationen erkennbar wird, werden außerhalb des Zellkerns, im Golgi-Apparat und im endoplasmatischen Retikulum, als Folge der Topologie der beiden Zellorgane die herausgeschnittenen Textfragmente nach Größe, Form und Beweglichkeit (Mobilität) sortiert (gefiltert) und dann der Proteinsynthese zugeführt.

Die Proteinsynthese lässt sich in die direkte (Proteinbiosynthese durch die Ribosomen) und die indirekte (nicht-ribosomale Peptidsynthese) Genexpression zergliedern. Expression bedeutet Ausdruck und meint die Herstellung von den Genen zuordenbaren Proteinen. Proteine sind lange Peptidketten, die kleineren Bauteile von Proteinen heißen also Peptide.

Die Textfragmente enthalten quasi den Bauplan (die Bauanleitung) der Proteine, nicht jedoch das Baumaterial, das den Zellen durch den Stoffwechsel[+] (Metabolismus[+]) beigeführt wird. Das Erbgut enthält also die Bauanleitungen für die Struktur, sowie für die Betriebs- und Reparaturmittel der Zelle. Seine „Expression“, die Herstellung von Proteinen, dient also der Aufrechterhaltung der (normalen) Funktionsweise der Abläufe und der Struktur des Inneren der Zelle, der Subsistenz und Reproduktion der Zelle. Die Proteinbiosynthese, die Herstellung der Proteine auf der Grundlage ihrer Bauanleitungen, geschieht durch die Ribosomen, die „zellulären Proteinfabriken“.

Zelltod und Zellteilung

Da im Organismus aus unterschiedlichen Gründen, z.B. auch „programmatisch“ (sog. programmierter Zelltod), immer wieder Zellen absterben, muss es zum Erhalt der Struktur des Lebewesens entsprechend immer wieder das Nachwachsen[+] von neuen Zellen geben. Dies geschieht durch die sogenannte Zellteilung, bei der zwei grundsätzlich verschiedene Mechanismen unterschieden werden, nämlich die Meiose und die Mitose.

Bei der Mitose ersetzt die daraus hervorgehende genetische Kopie der ursprünglichen Zelle eine (evtl. programmatisch) abgestorbene Zelle in ihrer Nachbarschaft, während die Meiose dem Zweck[+] dient, den gesamten Organismus nach seinem Absterben zu ersetzen.

Intersexuelle Reproduktion

Bei der Meiose, der Reife- oder auch Reduktionsteilung, wird in etwa die Hälfte des Erbgutes je eines männlichen (weiblichen) Organismus kopiert, in eine Gamete verpackt, die dann mit einer wiederum in einer Gamete verpackten anderen Hälfte eines weiblichen (männlichen) rekombiniert.

Im Hinblick auf je eines der beiden Erbgüter der Elternorganismen wird also nur eine Hälfte des Erbgutes an die nächste Generation weitergereicht, während die andere Hälfte im Elternorganismus bleibt. Bei der Zeugung eines Kindes wird also nur eine Hälfte des eigenen Erbgutes „eine Generation weitergereicht“.

Bekommt das Lebewesen ein zweites Kind, so ist in ihm wieder eine Hälfte des Erbgutes, doch eben eine andere Auswahl (Selektion[+]) von Erbinformationen, in das Kind übergegangen.

Schaut man auf das insgesamt an die aus zwei Kindern bestehende Nachkommenschaft weitergegebene Erbgut eines Elternteils, so ist es eben nicht zwei mal 50%, also 100% des Erbgutes des Elternorganismus, sondern es besteht in der Vereinigungsmenge beider unterschiedlicher Hälften, die jedoch aufgrund der spezifischen Selektion[+] bei der haploiden Zellteilung nicht komplementär sind.

Für Details der Selektionsmechanismen[+] sei auf die Mendelschen Regeln verwiesen.

Es ist wichtig zu erkennen, dass also trotz Fortpflanzung ein Teil des Erbgutes unwiederbringlich verloren geht, sobald das Elternteil stirbt, denn mit seinem Tod zerfallen die an keinen seiner Nachkommen weitergegebenen Gene. Bei nur einem Nachfahren wird in etwa die Hälfte der Erbinformation nicht übertragen, bei zwei Nachkommen ist es schon weniger, es wurde mehr übertragen, doch die Lebenszeit und der Lebensraum des Individuums sind beschränkt, und es kann also nur endlich viele Nachkommen zeugen.

Die Folge der Beschränktheit der Anzahl der Nachkommen ist, dass mit jeder Generation ein Teil des Erbgutes verloren geht - mit unvermeidbarer, mathematischer Gewissheit.

Die zwei Hälften des Erbgutes, je eine männliche und weibliche, die jeweils in einer Gamete (beim Menschen einerseits ein männliches Spermium und andererseits eine weibliche Eizelle) vorliegen, verschmelzen im eigentlichen Zeugungsvorgang, dem Moment der Entstehung des neuen Organismus durch Befruchtung, zu einer Zygote, die zugleich die Urform[+] aller Stammzellen des Organismus' ist.

Wachstum und funktionale Differenzierung von Stammzellen

Stammzellen sind spezielle Zellen, die sich im Verlauf der Embryogenese (Mensch) in alle Zelltypen des erwachsenen[+] Organismus' ausdifferenzieren können. Dieser Differenzierungsprozess der Stammzellen verläuft hauptsächlich während des Wachstums[+] ab der Befruchtung bis zur Geburt (bzw. dem Schlüpfen bei Tieren). Bei Pflanzen und Pilzen ist der Leib, innerhalb dessen der Organismus heranreift, die Umwelt.

Im Verlauf der Entwicklung des Organismus' differenzieren sich die Stammzellen funktional aus und werden bei jeder Zellteilung, in Abhängigkeit von den Zellen der Nachbarschaft, interdependent funktional differenziert. In der Sprache der Systemtheoretiker heißt es dazu, dass Strukturbildung durch Selektion[+] (in diesem Fall funktionale Differenzierung, Ausbildung funktionaler Differenzen) aus der Interdependenz heraus geschieht: die selegierte (das Verb zu Selektion[+]) Funktion der aus der Teilung der Stammzelle hervorgehenden neuen, spezialisierteren Zelle, ergibt sich aus der Interdependenz, der Abhängigkeit, zu den in der unmittelbaren Umgebung vorhandenen „Nachbarzellen“ (Niklas Luhmann[+], Soziale Systeme, Kapitel Struktur und Zeit[+]).

Evolution als Folge von Mutation und Selektion

Das gezeugte Individuum einer Spezies entwickelt sich gemäß seiner Erbanlage und im Stoff- und Energieaustausch mit seiner (sozialen) Umwelt. Die Elternorganismen schaffen dem Nachwachsenden[+] gedeihliche Umweltbedingungen, bis es das Elternhaus, dessen räumliche und zeitliche Größe von Spezies zu Spezies variiert, verlässt, um sich dann möglichst selbst fortzupflanzen.

Bis zu diesem Zeitpunkt[+] ist die Entwicklung des Nachwuchses maßgeblich geprägt von den Erbanlagen der Elternorganismen, von denen sich jeweils eine Hälfte sowohl im Nachwuchs befindet als auch in je einem Elternteil. Die von den Elternorganismen dem heranwachsenden[+] Individuums geschaffenen gedeihlichen Umweltbedingungen bilden eine Schutzbarriere (Kokon, Nest) gegen die erosiven Umweltbedingungen (2. Hauptsatz Thermodynamik): Die Eltern schützen das Kind vor zu krassen Temperaturdifferenzen, vor chemischen oder mechanischen Gefahren, vor unangenehmer Witterung, vor Krankheit und (wenigstens beim Menschen) vor die seelische Entwicklung gefährdenden (Umwelt-) Einflüssen, usw..

Sobald der Nachwuchs das Elternhaus verlassen hat, ist er den Umweltbedingungen frei ausgesetzt. Im Hinblick auf das Weiterbestehen der Erbanlage der Eltern gibt es dann nur eine einzige relevante Frage:

Wird das Individuum gesunde Nachkommen zeugen, und wenn ja: wie viele?

Im relativ zur Geborgenheit des Elternhauses ungeschützten Umweltkontakt des dann erwachsenen[+] Individuums kristallisiert sich die Antwort auf diese Frage unter dem Mechanismus der Selektion[+] heraus.

Die Selektionsformen[+] lassen sich jeweils in schöpferische (positive) und zerstörerische (negative) Formen unterteilen. Es werden dabei die natürliche Selektion[+] aufgrund des Fortpflanzungserfolgs und des Umweltkontakts, von der sexuellen Selektion[+], der Wahl des Geschlechtspartners, unterschieden, und so schließt sich der Kreis der Reproduktion des Lebendigen.

Den natürlichen Selektionsformen[+] ist noch eine dritte, künstliche Form hinzuzufügen, nämlich die menschliche (Selbst-) Zucht.

Wachstumsgesetze von Lebewesen und der zweite Hauptsatz

Es ist nun genügend Material vorhanden, um die beschriebenen Prozesse hinsichtlich der Massenänderung, der Zu- oder Abnahme der Masse, zu bewerten.

Als Masse wird im Folgenden die Gesamtheit derjenigen Materie oder Zellen bezeichnet, die eindeutig dem Organismus zugeschrieben werden kann. Die Betrachtung der Körpergrenze, der Peripherie, des Lebewesen verdeutlicht, dass die sprachliche Differenzierung (Trennung) zwischen Körper und Nichtkörper einen ambivalenten (sowohl Körper als auch Nichtkörper, sowohl innen als auch außen) „Nichteindeutigkeitsbereich“ hat, der jedoch massenmäßig bei den meisten Lebewesen im Verhältnis zur Masse des Gesamtorganismus nicht ins Gewicht fällt.

Beim Menschen müsste man sich z.B. fragen, ob denn das Magen- und Darminnere zum Körper gehört oder nicht. Dieses fällt aber im Verhältnis zur Gesamtmasse nicht ins Gewicht.

Formuliert man also die Gesetzmäßigkeiten, nach denen die Massenänderungsprozesse ablaufen als Exponenzialfunktionen, so lässt sich am Exponenten des formulierten Gesetzes der Typ der Massenveränderung ablesen:

Ist der Exponent positiv, so spricht man von Wachstum[+], ist er hingegen negativ, so kann man den zugehörigen Prozess als Schrumpfung, Absterben, Altern, Vergammeln, Verschimmeln, Verrotten oder, etwas technischer und auch auf tote Materie anwendbar, als Abschreibung, Rückgang, Erosion, Abnahme, Zerfall, Abnutzung, Verschleiß, Alterswertminderung, Verbrauch usw. bezeichnen. Bei Gruppen zusammengehöriger Individuen einer Spezies, z.B. bei Populationen, spricht man bei positivem Exponenten von Wachstum[+], Vermehrung oder Ausbreitung und bei negativem Exponenten von Ausrottung oder Extinktion.

Exponent positiv Exponent negativ
Wachstum[+], Vermehrung, Ausbreitung. Schrumpfung, Absterben, Altern, Vergammeln, Verschimmeln, Verrotten, Abschreibung, Rückgang, Erosion, Abnahme, Zerfall, Abnutzung, Verschleiß, Alterswertminderung, Verbrauch, Ausrottung, Extinktion.
Bezeichnungen für Massenänderungen an einer lebendigen Entität für positive und negative Exponenten.

Bei der Frage nach den Ursachen[+] für den Tod einer Zelle oder eines aus Zellen bestehenden Individuums muss immer die Wechselwirkung des Einzelnen mit seiner Umwelt in Betracht gezogen werden. In der Umwelt der Zellen und des Organismus' gilt der zweite Hauptsatz der Thermodynamik[+], der wie eine „erosives Potential“ die Exponenten der Massenänderungsgesetze ins Negative drückt. Letztlich aufgrund des zweiten Hauptsatzes gibt es die Massenveränderungen mit negativem Exponenten.

Zu den erosiven Prozessen zählt auch die eine Hälfte der natürlichen Selektion[+] (die zerstörerische), denn der Tod eines Lebewesens kann auch dadurch geschehen, dass es die Beute eines Räubers oder eines innerhalb der Nahrungskette[+] über ihm stehenden Organismus' wird.

Die Biomasspyramide

Blickt man auf die wohl prominenteste Darstellung der Nahrungskette[+], die sog. „Biomassepyramide“ (Grafik), so sind darin die Arten des Stammbaums des Lebens (oben) nach individueller Größe und Masse, individueller Stoffwechselleistung[+] und Komplexität von unten nach oben zunehmend sortiert. Zahlenmässig, und somit insgesamt auch massenmäßig, sind die kleinsten Lebewesen am zahlreichsten vertreten, während die gesamte, der Art zugehörige Biomasse mit zunehmender individueller Körpergröße und Komplexität abnimmt.

Die sog. Nahrungs- oder Biomassepyramide.

Übertragung auf den Superorganismus Währungsraum

Es ist das Grundprinzip des gegenwärtig Lebendigen, so zu handeln, dass es in der Zukunft auch noch ist (Vgl. Exodus 3:14). Teleologisch betrachtet hat sich das Leben selbst zum Zweck[+], ist (sich selbst) Mittel[+] und Zweck[+] zugleich. Das Leben reproduziert sich möglichst selbstbestimmt (eigengesetzlich), pflegt und erhält seine Strukturen, und es zeugt Nachkommen. Dies gilt für einzelne Zellen genauso wie für das aus Zellen bestehende Ganze, den Organismus.

Die Entdeckung des Monolithen in Stanley Kubricks berühmtem 2001: Odyssee im Weltraum.

Mit dem Zinsnehmen, dem Kapitalismus[+], hat der Mensch dem toten Geld eine Eigenschaft verliehen, die in der Natur nur lebendige Materie aufweist, nämlich die Reproduktion. Der Zins ist das Kind des Geldes mit demjenigen, der ihn gebärt und ihn als den Wert seiner Arbeit[+] zur Tilgung des Kreditzinses (des Zinsanteils in der Miete, als Pachtzins[+], als Lizenz- oder Konzessionsgebühren) hingibt.

Eine detaillierte Rechnung zeigt, dass sich hinsichtlich der Umverteilung aufgrund des positiven Vorzeichens des Zinses die Menschen eines Währungsraums anhand ihres Eigentums[+] an Kapital in NETTO-Zinsnehmer und NETTO-Zinsgeber unterteilen lassen, für die aufgrund des Zinsvorzeichens disjunkte und komplementäre, künstliche Umweltbedingungen herrschen.

NETTO-Zins-Nehmer Leihgeber, Eigentümer[+] Nehmer von Lebenszeit und Lebensenergie Selegierer (Auswähler) Erzieher
NETTO-Zins-Geber Leihnehmer, Besitzer[+] Geber von Lebenszeit und Lebensenergie Selegierte (Ausgewählte) Erzogene
Die Unterteilung dieser zwei Gruppen beruht auf der mathematischen Separation in Bezug auf den NETTO Zinsfluss[+].

Es lassen sich also ingesamt drei Umwelten voneinander unterscheiden:

Die zwei zivilisatorischen Umwelten sind der natürlichen Umwelt überlagert.

Der folgende Abschnitt zeigt, dass die zuvor beschriebenen wesentlichen biologischen Mechanismen, die in der Beobachtung von Lebewesen erkannt wurden aufgrund des Kapitalismus[+], des positiven Zinsvorzeichens, das aufgrund des 2. Hautpsatzes eine exclusive Eigenschaft lebendiger Materie ist, auf die Beschreibung von Wirtschaft und Gesellschaft übertragen werden können und, umgekehrt (!), die Beschreibung der kapitalistischen Wirtschaft und Gesellschaft auf die innere Organisation und Arbeitsteilung[+] von Lebewesen. Die Systemtheoretiker machen dies seit Langem vor.

.... sondern Gott weiß: an dem Tag, da ihr davon esst, werden eure Augen aufgetan, und ihr werdet sein wie Gott (Züchter) und wissen, was gut und böse (Selektion[+]) ist.

Kulturelles Erbgut

Der Organismus besteht aus Zellen, wie der Währungsraum aus handelnden Menschen besteht. Das Erbgut ist das Konservative[+], Feststehende im Inneren der Zellen jedes Lebewesens. Es bildet die Grundlage zu seiner Reproduktion. Es ist „kapitalistisch interpretiert“ gewissermaßen die Anlage, das Kapital, die Erbanlage. Es wird von den Eltern an die Kinder vererbt, gegen ungewollten Zugriff verteidigt, gehegt und gepflegt. Zum Begriff der Reproduktion zähle ich hier alle Vorgänge, die der Zeugung und Fortpflanzung und der Aufrechterhaltung des Lebensprozesses, also der Strukturpflege im weitesten Sinn dienen, also Subsistenz und Reproduktion der Art und des Individuums durch Subsistenz und Reproduktion des Kapitals. Erhalt (Subsistenz) oder Fortpflanzung (Reproduktion) sind also Konservation oder gar Vermehrung des Kapitals, Erhalt oder Vermehrung des geltenden Toten[+].

Mit dem Wort „Lebensprozess“ ist hier vorrangig das Leben der Eigentümer[+] (Unterscheidung Eigentum[+] und Besitz[+]!) gemeint, zu dem untrennbar gehört, dass zum Erhalt der Freiheit[+] der Eigentümer[+] des Kapitals (Zinsnehmer und Leihgeber: Sparer, Vermieter, Grundherr, Patenteigentümer,...) beständig Besitzer[+] (die Zinsgeber und Leihnehmer: Kreditnehmer, Mieter, Pächter, Lizenz-, Konzessionsnehmer) des Kapitals gefunden werden müssen, denn irgendjemand muss ja für die Subsistenz des Zinsnehmers arbeiten und den Zins hergeben.

Zelltypen und Organe: Soziale Rollen, Berufe und Wirtschaftszweige

Der reine Sparer, der Privatier, das Raubtier des Kapitalismus[+] in Reinform, lebt allein von den Zinsen auf sein Kapital und will dass seine Art, das Sparertum und also der Kapitalismus[+], erhalten bleibt. Der Sparer ist jedoch ein Parasit, ein Räuber, der sich von einer anderen Spezies ernährt, nämlich vom Kreditnehmer und seinem Netzwerk (Umverteilungskern des Kapitalismus[+]). Andererseits betrachtet ist er ein Vorratshalter, der das Geld des ganzen Organismus verwahrt und der im Zuge der sicher aufkommenden Krise die Ressourcen, das „Fett“, zur Behebung der von ihm verursachten Schäden bereitstellt, siehe Schumpeters Zitat im Eintrag vom 05.02.2018.

Auch bei negativem Zins ist der Sparer ein Vorratshalter. Bei positivem Zins wird die Vorratshaltung ins Übernatürliche verzerrt, bei negativem Zins verhält sich das Geld wie andere natürliche Vorräte auch: an ihm nagt der Zahn der Zeit[+], der zweite Hautpsatz, der Negativzins der Natur.

Das Sparertum erzeugt durch das Zinsnehmen über die Märkte kontrahierende (lateinisch für zusammenziehend und -tragend) soziale Zusammenballungen von Menschen in Städten und Unternehmungen (Zins, Preis und Stoffströme), ähnlich wie Populationen Herden bilden oder mehrzellige Lebewesen aus einzelnen Zellen bestehen. Analog zur Wirkung des zweiten Hauptsatzes in der natürlichen Umwelt finden in der künstlichen, menschengeschaffenen Umwelt der Zinsgeber, die von der Knappheit des Geldes durch die Zinsnahme der Zinsnehmer gekennzeichnet ist, Organisations- und Selektionsprozesse[+] statt, die Bildung von Arten und die funktionale Differenzierung - wie bei den Lebewesen in der nicht-menschlichen, natürlichen Umwelt.

Mit etwas Abstand vom Ganzen lässt sich die Analogie[+] in etwa wie folgt ziehen (Tabelle).

System / Organ / Zelltyp Funktion Wirtschaftszweig
Herz, Blutkreislauf Transport[+] von Nährstoffen und Zellabfällen Transport[+]- und Logistikwesen
Gehirn, Nervensystem, Bindegewebe Daten- und Befehlsleitung, Koordination Erziehungs- und Bildungssystem, Staat, Medien, politisches und ökonomisches System
Kopf und Sinnesorgane Orientierung Nachrichten und Geheimdienste, soziale Medien
Lunge, Atemwege Versorgung mit Sauerstoff (analog Energie) Energiewirtschaft
Mund, Schlund, Magen, Darm Nährstoffzufuhr, Ernährung, Abfallbeseitigung Rohstoffförderer, Wasserwirtschaft, Lebensmittelindustrie, Landwirtschaft, Fischerei, Konsummärkte, Abfallbeseitigung
Leber, Bauchspeicheldrüse Herstellung von Verdauungssäften, Giftstofffilter Abfallindustrie
Nieren Betriebsmittelreinigung und -filterung Abwasserwirtschaft
Milz, Lymph- und Immunsystem[+] Immunabwehr, Abtransport von Gefahrenstoffen Fahrzeugrecyling, Aufsichts- und Ordnungsbehörden[+], Polizei, Heer, Gesundheitssystem
Skelett strukturelle Stabilisierung Baugewerbe, Gebäude- und Verkehrsmittelinfrastruktur
Muskelapparat Dynamik Investitions- und Produktionskapital
Fettgewebe, Energiedepots Energie und- Nährstoffspeicher Sparertum
Haut physische[+] Trennung von System und Umwelt Grenzschutz- und Zoll-Behörden
Analoge Teilsysteme bei Lebewesen und in Wirtschaft, Staat und Gesellschaft: linke Spalte: Organ und Zelltyp, mittlere Spalte: Funktion, rechte Spalte: Beruf und Wirtschaftszweig.

Anthroponomische Selektion und Sozialdarwinismus

Die menschliche, künstliche Form der Selektion[+], die Zucht, ist eine Vereinigung der ersten beiden Selektionsformen[+], und sie ist soziologisch von besonderem Interesse, da sie nicht nach der Maßgabe von etwas Lebendigem erfolgt und seiner Subsistenz und Reproduktion dient, sondern nach der Maßgabe der Vermehrung des geltenden Toten[+]. Daher würde ich die dritte Form der Selektion[+], die menschliche (Selbst-) Zucht, auch als anthroponomische (Selbst-) Selektion[+] bezeichnen und, sofern sie sich auf die Menschensphäre bezieht, als kapitalistische Selektion[+] und Erziehung (siehe unten) nach Maßgabe der Funktionalisierbarkeit, Nützlichkeit und Fügsamkeit in die „große Maschine“, den kapitalistischen Superorganismus.

Das Geld ist das Symbol des Gruppenzusammenhangs sagt Simmel[+].

Dass sich, wenn man dem geltenden Toten[+] die Fähigkeit lebendiger Materie einverleibt, zu wachsen[+], das analoge Phänomen der Entstehung einer pyramidialen Massenverteilung der so künstlich belebten (Kapital-) Körper zeigt, ist nach dem zuvor Gesagten vollkommen logisch.

Analogon zur Nahrungs- oder Biomassepyramide: die Einkommens- und Vermögenspyramide.

Zusammenfassung und Folgerungen: Generalisierung und Rückübertragung

Der vorliegende Abschnitt beschäftigt sich mit der fundamentalen Analogie der Entstehung von Ökosystemen[+], Arten und Zelltypen in der nicht-menschlichen, natürlichen Umwelt durch die bekannten Mechanismen der Evolution[+]: genetische Mutation[+] und Selektion[+] durch Wechselwirkung mit der Umwelt, und der Ausbildung von kapitalistischen Volkswirtschaften, der Entstehung von Wirtschaftszweigen und Berufsbildern.

In der Natur beobachten wir die Arten der Lebewesen der Nahrungskette[+]. Sortiert man die durchschnittliche Körpergröße und -masse, die individuelle Stoffwechselleistung[+] und Komplexität der Arten vertikal, dann ergibt sich in Kombinationen mit der Anzahl der Individuen der jeweiligen Art (horizontal) die Biomassepyramide. Die Arten sind entstanden durch genetische Mutation[+] und unterschiedliche Selektionsmechanismen[+] aufgrund des dem zweiten Hauptsatz der Thermodynamik[+] zugeordneten Naturmechanismus'.

Innerhalb der Zivilisation herrscht seit über 6.000 Jahren der Kapitalismus[+], der die Menschen, in Abhängigkeit von ihrer Kapitalanlage, ihrem (vererbten) Stammkapital[+] oder auch Erbgut, in zwei disjunkte und, hinsichtlich der NETTO-Zinsflussrichtung, komplementäre Gruppen unterteilt, nämlich in die „unten“ stehenden, relativ zahlreichen und armen Zinsgeber und die „oben“ stehenden, relativ wenigen und reichen Zinsnehmer.

Über das die Wirtschaft durchziehende Netzwerk von Märkten sind die Menschen der Gruppe der Zinsgeber künstlichen sozialen Umweltbedingungen ausgesetzt, die aufgrund der Wirkung der Zinsnahme - es wird ihnen entweder über den Konsum oder über Arbeit[+] Lebensenergie und Zeit[+] in Form von physikalischer Arbeit[+] abgesaugt - analog ist zur Wirkung des zweiten Hauptsatzes der Thermodynamik[+] in der Natur. Die Zinsnahme innerhalb der Zivilisation führt zu analogen Phänomenen wie in der natürlichen Umwelt:

Auch in der Gruppe der Zinsnehmer sind die Umweltbedingungen relativ zur Natur verzerrt: die Umwelt ist eher wie in der Phase der Kindheit und Adoleszenz: die Gruppe der Zinsgeber schafft der Gruppe der Zinsnehmer einen paradiesischen wohl behüteten, aufwändigen, komplexen Lebensstil und ermöglicht eine Lebensführung, bei der die Zeit[+] still zu stehen scheint, überfließt oder gar rückwärts zu laufen scheint, siehe Eintrag vom 21.09.2016.

Die Übertragbarkeit von Begriffen und Mechanismen zwischen dem Bereich der Beschreibung natürlicher Systeme (Ökosysteme[+], Lebewesen) und dem Bereich der Beschreibung von Wirtschaft und Gesellschaft des Kapitalismus[+] ist in beide Richtungen möglich: die Übertragung funktioniert nicht nur in Richtung und auf die Beschreibung der Zivilisation, sondern die Beschreibung von zivilisatorischen Prozessen ist auch auf die autopoietische[+] Reproduktion von Lebewesen übertragbar. Ein Teil der Modelle[+] der orthodoxe[+] Wirtschaftswissenschaften lassen sich folglich auf die Ökologie anwenden, nämlich gerade solche Modelle[+], die die Mechanismen und Phänomene der sozialen Räume der NETTO Zinsgeber beschreiben.

Ende der Bezahlwand

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Querverweise auf 'Zins, Evolution und Pyramiden'

Tim Deutschmann

USt-IdNr.: DE342866832

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