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23. Februar 2020

Nachverarbeitung des Amoklaufs von Hanau

Anlässlich des Gedenkens des Todes von Friedrich Ebert kam Franz Müntefering am 20. Februar 2020 nach Heidelberg und sprach ab 19:00 in den Räumen der Gedenkstätte vor etwa 150 Leuten. Unter den Eindrücken des Amoklaufs von Hanau begann der Vortrag mit einer Schweigeminute und nahm im Verlauf auch vereinzelt Bezug darauf. Am Nachmittag zuvor hatte ich mir ein paar brisante Fragen an Franz Müntefering zurecht gelegt, die ich jedoch nicht vor Publikum stellen konnte, denn Fragen waren nicht vorgesehen.

Fragen an Franz Müntefering

Meine Fragen an Franz Müntefering habe ich wie folgt formuliert:

Lieber Franz Müntefering,

Du warst zwischen 1998 und 1999 Bundesminister für Verkehrs-, Bau- und Wohnungswesen. Noch in der Regierung Merkel hast Du 2005-2007 als Bundesminister für Arbeit[+] und Soziales die Hartz-IV-Reformen mitgetragen. Wie Du weisst, stehen sich in der Ordnungspolitik[+] im Zuge der Entwicklung des Liberalismus[+] wohlmöglich schon seit der Zeit[+] der Aufklärung, wahrscheinlicher schon seit der französischen Revolution, jedenfalls aber seit der Weimarer Republik[+] zentralverwaltungswirtschaftliche und marktwirtschaftliche[+] Politiken ideologisch gegenüber. Die SPD scheint in diesem Zusammenhang schon in der Weimarer Zeit[+] ein Protegé des Zinsnehmens, also des Kapitalismus[+] gewesen zu sein, denn sozialistischen[+] Bestrebungen widersetzte sie sich. Den Seeheimer Kreis in der SPD bezeichne ich in diesem Zusammenhang gerne als die „Kapitalisten-Mafia” in den Reihen der SPD. Deren Einstellung zur herrschenden Privatrechtsordnung hat sich bis zur Wahl des jetzigen Führungsduos fortgesetzt, und so wurden mit einigem Recht[+] die Hartz-IV-Reformen als „arbeitsmarktliberal[+]” bezeichnet und als „neoliberal[+]“ beschimpft, doch waren diese Reformen im Sinne des Grundgesetzes liberal[+]?

Das Grundgesetz verkörpert im Artikel 2 Abs. 1 die sogenannte Privatautonomie[+], also die Vertragsabschluss, - veränderungs- und -beendigungsfreiheit, die Testier-, Eheschließungs- und Vereinigungsfreiheit sowie die freie Verfügung über das Eigentum. Der Artikel 12 garantiert die Zwangsfreiheit[+] bei der Berufswahl, Artikel 1 und 20 besagen zusammengenommen, dass die BRD ein sozialer Bundesstaat ist, der die Würde des Menschen schützt.

Seit den Hartz-IV Reformen werden insbesondere antragstellende Lohnabhängige, Besitzlose[+] und Mieter durch die Praxis in den JobCentern systematisch dazu überlistet, um es vorsichtig auszudrücken, Arbeitsverträge[+] und Vereinbarungen zu unterschreiben, die sie nicht unterschreiben wollen. Die Menschen fühlen sich hilflos, ohnmächtig, ausgebeutet und regelrecht missbraucht. Nach den Reformen werden die Abhängigen praktisch zum Angebot ihrer Arbeitskraft[+] auf den Arbeitsmärkten[+] genötigt. Da auf diese Weise in der Preisbildung[+] durch das Spiel von Angebot und Nachfrage der Wert der Arbeit[+] sinkt, ist so der größte Niedriglohnsektor Europas entstanden. Manche Menschen können von zwei Erwerbstätigkeiten nicht anständig leben, die Miete ist ihnen zu hoch, sie bekommen keinen Kredit. Es gibt Lehrberufe, in denen es unwahrscheinlich erscheint, dass ein Mensch im Laufe seines Erwerbslebens in den Genuss von Wohneigentum gelangt, um sich so die Zahlung der Mietzinsen[+] sparen zu können.

Wir sehen nun, dass trotz der geldpolitischen[+] Entwicklungen hin zu einer de facto antikapitalistischen Ökonomie[+], in der Zinsen auf Guthaben und bei Krediten negativ sind, die SPD „neo-sozialistischen[+]” Reflexen erlegen zu sein scheint. Die SPD widersetzt sich also dem Fortschritt nach links und nimmt dafür sogar eine Neuauflage des Sozialismus[+] in Kauf. Der Krieg ist nun eigentlich zu Ende, doch die SPD scheint dies immer noch nicht ganz begriffen zu haben.

Nun meine Fragen an Dich: In einer Negativzins-Ökonomie[+] bekommt der Kreditnehmer Zins, wird zur Gründung eines Unternehmens, einer materiellen Existenz wie z.B. durch den Bau oder Kauf eines Hauses oder einer Wohnung ermutigt.

Dies waren meine Fragen an Franz Müntefering, doch kam ich nicht dazu, sie im Plenum zu stellen, da Fragen in diesem Format gar nicht nicht vorgesehen waren. Als ich ihn dann persönlich fragte, hörte er sich meine Fragen, die ich zuvor in Reaktion auf seinen Vortrag anders als oben formuliert habe, geduldig an, widersprach meinen Darstellungen nicht, antwortete jedoch auch nicht, sondern ging einfach weiter. Ich will hier kurz widergeben, was Franz Müntefering in seiner Rede sagte.

Rede von Franz Müntefering in der Friedrich-Ebert-Gedenkstätte in Heidelberg

Eingeleitet wurde die Rede von einem Vorredner, der die Entwicklung des Industriekapitalismus hin zum Wissenskapitalismus, die Bildungsexpansion und Entstehung einer hochgebildeten Gesellschaft skizzierte. Es sei an dieser Stelle erwähnt, dass das Wort Kapital eytmologisch mit dem lateinischen Wort caput für Haupt bzw. Kopf zusammenhängt.

Franz Müntefering begann seine Rede, indem er unsere Demokratie als gelungen und verteidigungswürdig wertete. Er betonte die Gleichwertigkeit der Menschen, das Recht[+] auf freie Wahlen und das gleiche Stimmgewicht. Er wertete Kommunisten als „anarchistisch“ und betonte, dass im Streben nach Freiheit[+] von Knechtschaft ein Staubwischen nicht ausreiche, sondern immer wieder neu justiert werden müsse. Demokratie sei abhängig von den Bedingungen, unter denen sie gedeiht.

Bezug nehmend auf die AfD stellte er ihre Ideologie der Ungleichwertigkeit von Menschen heraus, brandmarkte Hass und Hetze und die Vergiftung des gesellschaftlichen Klimas durch die Wahl der Sprache, sagte, dass der Nationalismus ein Rückschritt sei. Damit steht er vermutlich wie ich auf dem Standpunkt, dass die EU ein Garant für das friedfertige Zusammenleben der Menschen der Länder Europas über die Grenzen ihrer Nationen hinaus ist. Er sprach von den 70er und 80er Jahren, in denen es normaler war, sich in der Politik zu engagieren, selbst zu kandidieren. Politik sei das Scharnier zwischen verfasstem Staat und Gesellschaft.

In seiner Kritik an den Medien verwies er auf „braunstichige Hochglanzbroschüren”, beklagte, dass zunehmend Meinungen und Fakten miteinander vermischt würden und fragte nach der Rolle der Parteien, bei denen er einen Auftrag für politische, staats- und gesellschaftstheoretische Bildung sieht. Man müsse „mehr Demokratie wagen”, Gespräche zwischen Parteien und Gesellschaft seien „Frischluft für die Demokratie”, die dem Populismus und der Verbreitung von irren Meinungen entgegenwirke. Nur sehr zaghaft formulierte er die fast hilflos erscheinende Frage, warum die Menschenfeinde so viele Mitläufer haben.

Kritik

Mit keinem Wort geht Franz Müntefering auf das Thema Lobbyismus ein und dass das Eigentum[+] das Stimmgewicht des Einzelnen in der Demokratie auch mit Hilfe technischer Mittel[+], speziell der elektronischen und digitalen Medien, vervielfältigen kann, dass öffentliche Meinung, wie der Cambridge Analytica Skandal, die Wahl Donald Trumps und das BREXIT Referendum eindrucksvoll zeigten, zu einem käuflichen Gut geworden ist.

Auch Müntefering schweigt[+] über das Schweigen[+] zum Finanzsystem. Was er alles über das Finanzsystem weiß, ließ er nicht erkennen, weil er mit keinem Wort auf die € Rettungspolitik eingegangen ist, im Zuge derer die AfD überhaupt erst entstanden ist. Wie ich mit Unterstützung eines Zitats von Johan Galtung in der Begründung meiner Klage gegen die Berichterstattung der öffentlich-rechtlichen Medien betone (Supplement zur Klageschrift, die ganze Sache ist hier), bin ich der Auffassung, dass heute die AfD wie damals die sogenannten National„sozialisten” unwissende, vom Kapital missbrauchte, fehl-konditionierte und schizoide[+] Zwangsneurotiker[+] mobilisiert, um ihre ordnungspolitischen[+] Ziele durchzusetzen.

Meine Bewertung seiner Rede liegt daher in der Nähe einer oberflächlich-naiven Sonntagsrede, die zwar die brennenden Probleme erkannt und angesprochen hat, doch aufgrund ihrer Oberflächlichkeit nicht zu Ursachen[+] und effektiven Lösungsvorschlägen vordringen konnte. Die vorgebrachten Lösungsvorschläge sind zu pauschal, denn es braucht nicht einfach nur allgemeine politische Bildung und Dialog, sondern vor allem Bildung im Bereich der Funktionsweise des Finanz- und Geldsystems. Zu den fundamentalen Veränderungen im Finanzsystem zu schweigen[+] ist jedoch sicher mit Ursache[+] für die Probleme der Gegenwart!

Hanau, Paranoia und Fremdenfeindlichkeit

Wie sich fehlendes Wissen in diesem Bereich auswirkt, zeige ich im Folgenden. Ich denke, dass so offenbar wird, dass wir alle aufgerufen sind, uns dem Kern des Problems zuzuwenden, dieses zu lösen und mit ihm den gesamten impliziten Kausalnexus[+], um der historischen Entwicklung in der Geldpolitik[+] würdig begegnen zu können.

Das Manifest des Täters von Hanau und die Mitschuld der öffentlich-rechtlichen Medien

Hier ist eine Analyse und Auseinandersetzung mit dem Manifest des Täters von Hanau, Tobias Rathjen. Ich sehe eine Mitverantwortung für dieses Ereignis bei den öffentlich-rechtlichen Medien, die den Bereich, in dem sich der Täter seine irre Weltanschauung zurechtgezimmert hat, entgegen der eindeutigen Bestimmungen des §11 RStV nicht aufklärt. Wie schon seit mindestens 120 Jahren Soziologen und andere Wissende sagen, haben wir insgesamt das Problem, dass ein großes kollektives Unbewusstsein hinsichtlich der Funktions- und Wirkungsweise des Geldsystems besteht. Über das Geld und die Wirkung des Zinses wird erst seit Beginn der Niedrigzinsphase öffentlich vermehrt gesprochen, doch wird dieses Thema medial leider vor allem von ökonomisch rechts Stehenden besetzt.

Joachim Gauck über fehlende Bildung in der Bevölkerung zu finanzpolitischen Themen. Die Beziehung zwischen Finanz-, Geld- und Ordnungspolitik[+] wird auch in diesem Vortrag nicht erläutert.

Unzureichend erläutert ist vor allem das sich auf allen Skalen findende Phänomen der Anti-Korrelation von Zinseinkommen und Kinderzahl, also das Faktum, dass die Reichen der Welt Zinsen bekommen, aber keine Kinder und die Armen Kinder, aber keine Zinsen. Auch der tiefere Zusammenhang der Migrationsbewegungen mit unserer Kolonialgeschichte und dem seit über 6.000 Jahren unveränderten Grundprinzip jeglichen Geldsystems der Währungsräume des Planeten, der Verkauf von Verfügungsrechten[+] an eigentümlichen Gütern an Besitzer[+] gegen Zins, bleibt unerläutert, so dass im latenten[+] Bereich des Bewusstseins, dem kollektiven Unbewussten, Verschwörungstheorien[+] blühen - wie beim Täter von Hanau.

Was sozialpsychologisch durch diese fundamentalen Veränderungen in unserer Geldordnung geschieht, ist bei den meisten Soziologen und Psychologen bisher weitgehend unerkannt. Meine These dazu ist, dass der Angehörige der kapitalistischen Kultur psychologisch mit seinem Kapital zu einer Art Kapital-Mensch-Mischwesen, einem „Borg“, verschmolzen ist und seine menschliche Würde mit dem Zeugungsvermögen seines Kapitals vermischt und verwechselt. In einer Situation, in der die Zentralbank[+] mit ihrer Niedrig- und Negativzinspolitik diesen „Borg” praktisch zur Hingabe seines Kapitals an andere zwingt, ist vor allem bei einem Menschen, dem der ganze Geldkreislauf unbewusst ist - und davon sind offenbar auch manche Betriebs- und Bankwirte[+] nicht ausgeschlossen - damit zu rechnen, dass sich seine paranoide[+] und schizoide[+] Angst[+] in Taten realisiert.

Dass sich gerade Kapitalisten im Angesicht der Negativzins-Ökonomie[+] kollektivistisch verhalten und sich ängstlich aneinander und an ihr Kapital klammern, wird offenbar, wenn man sich anschaut, wie eng die Kreise um die Finanzmarkt-Prominenz und die AfD sind: u.a. Max Otte, Friedrich und Weik, Markus Krall, die VWL Elite der AfD sind nur der offensichtliche Teil dieses „Mensch-Kapital-Borg-Kollektivs”.

Das Problem dabei ist das Unbewusste, und das aufzuklären ist eindeutig Aufgabe der öffentlich-rechtlichen Medien! Die AfD ist 2013 als Reaktion auf die € Rettungspolitik entstanden. Diese Partei hat mit ihrer Sprache den Nährboden für diesen entsetzlichen Gewaltexzess von Hanau geschaffen. Die öffentlich-rechtlichen Medien könnten dieser Partei, die wie keine andere für wieder steigende Zinsen, also für eine Rückkehr des „Kaputtismus”, einsteht, ein für alle Mal den Garaus machen - tun sie aber nicht!

Ein berechtigter Grund für Paranoia: Unbewusste Nutzung von Informationen zur wirtschaftlichen Ausbeutung

Edward Snowden und Julian Assange werden staatlich verfolgt, weil sie die Öffentlichkeit über geheimdienstliche Überwachung aufgeklärt haben, die intimste Informationen aus dem Privatleben unschuldiger Bürger der wirtschaftlichen Verwertung zuführt! Den Leuten ist immer noch nicht bewusst, wie die Daten, die sie in der Wechselwirkung mit dem Internet erzeugen, verwendet werden, um sie wirtschaftlich auszubeuten. Dass es die US Geheimdienste sind, die diese Informationen unter dem Deckmantel des Heimat- und Zivilschutzes abgreifen und diese privaten Unternehmen zugänglich machen, ist die immer noch von der Öffentlichkeit weithin unbegriffene, höchst kriminelle Dimension des Skandals, denn hier wird der Geheimdienst, also ein staatliches Organ, als Informationsbeschaffungswerkzeug für private Interessen von Großkonzernen missbraucht.

Oder ist es wohlmöglich umgekehrt: Private Unternehmen sammeln die Informationen und zweigen einen Teil an die Geheimdienste ab? Das wäre nicht verwunderlich, denn eigentlich haben sich alle staatlichen Strukturen aus dauerhaften Errungenschaften der Privatrechtsordnung entwickelt, so z.B. auch das Gewaltmonopol und jedenfalls die Regierung.

Sich jetzt hinzustellen und Huwei den Zugang zu diesen höchst profitablen, weil für die Wirtschaft vitalen Informationen zu verweigern, ist im Hinblick auf die informationelle Selbstbestimmung des Bürgers blanke Heuchelei. Die Begründung, man wolle verhindern, dass das chinesische Regime diese bürgerlichen Grundrechte verletzt, ist heuchlerisch, weil es den westlichen Regierungen nicht um den Schutz digitaler Rechte[+] westlicher Bürger geht, sondern um das Monopol bei der Informationsvermarktung im Cyberraum des Westens!

Die Leute verstehen auch nicht, dass sie in Suchmaschinen ihre Nachfrage eingeben und dass Google diese fundamentalen Informationen über den Markt nur in Pakete schnüren musste, um sie dann an Unternehmen zu verkaufen, die das Know How hatten, diese Nachfrage zu befriedigen. Internet-Nutzer offenbaren ihre Interessen und Neigungen, wenn sie Anfragen an Suchmaschinen stellen oder überhaupt auf einer Internetsuche sind. Das Page-Ranking von Google hat deswegen ab dem Zeitpunkt[+] funktioniert, ab dem man bei Google begriffen hatte, dass die Suchanfragen enden, sobald der Nutzer das Objekt der Begierde (Endziel) erreicht hat. Google kannte die gesamte Suchtrajektorie und hat dann einfach nur das Endziel mit den Suchbegriffen verknüpft und so das Ranking bestimmt. Denn dies ist die zentrale Funktion von PRISM: Nachfragen kategorisieren und Wirtschaftszweigen zuordnen. So konnten die Firmenkunden von Google quasi direkt in das Hirn ihrer Konsumenten blicken und die Nachfrage erkennen, bevor sie den Suchmaschinennutzern selbst ganz bewusst wurde. Und da wundert sich noch einer über die Wirtschaftsmacht der USA und die Paranoia[+] der einfachen Leute.

Ist die Fremdenfeindlichkeit vielleicht eine spezielle Neurose, eine Angstabwehrhandlung?

Alle zivilisatorischen, nicht-organischen, psychischen[+] Krankheiten sind meiner Meinung nach auf Erziehung und Sozialisation rückführbar, siehe Eintrag vom 17.11.2019. Karen Horney sieht alle Neurosen als seelische Folgen einer Grundangst, die das Misstrauen, also eine soziale Spaltung, zur Grundlage hat, Einträge vom 17.11.2019 und vom 15.10.2019. Was vermutet man über eine Persönlichkeit mit Schizoidie[+] (F60.1 ICD-10) und Anteilen einer Zwangsstörung (F42 f ICD-10)? Ist der „Homo-Oeconomicus” nicht gerade eine Kombination von F60.1 und F42, wenn man sich überlegt, wie ein so Qualifizierter mit Geld umgeht und darüber denkt?

Gerade wenn dieser Mensch sich gedanklich, wohlmöglich auf der Grundlage seines Berufs mit dem gesellschaftlichen Ganzen beschäftigt (z.B. Gefahrenabwehr, Polizist, Ökonomen, Volkswirte, ...), sollte er eine intrinsische Abneigung gegen Kulturfremdes und Kulturfremde haben, die sich nicht den heimischen Regeln unterwerfen wollen, Eintrag vom 27.05.2019, nicht wahr? Ich beziehe mich dabei nicht auf Berufsgruppen pauschal, sondern auf einen Menschen mit F60.1 und F42 f in solchen Berufen.

Sicher hat Fremdenfeindlichkeit jedoch noch viele mehr Aspekte. Einer dieser Aspekte ist sprachliche, gesellschaftliche Tradierung aus älteren Zeiten[+], "Eskimo", "Negerkuss", "Zigeunerschnitzel", die nicht auf einzelne, sondern auf kollektive, unreflektierte Fehldispositionen rückgeführt werden können. Es ist, wie viele es ausdrücken so: Es beginnt mit Worten, und damit ist die Brücke zu Taten gelegt, denn das sogenannte "Denken", im Gegensatz zum Fühlen, basiert auf Sprache. Das Denken halte ich für eine Stressreaktion[+]. Jedes Denken basiert auf einer Komplexitätsreduktion. Ein Mensch denkt in der Not, genau wie ein Mensch in einer Stresssituation[+], eines Gefühls, angegriffen zu werden, sich die Welt "einfach" macht und dann alles Störende, Fremde erst gedanklich, dann sozial absondert. Schuld an diesen Spaltungen im Sozialgefüge, die gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit[+] sind nicht die Einzelnen, sondern der kapitalistisch-kulturelle Rahmen, der die Menschen aufgrund der Knappheit in einen Wettbewerb und Gegensatz zueinander setzt.

Ich denke, dass damit bewiesen ist, dass Fremdenfeindlichkeit im Übermaß logische Folge des Zinsnehmens ist. Ich will jedoch nicht sagen, dass der Fremdenfeindlichkeit nicht auch andere Ursachen[+] haben kann. Wer Angst[+] hat, nicht genügend für sich und seine Kinder zu haben, der fürchtet sich vor Wettbewerbern und "Mitessern" und hat Angst[+] vor Ausländern. Ihre Agitation ist eine primitive Abwehrhandlung, doch ist Urangst[+] vor dem Fremden, die Xenophobie keinesfalls unnatürlich....!


Ich bin der Meinung, dass hier (oben) eine natürliche und berechtigte Furcht vor Fremden bei ursprünglichen Menschen zu beobachten ist, denn Homo homini lupus bezieht sich auf den Zivilisationsmenschen. Unten der Führerbunker „Wolfsschanze“.

Soziologen und Sozialpsychologen sind sich im Grunde einig, dass auch die Abwertung von Menschengruppen eine primitive seelische Abwehrhandlung ist. Mit der Abwertung anderer kompensiert man den eigenen Minderwertigkeitskomplex. Der Minderwertigkeitskomplex hingegen ist ein Phänomen der kapitalistischen Kultur, denn in dieser wird der Selbstwert in die Nähe des Werts der hingegebenen Arbeit[+] gerückt. Der Zivilisationsmensch macht den Selbstwert an der Höhe seines Einkommens fest, verwechselt Status und Erfolg mit materiellem Vermögen und Einkommen. Wenn man dann nach einem Mechanismus sucht, der die Einkommen aus Arbeit[+] gegenüber der anderen Einkommensart, nämlich Kapitaleinkommen abwertet, ist man beim positiven Zins, also beim Kapitalismus[+]!

Demnach würde ich auch vermuten, dass Minderwertigkeitskomplexe in der teils dramatischen Intensität, wie sie Zivilisationsmenschen erleben bei ursprünglichen Menschen so nicht vorzufinden ist, denn auch der Begriff des Wertes ist durch Geld und Zins entstanden, und Kapitalismus[+] hat mit Natur nichts zu tun, ganz im Gegenteil! Der zweite Hauptsatz der Thermodynamik[+] ist interpretierbar als der Negativzins der Natur, a.b.a. 'Zahn der Zeit[+]', die Unmöglichkeit der Existenz eines Perpetuo Mobile bzw. das Altern, der Verschleiß, die Abnutzung, Diffusion, Dissipation[+] und Dispersion, das Faulen, Gammeln, Rotten und Schimmeln. Nichts Totes wächst[+] in der Natur von allein. Nur Lebendiges wächst[+] und hat Willen zum Selbsterhalt und zur Fortpflanzung. Der positive Zins ist das Kind des geltenden Toten[+], des Kapitals, und er entsteht, wenn Menschen (positive) Zinsen tilgen.


Joseph Schumpeter[+] "Theorie der wirtschaftlichen Entwicklung[+]" 1912 zum Zusammenhang von Zins und Kapitalismus[+].
Auch nach Auffassung von Joseph Schumpeter[+] ist der Kapitalismus[+] zwischen 6.000 und 13.000 Jahre alt. Er ist der Grund, warum wir uns so stark von Urmenschen[+] und Tieren unterscheiden. Er ist auch der Grund für die neolithische Revolution[+], den Übergang vom Nomadentum zur Sesshaftigkeit (der Ackerbauer Kain setzt sich gegenüber dem Viehzüchter Abel durch). Wir entdeckten den Zins und wurden von Jägern und Sammlern zu Acker- und Viehbauern, denn wir konnten das akkumulierte[+] Kapital nicht mehr herumschleppen. Die Entdeckung des Zinses vor 6.000 - 13.000 Jahren - wo auch immer.

Ist Fremdenfeindlichkeit heilbar?

Ich denke: Ja!, allerdings nicht durch Umerziehung oder andere Formen psychischer[+] Gewalt, sondern durch eine gründliche Auseinandersetzung mit den beteiligten und z.T. rational begründeten Ängsten[+]!


Aussteiger aus der rechten Szene. Es ist damit gezeigt, dass solche Einstellungen heilbar sind.

Für gefährlich und dumm halte ich hingegen die Stigmatisierung und Ausgrenzung von Fremdenfeindlichen, denn ohne Berührung kann es keine Heilung geben, ganz einfach. Es ist sozial schädlich und geradezu asozial, sich für etwas Besseres halten, nur weil einem rechte Einstellungen nicht passen. Wenn man jemanden verbal angreift, dessen Beweggründe Angst[+] sind, dann wird man nur seine Abwehr erleben. Besser stellt man Fragen, denn dann kommt man dem Ursprung[+] des Gefühls, das in der Fremdenfeindlichkeit seinen Ausdruck findet, näher. Es ist außerdem neben der Angst[+] bedingt (!) etwas Rationales an der Fremdenfeindlichkeit. Sie ist bedingt (!) begründet, doch hinsichtlich des wahrscheinlich zu erwartenden Verlaufs in der zukünftigen Geldpolitik[+] eben nicht. Genau diese Entwicklungen sind aufzuklären, und dann schwindet sicher auch die Angst[+] vor möglichen Konkurrenten um Wohnraum, Arbeitsplätze[+] und Beziehungspartner im unteren Bereich der Einkommens- und Vermögenshierarchie!

Für mich ist daher ganz klar die Aufklärung der Weg der Wahl, denn: Die Angst[+] vor Fremden, die auf den Märkten für Arbeit[+] und Wohnen in unteren Einkommensschichten hinzukommen, ist nur dann rational begründet, wenn man annimmt, dass der Kapitalismus[+] zurück kommt, und genau das ist zum gegenwärtigen Zeitpunkt[+] nicht zu erwarten.

Zusammenfassung

Das Prinzip des Zinsnehmens unterteilt die Menschen eines Währungsraums in exakt zwei Klassen, nämlich jene Gruppe, die NETTO Zinsen nimmt und jene die NETTO Zinsen gibt. Mit 'Zins' meine ich dabei nicht nur Geldzinsen sondern auch Mietzinsen[+], Pachtzinsen[+], Lizenz-, Leih- und Nutzungsgebühren aller Art. Kapitalismus[+] ist der Verkauf von Verfügungsrechten[+] an Sachen von Eigentümern[+] an Besitzer[+]. Die Preise dieser Verfügungsrechte[+] heißen Zinsen, siehe auch Eigentumstheorien. Die Eigentümer[+] sind entsprechend die Sparer, die Vermieter, die Grundherren und die Patentinhaber. Die Besitzer[+] sind die Kreditnehmer, die Mieter, die Pächter und Lizenznehmer.

Die NETTO Zinsgeber werden infolge des Voranschreitens der Kapitalakkumulation zahlenmäßig immer mehr und ärmer, während die NETTO Zinsnehmer weniger und reicher werden, und wenn man die Zinsströme betrachtet, dann erkennt man, dass bei positivem Zins das kapitalistische Eigentum[+] in der sozialen Umwelt der Individuen der Gruppe der NETTO Zinsgeber Knappheit und Mangel verursacht, denn sie geben den Zins hin. Die Folge ist, dass sie so gezwungen sind gegeneinander um die knappen Ressourcen zu konkurrieren, Eintrag vom 25.08.2018.

Der Zinsmechanismus liegt jedoch bei den meisten Menschen im Unterbewusstsein, seine (a) soziale Mechanik wird als (Um) Welterfahrung unbewusst internalisiert. Wer dabei zu den besonders logisch Denkenden, jedoch Unaufgeklärten gehört, der wird jeden Neuzugang der gleichen Schicht als zusätzlichen Konkurrenten, Wettbewerber und Mitesser erleben und Gründe für dessen Diskriminierung finden, Eintrag vom 28.11.2019. Bei keiner Menschengruppe ist die Suche nach diskriminierenden Merkmalen einfacher als bei Menschen, die sich äußerlich oder kulturell unterscheiden.

Ich hoffe, dass nun die Verbindung zwischen Kapitalismus[+] und Fremdenfeindlichkeit klar und deutlich ist. Die Fremdenfeindlichkeit resultiert aus einer Angst[+], für sich und seine Angehörigen nicht genug zu haben, wenn Konkurrenten hinzukommen. Ich denke dabei auch, dass Menschen, die aufgrund ihrer Charakterstruktur weniger Probleme mit Hingabe an andere haben, also jene mit depressiver Grundstruktur, nicht rassistisch sind, obwohl sie der selben Einkommens- und Vermögensschicht angehören. Das erklärt auch den Unterschied zwischen Rechten[+] und Linken[+]. Rechte[+] sind eher schizoid[+], Linke[+] sind eher depressiv[+]. Dabei beziehe ich mich auf das Riemann-Thomann-Modell, aber das ist nur ein Modell[+] und nur eine Annäherung der Realität.

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Querverweise auf 'Nachverarbeitung des Amoklaufs von Hanau'

Tim Deutschmann

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