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14. September 2021

Gespräch mit Bernd Riexinger in Heidelberg

Am Rande der Wahlkampfveranstaltung heute in Heidelberg habe ich mich kurz mit Bernd Riexinger unterhalten können.

Bernd Riexinger am 14.09.2021 bei einer Wahlkampfveranstaltung der Partei Die LINKE[+] in Heidelberg auf dem Uniplatz.
Beginn der Bezahlwand

Ich habe ihn zunächst gefragt, ob die LINKE[+] nur innerhalb des Kapitalismus[+] links ist oder ob sie tatsächlich eine Alternative zum Kapitalismus[+] anstreben und anbieten wolle. Daraufhin sagte er, dass er schon beabsichtige, etwas dem Sozialismus[+] Ähnliches realisieren zu wollen.

Also fragte ich ihn, ob er wisse, wer Georg Simmel[+], Max Weber[+] und Joseph Schumpeter[+] sind und dass die Herren, immerhin die Gründer der deutschen Soziologie[+], der Auffassung sind, dass die positiven Zinsen das Wesentliche des Kapitalismus[+] sind. Da sagte er, dass das doch keine Sozialisten[+] seien und nicht ernst genommen werden könnten.

Natürlich entgegnete ich sofort, dass er an den Fakten nicht vorbeikomme und registrieren müsse, dass wir uns seit dem Beginn der Nullzinsphase 2012 in einem Übergangssystem, aber eben nicht mehr im Kapitalismus[+], befinden.

Anmerkung: Aus gutem Grund bezeichne ich unser derzeitiges System als eine Form von „postkapitalistischem Sozialismus[+]” und teile damit die Meinung und Sichtweise vieler namhafter Ökonomen, denn es gibt laut Simmel[+], Weber und Schumpeter[+] eben keinen Kapitalismus[+] ohne den Mechanismus positiver Zinsen.

Ich fühlte ihm also ein bisschen deutlicher auf den faulen Zahn und fragte ihn, von wem die Sparer denn eigentlich die Zinsen bekommen würden. Er zuckte zunächst mit den Schultern (hört, hört!) und sagte dann, „na aus Gewinnen“, worauf ich fragte „Welche Gewinne? Wer zahlt die Zinsen?“. Daraufhin wurde er sehr nervös und unruhig, wohl weil er merkte, dass er etwas sehr Entscheidendes und Wichtiges nicht wusste.

Das Gespräch wurde ungemütlich. Er sagte: „Also jetzt ist mal Schluss mit der Schulstunde.“, er habe jetzt noch Wichtigeres zu tun. Ich bemühte mich das Gespräch zu retten und lenkte das Gespräch mithilfe meines Plakats auf das Mietenproblem und unterbreitete ihm meinen Vorschlag, das Vorkaufsrecht von Mietern auszuweiten, sodass sie, nur abwendbar durch Eigenbedarf des Eigentümers[+] und Vermieters, mithilfe von Negativzinskrediten die Wohnung kaufen dürfen, in der sie wohnen, Diskussion am 14.07.2021. Dagegen hatte er nicht wirklich etwas einzuwenden.

Auch auf die Frage, ob er die Negativzinsen bei Krediten ablehne, verneinte er, sodass die Hoffnung besteht, dass der Mann ins erweiterte und verlängerte Nachdenken über die Kausalnexūs positiver und negativer Zinsen kommt.

Die Moral von der Geschichte: Warnung an alle, die nach Marx nicht weitergelesen haben!

Ich will hier eine sehr scharfe und deutliche Warnung an alle linken Spinner dieses Landes aussprechen, die das Hackebeil an die grundgesetzlich abgesicherte Marktwirtschaftsordnung[+] legen wollen, ohne verstanden zu haben, was Kapitalismus[+] ist und warum kapitalistische Marktwirtschaft[+] am Ende erfolgreich versagen muss (Schumpeter[+] lässt grüßen)!

Dazu zitiere ich die warnenden Worte Silvio Gesells[+], denn Marx[+] hatte Lücken, und seine Lücken an zentraler Stelle, nämlich in der Geldtheorie und am Kausalnexus[+] des Zinsmechanismus', waren ja eben gründungsstiftend für die deutsche Soziologie[+] vor 120 Jahren:

„Merkwürdigerweise beginnt übrigens Marx[+] [4] mit seinen Untersuchungen über den Zins gleichfalls beim Geld. Ihm widerfuhr jedoch das Mißgeschick, daß er (trotz der Warnung Proudhons[+]) am entscheidenden Ort mit einer falschen Voraussetzung begann und genau wie die gewöhnlichen kapitalfreundlichen Zinsforscher Geld und Ware als vollkommene Äquivalente [5] behandelte. Durch diesen unglücklichen Mißgriff wurde Marx[+] gleich von Anfang an auf ein falsches Gleis abgetrieben. Marx[+] findet am Geld nichts auszusetzen. So wie wir es von den alten Babyloniern und Israeliten, von den Griechen und Römern übernommen haben, ist das Geld nach Marx[+] ein vollkommenes, tadelloses Tauschmittel, das von Anbeginn seine Aufgabe glänzend erfüllt hat. Daß im Mittelalter[+] wegen Geldmangels Geldwirtschaft und Arbeitsteilung[+] sich nicht entfalten konnten, daß das Zinsverbot[+] der Päpste die Geldwirtschaft aufhob - obschon dieses Zinsverbot[+] doch eigentlich nichts anderes bedeutete, als die gewaltsame Herstellung der von Marx[+] vorausgesetzten Äquivalenz von Geld und Ware das alles kann Marx[+] in seinem Urteil[+] nicht stutzig machen, daß das Geld ein vollkommenes Tauschmittel, ein wirkliches, allseitiges ”Äquivalent” sei. Eine besondere Geldmacht kennt Marx[+] selbstverständlich nicht. Die Ausbeutung der Völker durch die goldene Internationale, durch die Börsen- und Wucherspieler muß Marx[+] verneinen. Börsenraub gibt es nicht, sondern nur ”Prellereien”. Der Börsenräuber bedient sich der List, nicht der Macht. Er ist nur ein Dieb. Raub setzt Macht voraus, und diese haben nicht die Geldleute, nicht die Börsenfürsten, sondern die Besitzer[+] der Produktionsmittel. Kurz, Geld und Ware sind ”Äquivalente”, zu jeder Zeit[+], an jedem Ort, gleichgültig, ob das Geld in den Händen eines als Selbstverbraucher oder als Kaufmann auftretenden Käufers liegt.

Und so spricht er es geradezu aus:

”Daß nun, obschon Gold und Silber nicht von Natur aus Geld, Geld aber von Natur Gold und Silber ist, beweist die Kongruenz seiner Natureigenschaften mit denen seiner Funktionen als Tauschmittel: »Dies Kind, kein Engel ist so rein, Laßt’s eurer Huld empfohlen sein!«"

Mit diesem Loblied auf das Gold und die Goldwährung hat Marx[+] die Aufmerksamkeit des Proletariats[+] vollkommen vom Geld abgelenkt und die Börsenräuber, Wucherspieler, Spitzbuben unmittelbar in den Schutz der besitzlosen Klasse, des Proletariats[+] gestellt. Und so hat man das traurig-lustige Schauspiel, daß jetzt überall in der Welt ”die Wachen vor Mammons Tempel durch die rote Garde besetzt sind”.
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Mein Demonstrationsplakat in Bezug auf den Mietenwahnsinn. Meinen Vorschlag diskutiere ich am 14.07.2021.

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Tim Deutschmann

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