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Chronik-Einträge am 04.03.2023


Sozio-Ökonomische Physik
positiver und negativer Zinsen, Systemtheorie,
Marktwirtschaft und Demokratie.

T i m - D e u t s c h m a n n . d e

04. März 2023, 15:03:43
Ich folge auf der Seite von Erin Remblance, die sich für "grünes Schrumpfen" einsetzt – eine Wortschöpfung, die das Gegenteil von konventionellem Wachstum[+] bezeichnet – , der englisch-sprachigen Diskussion eines längeren Zitats von Serge Latouches "Farewell to Growth" auf LinkedIn[+]:
„Denunzierungen der ‚Tätigkeitswut‘ oder der Begeisterung für das Wort ‚Fortschritt‘ sind kein Ersatz für eine Analyse der kapitalistischen und techno-ökonomischen Marketing-Megamaschine. Wir sind Rädchen in dieser Maschinerie, und wir können durchaus mit ihr zusammenarbeiten, aber wir sind definitiv nicht die treibende Kraft dahinter. Dieses System basiert auf Exzess und führt uns in eine Sackgasse. Diese Schizophrenie bringt Theoretiker in eine paradoxe Lage: Sie haben das Gefühl, sowohl das Offensichtliche zu sagen als auch in der Wüste zu predigen. Zu sagen, dass exponentielles Wachstum[+] mit einer endlichen Welt unvereinbar ist und dass unsere Konsumkapazität die Regenerationsfähigkeit der Biosphäre nicht übersteigen darf, ist so offensichtlich, dass nur wenige widersprechen würden. Andererseits ist es viel schwieriger zu akzeptieren, dass die unvermeidlichen Auswirkungen von Produktion und Konsum reduziert werden müssen (um etwa zwei Drittel im Falle Frankreichs) und dass die Logik eines systematischen und dramatischen Wachstums[+] (das angetrieben wird durch den Wachstumszwang[+] des Finanzkapitals) ebenso hinterfragt werden wie unsere Lebensweise. Und die Namen der wirklich Verantwortlichen zu benennen, scheint wirklich blasphemisch zu sein.“
Serge Latouche, "Farewell to Growth", übersetzt mit translate.google.com.
Im kommentiere wie folgt und antworte dabei auf Kommentare.

Es geht um positive Zinseszinsen. Für mich ist nur das exponentielle Wachstum[+] lebender Materie erstaunlich. Aber Geld ist tot! Tot tot tot - in all seinen Formen! Jede Psychose ist eine akute Abkopplung von der Realität - genauso wie sich die nominelle Wertesphäre immer mehr von der Realität trennt. Sie können es auch anders ausdrücken. Ein schizophrener Zustand entsteht, wenn die reale Produktion der aus dem nominellen Wachstum[+] stammenden Nachfrage nicht mehr folgen kann. Ein Indikator oder Symptom für den daraus resultierenden Zustand ist die Inflation[+], die durch zu hohe Kreditkosten verursacht wird.

[Ich verweise auf eine Grafik, Thorsten Polleit von Degussa zur Verfügung gestellt hat. Die Grafik zeigt den Leitzins[+] der US-amerikanischen Zentralbank[+] FED und die (nominale) Rendite 2-jähriger US-Staatsanleihen[+] abzüglich der Inflationsrate[+], also die reale Rendite. Die Kurve der realen Rendite verläuft seit 2010 fast durchgängig unter Null, unterbrochen durch einige wenige Monate. Ab 2020 ist ein tiefer Einschnitt bis unter -7% erkennbar. Von diesem Minimum in der gesamten Spanne 2000-2023 an steigt die reale Rendite auf gerade einmal -2% an, scheint da gegenwärtig jedoch zu stagnieren. Höhere Zinsen kann der $-Raum also anscheinend nicht verkraften. Fazit: Die Grundlinie der Realität ist negativ.]

Ich nenne das eine illusorische Übertreibung der Nachfrage. Die Grundlinie der Realität ist negativ.

Zwischen normalem Verhalten und Schizophrenie liegt schizoides[+] Verhalten. Schauen Sie sich an, wie die Superreichen der Welt (nennen Sie sie die Bourgeoisklasse), deren Einkommen lediglich auf Zinssätzen und anderen Formen unverdienten Einkommens basiert, sich vom Rest der Bevölkerung (nennen Sie ihnen Proletariat[+]) trennen, der die Zinsen zahlt. Dort finden Sie Schizophrenie nach Ihrer Definition im Zusammenhang mit meiner.

Erin Remblance on LinkedIn[+]: #degrowth #rebiz | 38 comments; I’ve just started reading Serge Latouche’s Farewell to Growth ; it’s brilliant! Here’s a sample from the introduction for you: “Denunciations of the #39;frenzy… | 38 comments on LinkedIn
Die in der Grafik gezeigten Daten betreffen zwar nur die USA, doch auch in der €-Zone sieht es ganz ähnlich aus.

Mein Fazit der Diskussion lautet, dass wir uns bereits seit über einem Jahrzehnt in einem Prozess des realen Schrumpfens befinden, aus dem die Verfechter und Befürworter des Zinsnehmens (des Kapitalismus[+]) durch Einflussnahme auf die Geldpolitik[+] zu entkommen versuchen. Da die Positivität der Zinsen das Wesentliche des Kapitalismus[+] ist, der reale Zins jedoch klar erkennbar negativ ist, befinden wir uns durch die nominale Brille betrachtet zwar noch im Kapitalismus[+], doch in der Realität schrumpft die Kaufkraft des Geldes schneller als dass der Kaufkraftverlust durch positive nominale Zinsen ausgeglichen werden kann.

Die Gewerkschaften erstreiten durch Arbeitskampf[+] Löhne, die die Inflation[+] ausgleichen. Breiten sich die Streiks aus, weil eine Einigung zwischen den Sozialpartnern nicht erzielt werden kann, dann kann mit Verweis auf grundlegende Fakten von einer Phase der "Diktatur des Proletariats[+]" gesprochen werden.

Was bewirken aber die höheren Arbeitskosten[+] in den Unternehmen?

Das sich in der Folge entfaltende Szenario wird "Lohn-Preis-Spirale[+]" genannt. Hans-Werner Sinn[+] bezeichnete es in seiner Weihnachtsvorlesung 2022 (Kommentierung hier und folgendes Video) als "Scala Mobile[+]".
Da die Ursachen[+] für den gegenwärtigen Inflationsschub[+] exogen waren und dieser Anteil an allen Ursachen[+] praktisch verschwunden ist, muss gefragt werden, was gegenwärtig die Inflation[+] treibt.

Die Antwort darauf lautet: Das Handeln der Gewerkschaften ist moralisch absolut vertretbar, das Handeln der Zentralbanken[+] hingegen nicht, denn höhere Arbeitseinkommen[+] sind für die Nichtshabenden unverzichtbar, während die Forderungen nach höheren Zinsen für Geldeigentümer (Privatiers, Sparer, Versicherungen, Pensionsfonds,...), also Forderungen nach höheren leistungslosen Einkommen, in Krisenzeiten moralisch absolut verwerflich sind.

Man muss zum Verständnis der Verwerflichkeit höherer Zinsen in der Gegenwart ja nur auf den Staat blicken, der für das Allgemeinwohl handeln soll und nun in eine immer bedrückendere Zwangslage[+] hinein gerät, vgl. § 138 BGB Abs. 2. Die Zinslast im Bundeshaushalt (Chronik am 28.02.2023) hat sich seit dem Zinsanstieg auf 40 Milliarden € verzehnfacht! Zur Einschätzung der Größenordnung dieser höheren öffentlichen Pflichtausgaben[+] blicke man z.B. auf das Budget der Bundesbauministerin, die für ihre 400.000 Sozialwohnungen etwa 13 Milliarden € benötigt, weniger als ein Drittel dessen, was insgesamt eingespart werden soll, wenn nicht neue Schulden aufgenommen und keine neuen Steuern erhoben werden sollen.

Woher soll das Geld kommen?

Soll auf 400.000 Sozialwohnungen, die Kindergrundsicherung, Bundeswehr-Zeitenwende[+], höhere Löhne in der Pflege, usw. verzichtet werden, nur damit Sparer und allen voran reiche Sparer wieder ihre leistungslosen Einkommen beziehen dürfen? In Kriegszeiten und Zeiten[+] fundamentalen Umbruchs?

Da sind offenbar einige Leute an zentralen Schalthebeln der Macht nicht mehr ganz dicht! Und die öffentlich-rechtlichen Medien, immerhin die vierte Gestalt im Staat, versäumt es bis heute den Kausalnexus[+] der Zinsen aufzuklären, Erinnerung hier!

Es muss sich sehr schnell etwas ändern. Nicht die im Grundgesetz verfasste Idee dieses Staates zum Schutz der Menschenwürde ist das Problem, sondern ihre praktische Missachtung von Wahnsinnigen, die den Hals nicht voll genug bekommen!
04. März 2023, 14:44:19
Christian[+] Bommarius ruft bei der Stiftung Demokratie Saarland das Krisenjahr 1923 in Erinnerung. Wichtige Aspekte: Spaltung und Hyperinflation.

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Tim Deutschmann

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