Zur Entwicklung des Über-Ichs im psycho-sozialen Strukturmodell
Innerlich betrachtet kann das Bewusstsein im Fluß der Zeit als ein „Balanceakt“ (das Denken) zwischen zwei fundamentalen seelischen Instanzen beschrieben werden. Sigmund Freud nennt diese zwei Instanzen in seinem Strukturmodell der Psyche das Es und das Über-Ich, wobei dem Es die unmittelbaren Sinnesreize und Gefühle (das Fühlen) zugeschrieben werden und das Über-Ich Regeln bzw. Aussagen „enthält“, nach denen das Individuum handeln soll. Das Handeln ist die Realisierung des Erdachten.
Seit dem Beginn des kapitalistischen Prozesses,
dem Sündenfall vor etwa 6.000,
hat der Zins die Seele des Menschen und seine Sprache geformt.
Die (heute beobachtbaren) Strukturen des Über-Ichs dienen in der Gesellschaft der Regulation der Impulse des Es und
haben sich im Verlauf des Kapitalismus der Neuzeit, seit der Renaissance (Wiedergeburt)
bzw. seit der Reformation (Neubildung) gebildet.
Der deutsche Soziologe Norbert Elias (* 22. Juni 1897 in Breslau; † 1. August 1990 in Amsterdam), ein scharfer Kritiker der Systemtheorie, beschreibt in seinem Buch Über den Prozess der Zivilisation die Wirkung des Zerfalls des geozentrischen Weltbilds als eine Art narzistische Frustration, aus der heraus der moderne Mensch anfing, durch Reflektion über die Funktionsweisen und Gesetzmäßigkeiten ((Natur-) Gesetze sind Bestimmungen!) der Objekte seiner Umwelt und durch zielgerichtete Forschung daran selbst Kontrolle über die Natur auszuüben, nachdem ihm gewahr worden war, dass die Welt, entgegen der vermeintlichen religiösen Verheißung, Gott habe dem Menschen die Welt zu Füßen gelegt (Gen. 2:[15,16]), nicht so gebaut ist, dass sie sich allein um den Menschen drehte.
Für Norbert Elias ging die Zunahme der Ausübung von Kontrolle und Bestimmung über die Umwelt und die Natur einher mit einer Zunahme der Bestimmung und Kontrolle der eigenen Natur, dem Es bei S. Freud. Die sich im Über-Ich bildenden (formierenden, Information heißt Einbildung) Kontrollinstanzen äußerten sich in den so auftretenden Phänomenen wie der Ratio und des moralischen Gewissens, doch blieb laut Elias in dieser Entwicklung die Beobachtung dieses langfristigen Veränderungsprozesses an der Seele des gezähmten (zivilisierten) Menschen, die Selbstreflexion, auf der Strecke.
Im Vorwort des Buches schreibt Norbert Elias[2]:
Daß und zum Teil auch warum vom späten Mittelalter und der frühen Renaissance an ein besonders starker Schub der individuellen Selbstkontrolle, und vor allem auch der von Fremdkontrollen unabhängigen, als selbst tätiger Automatismus eingebauten Selbstkontrolle auftrat, auf die man heute bezeichnenderweise mit Begriffen, wie »verinnerlicht« oder »internalisiert« hinweist, wird von anderen Seiten her in den folgenden Untersuchungen ausführlicher dargelegt. Diese nun in höherem Maße einsetzende Verwandlung zwischenmenschlicher Fremdzwänge in einzelmenschliche Selbstzwänge führt dazu, das viele Affektimpulse weniger spontan auslebbar sind. Die derart im Zusammenleben erzeugten selbsttätigen, individuellen Selbstkontrollen, etwa das »rationale Denken« oder das »moralische Gewissen«, schieben sich nun stärker und fester gebaut als je zuvor zwischen Trieb- und Gefühlsimpulse auf der einen Seite, die Skelettmuskeln auf der anderen Seite ein und hindern die ersteren mit größerer Strenge daran, die letzteren, das Handeln, direkt, also ohne Zulassung durch diese Kontrollapparaturen, zu steuern.
Das ist der Kern der individuellen Strukturveränderung und der individuellen Struktureigentümlichkeiten, die bei der reflektierenden Selbsterfahrung, etwa von der Renaissance an, ihren Ausdruck in der Vorstellung von dem einzelnen »Ich« im verschlossenen Gehäuse findet, von dem »Selbst«, das durch eine unsichtbare Mauer von dem, was »draußen« vor sich geht, abgetrennt ist. Es sind die zum automatisch funktionierenden zivilisatorischen Selbstkontrollen, die in der individuellen Selbsterfahrung nun als Mauer, sei es zwischen »Subjekt« und »Objekt«, sei es zwischen dem eigenen »Selbst« und den anderen Menschen, der »Gesellschaft«, erfahren werden.
Gerade die letzten beiden Sätzen können auf die schizoide Persönlichkeitsstruktur des Riemann'schen Modells bezogen werden. Von Bedeutung ist das Strukturmodell für die Betrachtungen in diesem Buch, weil sich, wie Elias auch sagt, die seelische Struktur als eine Entgegnung, eine Spiegelung, der sozio-kulturellen und sozio-ökonomischen Struktur entwickelt hat[3]:
Zum Begriff des »soziogenetischen Grundgesetzes« merkt Elias an:
Worauf hier hingewiesen werden soll, ist die einfache Tatsache, dass auch in der zivilisierten Gesellschaft kein Menschenwesen zivilisiert auf die Welt kommt und dass der individuelle Zivilisationsprozess, dem es zwangsläufig unterliegt, eine Funktion des gesellschaftlichen Zivilisationsprozess ist. Wohl hat daher die Affekt- und Bewusstseinsstruktur des Kindes eine gewisse Verwandtschaft mit der von »unzivilisierten« Völkern und das Gleiche gilt von derjenigen Schicht in den Erwachsenen, die mit der fortschreitenden Zivilisation einer mehr oder weniger stark Zensur unterworfen ist und die sich dann z.B. noch in Träumen Ausdruck schafft. Aber da in unserer Gesellschaft jedes menschliche Wesen vom ersten Augenblick seines Daseins an den Einwirkungen und dem modellierenden Zugriff »zivilisierter« Erwachsener ausgesetzt ist, so muss es zwar in der Tat von neuem einen Zivilisationsprozess zu dem von seiner Gesellschaft im Laufe ihrer Geschichte erreichen Standard hin durchlaufen, aber keineswegs alle einzelnen, geschichtlichen Abschnitte des gesellschaftlichen Zivilisationsprozesses.

Der Systemtheoretiker und Soziologe Niklas Luhmann drückt den gleichen Zusammenhang folgendermaßen aus[1]:
Den Ausführungen Elias' und Luhmanns zufolge bildet die Neurosenstruktur ein Regel- und Kontrollnetzwerk, das das Ego des Trägers dieser Struktur sie als eine »Mauer« zum Alter erleben lässt, die die Menschen voneinander trennt. In der Folge dieser Strukturbildung nehmen sich die zivilisierten Menschen in ihrer Selbsterfahrung und ihrem Erleben als Homines clausi wahr.
Der Psychoanalytiker und Sozialphilosoph Erich Fromm schreibt in Die Furcht vor der Freiheit im Zusammenhang mit der Ausbildung von inneren und äußeren, anonymen und offenen Autoritäten, denen sich der Einzelne unterwirft und die er mit der Zeit internalisiert:
Wie aber kann jemand gegen sich selbst rebellieren?
In den letzten Jahrzehnten hat das Gewissen viel von seiner Bedeutung verloren. Es sieht so aus, als ob im Leben eines Menschen weder äußere noch innere Autoritäten mehr eine hervorragende Rolle spielten. Jeder ist völlig »frei«, wenn er nur den legitimen Ansprüchen anderer Menschen nicht ins Gehege kommt. Tatsächlich aber finden wir, dass die Autorität nicht verschwunden ist, sondern dass sie sich nur unsichtbar gemacht hat.
Anstelle der offenen Autorität regiert jetzt die anonyme Autorität. Sie tarnt sich als gesunder Menschenverstand, als Wissenschaft, als psychische Gesundheit, als Normalität oder als öffentliche Meinung. Sie verlangt nichts als das, was »selbstverständlich« ist. Sie scheint keinerlei Druck auszuüben, sondern nur sanft überreden zu wollen. Ob eine Mutter zu ihrer Tochter sagt: »Ich weiß ja, dass du mit dem jungen Mann nicht gern ausgehst«, oder ob uns eine Reklame suggeriert: »Rauchen Sie diese Zigarettenmarke - und sie werden von ihrer Frische begeistert sein«, wir haben es mit der gleichen subtilen Suggestionen zu tun, die tatsächlich unser gesamtes gesellschaftliches Leben durchdringt.
Die anonyme Autorität ist deshalb noch wirksamer als die offene Autorität, weil einem gar nichts erst der Verdacht kommt, dass da ein Befehl gegeben wird, den man zu befolgen hat. Bei der äußeren Autorität ist es klar, dass ein Befehl vorliegt und wer ihn gegeben hat. Man kann sich gegen die Autorität wehren, und persönliche Unabhängigkeit und moralischer Mut können sich in diesem Kampf entfalten. Aber während auch noch bei der internalisierten Autorität der Befehl - wenn er auch in unserem Inneren besteht - doch erkennbar bleibt, sind bei der anonymen Autorität sowohl der Befehl als auch die Instanz, die ihn erteilt, unsichtbar geworden. Es ist, als ob ein unsichtbarer Feind auf uns schießen würde. Da ist niemand und nichts, wogegen man sich wehren könnte.
Was sind Werte?
Die einzelnen Instanzen dieser sich im Verlauf des Kapitalismus (also der Zivilisation) entwickelnden Impulskontrolle werden kulturell als Werte bezeichnet. In Hinblick auf diese Entwicklung ist das Riemann-Thomann'sche Koordinatensystem[5] als eine diese Neurosenstruktur an ihrer Grenze indizierendes Reflexionswerkzeug einordenbar, an dem sich sowohl Genese und Evolution als auch (zentrale) Auflockerung und Lösung katalysieren lassen. An der Grenze der Über-Ich-Struktur und im Kern dieses Zähmungs-, Konditionierungs- und Erziehungsvorgangs steht das Gleichgewicht der Bestimmung, welches in der sozio-kulturellen, über das Geld-System vermittelten Strukturänderung des (teils kollektiven) Über-Ichs der Menschen zentral ist.
Werte sind Elemente des Über-Ichs und stellen sich in Bestimmungen, Gesetzen, Regeln, Normen, Sitten, Riten, Geboten, Verboten, Restriktionen, Tabus, usw. dar. Sie haben sich im Verlauf der Zivilisation in den durch den Kapitalismus erzeugten sozialen Räumen gebildet und waren darin und durch ihn einem Ausbreitungsvorgang unterworfen. Die Art und Weise, wie wir mit unserer eigenen seelischen Natur und der Natur der Umwelt und aller Lebewesen umgehen ist das Produkt eines langsam aber bestimmt voranschreitenden Zähmungs- und Erziehungsprozesses, den man heutzutage wie im Zeitraffer wiedererkennen können, wenn wir beobachten, wie wir unsere Kinder erziehen. Im Laufe einer Kindheit erlernen die Kinder bis zum Erwachsenenalter alle Regeln, Gesetze, Riten und Normen, welche sich über Jahrhunderte von den Oberschichten ausgehend auf die Gesellschaft ausgebreitet haben.
Werte dienen letztendlich dem Zweck, bestimmte kulturelle nicht akzeptierte Emotionen, Gefühlszustände und Affekte nicht haben, erleben zu müssen oder ihnen ausgesetzt zu sein und bewirken also eine Abspaltung oder Trennung von diesen Gefühlen.
Zur Entstehung des Werte-Spektrums der abendländlischen Gesellschaft(en)
Norbert Elias beschreibt in Über den Prozess der Zivilisation, wie sich die Modelle des Verhaltens von den Oberschichten der abendländischen Gesellschaften auf das Bürgertum ausbreiteten und sich im Laufe der Jahrhunderte Fremdzwänge in Selbstzwänge verwandelten. Im ersten Band von Über des Prozess der Zivilisation spricht er hauptsächlich von Scham, Peinlichkeit, Ekel und bestimmten Ängsten mit Bezug zu körperlicher Nähe. Die Werte des Über-Ichs dienen der Kontrolle des Es. Sie bilden einen wesentlichen Teil des individuellen Charakters, der Persönlichkeit und der Neurosenstruktur.
Der Verbreitungsvorgang der konventionellen Regeln vollzog sich laut Elias auch mittels abendländischer Autoren, die in sogenannten „Manierenbüchern“ die höfischen Verhaltensweisen sammelten und einer breiteren Öffentlichkeit zugänglich machten. Aufgrund der Ordnung der Bestimmung in den hierarchischen Organisationsstrukturen des Kapitalismus breiteten sich die Regeln und das dementsprechende Verhalten von den Spitzen auf die Basen der Pyramiden aus. Den Zeitverlauf dieses Erziehungs- also Einpflanzungsvorgangs von Werten zur Formung des Seelenhaushalts, verbindet Norbert Elias mit der Teil-Bedeutung Zähmung (analog zur Domestizierung von Wildtieren).
Zur Entwicklung der abendländischen Werte-Struktur und des abendländischen Über-Ichs schreibt Norbert Elias am Beispiel der sozio-kulturellen Regulierung des Spuckens[2, 2. Kapitel, Über das Spucken, Seiten 307-311]:
[...]
Der primäre Antrieb zu dieser langsamen Verdrängung einer Neigung, die ehemals stark und weit verbreitet war, kommt nicht aus der rationalen Einsicht in die Entstehung von Krankheiten, sondern [...] aus den Veränderungen in der Art, wie die Menschen miteinander leben, aus den Veränderungen im Aufbau der Gesellschaft.
[...]
Die Umgestaltung des Auswerfens und schließlich das mehr oder weniger vollkommene Verschwinden des Bedürfnisses danach ist ein gutes Beispiel für die Formbarkeit des Seelenhaushalts. Mag sein, dass dieses Bedürfnis durch andere, etwa durch das Bedürfnis zu rauchen, kompensiert oder auch durch bestimmte Änderungen der Kost abgeschwächt worden ist.
[...]
Die Neigung zum Spucken ist ersetzbar.
[...]
Andere Bedürfnisse sind nicht bis zu dem gleichen grade ersetzbar oder umformbar und so erhebt sich hier die Frage nach den Grenzen der Transformierbarkeit des Seelenhaushalts. Ohne Zweifel hat er eine bestimme Eigengesetzlichkeit ( Autonomie ), die man »natural« nennen mag. In ihrem Rahmen formt ihn der geschichtliche Prozess der Zivilisation, sie gibt ihm Spielraum und setzt ihm Grenzen und es bleibt eine Aufgabe, diese Modellierbarkeit des menschlichen Lebens und Verhaltens durch geschichtliche Prozesse näher zu bestimmen. Jedenfalls aber wird in alledem von neuem sichtbar, wie Natur- und Geschichtsprozess kaum trennbar ineinander wirken. Die Bildung von Scham und Peinlichkeit Gefühlen, das Vorrücken der Peinlichkeitsschwelle, ist beides, natürlich und geschichtlich zugleich. Diese Formen von Empfindungen sind gewissermaßen Gestaltungen der Menschennatur bei gesellschaftlichen Bedingungen von bestimmter Form, und sie wirken ihrerseits als ein Element in den geschichtlich - gesellschaftlichen Prozess zurück.
[...]
Es ist schwer zu sehen, ob die radikale Gegenüberstellung von »Zivilisation« und »Natur« mehr ist als ein Ausdruck für die Gepresstheit der zivilisierten Seelen selbst, also für eine spezifische Disproportionalität im Seelenhaushalt, die sich in der neueren Phase der westlichen Zivilisation herstellt. Jedenfalls ist geschichtlich, nämlich gesellschaftlich geprägt, der Seelenhaushalt der »Primitiven« nicht weniger als der der »Zivilisierten«, wenn jene auch ihre eigene Geschichte kaum kennen.
[...]
Es gibt keine Nullpunkt der Geschichtlichkeit in der Entwicklung der Menschen, wie es auch keine Nullpunkt der Sozialität, der gesellschaftlichen Verbundenheit von Menschen gibt. Es gibt gesellschaftlich geformte Verbote und Restriktionen, ebenso wie ihr Seelsubstrat, gesellschaftliche Kontexte, Lust und Unlust, Peinlichkeit und Entzücken hier wie dort. Es ist also mindestens nicht ganz klar, was man meint, wenn man jenen Standard, den der sogenannten Primitiven, als den schlechthin »natürlichen« diesen anderen, den der Zivilisierten, als dem geschichtlich-gesellschaftlich gegenüberstellt. Soweit es sich um psychische Funktionen des Menschen handelt, wirken Naturprozesse und geschichtliche Prozesse unablösbar zusammen.
Die Ausprägung von Manieren in den Oberschichten Frankreichs und Deutschlands diente zunächst dem Zweck, Unterscheidungsmerkmale zwischen der Oberschicht und den unteren Schichten einzuführen, einen sozialen Code, der die Angehörigen der Oberschicht gleichzeitig einte. Die Oberschichten Frankreichs und Deutschlands waren aufgrund der damaligen Gesellschaftsstruktur dazu gezwungen, es „miteinander auszuhalten”, denn sie waren weit in der Minderheit und die Ausbeuter der Mehrheit. Dieses Eingesperrtsein, die Isolation war möglicherweise ein Grund für die Notwendigkeit der Ausbildung von Affektregulierungen. Das Voranschreiten der Distinguiertheit war also aufgrund der Architektur des Systems ein sich selbst verstärkender Mechanismus.
Man darf zudem nicht vergessen, dass die Oberschichten schon immer überwiegend Konsumgesellschaften waren, während die Masse der Menschen in den unteren Schichten produktiv tätig war und nicht so viel Langeweile empfand wie die oberen Schichten. Mit der Langeweile steigerte sich auch die Achtsamkeit gegenüber den eigenen Empfindungen und Emotionen. Begegnete man sich bei Tisch, dann reagierte man entsprechend empfindlich auf die oben genannten Gefühle. In den unteren Schichten waren die Menschen aufgrund des Mangels hingegen froh, wenn sie etwas zu essen hatten und achteten weniger auf ihre Tischmanieren.
Die Gesellschaftsstrukturen Frankreichs und Deutschlands bis zur französischen Revolution waren überwiegend zweistufig. Karl Marx sprach auch 60 Jahre nach der französischen Revolution noch von einer Zweiklassengesellschaft. In Folge der französischen Revolution wurde durch die Liberalisierung der Zinsnahme allen Menschen das Zinsnehmen ermöglicht, so dass sich in der Großen Pyramide im Verlauf der Zeit mehr Schichten zwischen der Spitze und der Basis einzogen. Die Menschen konnten auf und absteigen und ihren Platz innerhalb der immer vielschichtiger werdenden Pyramide mitsamt dem dazugehörigen Verhaltenskodex finden. Soziologen sprechen in diesem Zusammenhang von einer Stratifizierung der Gesellschaft. Mit zunehmendem Erfolg des Kapitalismus breitete sich Wohlstand in den Gesellschaften aus, und die Menschen hatten im Vergleich zu vorher mehr Zeit, sodass sich die Aufgestiegenen auch der Übernahme von Verhaltensweisen der Oberschicht widmen konnten, weil sie den selben „katalytischen Bedingungen“ ausgesetzt waren, also Nähe und Langeweile, wie die Oberschichten.
Insgesamt beobachtet man eine Spaltung körperlicher und geistiger Beziehungen und eine Versachlichung mit Hilfe von Gegenständen, die sich in die Beziehungen einschoben.
Referenzen / Einzelnachweise
- [1] Niklas Luhmann, Soziale Systeme, Grundriss einer allgemeinen Theorie, Kapitel 2, Sinn, S. 92, 1984.
- [2] Norbert Elias, Über den Prozess der Zivilisation, Suhrkamp, erste Auflage, Band 1, Kapitel 9, S. 63 ff., 1969.
- [3] Norbert Elias, Über den Prozess der Zivilisation, Suhrkamp, erste Auflage, Band 1, Vorwort, S. 78 f., 1969.
- [4] George Spencer-Brown, Gesetze der Form, 1969.
- [5] Fritz Riemann, Grundformen der Angst, 1961.
Querverweise auf 'Zur Entwicklung des Über-Ichs im psycho-sozialen Strukturmodell'
- Die goldene Regel, das nomische Gleichgewicht in Austauschbeziehungen und der Zins; Übertragung von Zwängen in Austauschbeziehungen; Quellen von ökonomischer Heteronomie; Wo liegt die eigentliche Quelle der Heteronomie?; Autonomie relevanter sozio-ökonomischer Rollen; Leihgeber vs. Leihnehmer, Eigentümer vs. Besitzer und Gläubiger vs. Schuldner; Selbstständig oder Angestellt?; Profitabilität: Einschränkung der funktionalen (Selbst)Bestimmung (Berufsausübung) auf mehrheitsfähige private Zwecke; Unternehmer vs. (Mit) Arbeiter und Arbeit„geber“ vs. Arbeit„nehmer”; Selbstbestimmung des Konsumenten; Welches Vermögen müsste der Mensch also haben, so dass die Zinsen auf sein Geldvermögen genau so groß sind wie seine Ausgaben?; Negativen Zinsen: Stärkung der Autonomie gegenüber dem Kapital; Referenzen / Einzelnachweise
- Das Zinsvorzeichen und das Gleichgewicht der Bestimmung; Der positive Zins als direktes und indirektes Herrschaftsmittel; Der Befehl, den Zins herzugeben wird aus einem Vertrag und letztlich aus dem Rechtsinstitut des Eigentums abgeleitet; Verträge zur Stillung existenzieller Bedürfnisse werden mehrheitlich und bei positivem Zins zunehmend nicht frei geschlossen, sondern in Folge existenzieller Zwänge; Die Bewältigung der Folgen des Zinsnehmens im BGB; Zins und symbolische Gewalt im Mikrosozialen; Die patriarchaische Ausbeutung der Frau durch den Mann als Protoform symbolischer Gewalt; Der Zins ist das Kind des Geldes mit demjenigen Menschen, der ihn durch seine Arbeitskraft gebärt; Gewalt gegen die natürliche Semantik und Framing; Reproduktion der vom Zins abgeleiteten Formen symbolischer Gewalt; Gewalt gegen die Wahrheit über das Zinsnehmen; Das affektive Ködern; Symmetrie-Vergleich der Störungen des Gleichgewichts der Bestimmung aufgrund des Zins-Vorzeichens; Symmetrie der Störung: Vertragsabschlusszwang; Asymmetrie der Störung: Arbeit und Kapital; Der Wechsel des Zinsvorzeichens und die Entstehung des Sozialismus: Schumpeter zu Marx; Referenzen / Einzelnachweise