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Übergangserscheinungen an der Null-Zins-Grenze

Texte zur neoliberalen Ideologie offenbaren, dass die Kapitalisten genau wissen, dass der Kapitalismus[+] an einer natürlichen Grenze ankommt, die durch die Handlungsunfähigkeit des Souverän aufgrund der Staatsverschuldung gekennzeichnet ist. Das Hinauszögern des Erreichens dieser logischen Grenze kommt einer „Körperverletzung“ am Souverän gleich.

Durch den Kapitalismus[+] haben sich politische Fraktionen gebildet, die für die Einhaltung bestimmter Rechte[+] kämpfen. Das politische Spektrum ist direkt auf das Spektrum der verletzen Werte abbildbar.
In der Endphase des reifen Kapitalismus[+] lassen sich im Parlament und in der Gesellschaft eine Zersplitterung und Fragmentierung in sich untereinander bekämpfende politische Fraktionen beobachten. In der spät-kapitalistischen Gesellschaft befindet sich ein großer Anteil der Menschen überwiegend in heteronomen Vertragsverhältnissen (Angestellte beim Staat, bei Unternehmen, usw.) und die wenigsten sind selbstständig. Dies ist eine logische Konsequenz der Fortpflanzung von Kontrahierungszwängen welche aus der Leitzinsführung[+] resultieren. Demnach sind die Menschen in heteronomen Verhältnissen sozialisiert worden und empfinden die existierenden Zwänge[+] und die Autonomieeinschränkung als „normal“.

Mit zunehmender Ungleichheit wird den Menschen ihre Abhängigkeit jedoch bewusster, sie begehren auf und verlangen ihre Autonomie zurück. Die Menschen beginnen die verinnerlichten kapitalistischen Werte und das erzwungene Verhalten zu hinterfragen. Diese Übergangserscheinungen wurden von Marx[+] unter dem Begriff Diktatur des Proletariats zusammengefasst. Diese Phase erleben wir in 2014 / 2015.

Beim Nulldurchgang des Zinses sind in der Gesellschaft, der Wirtschaft und im Parlament Phänomene beobachtbar, welche in der Physik als Phasenübergänge bekannt sind. Bei einem solchen Übergang bilden sich neue Ordnungsmuster[+] im sozialen Netz aus und physikalische Eigenschaften des Mediums ändern sich. Das Medium in der Gesellschaft sind die Beziehungsnetzwerke welche durch den Zins gewoben wurden. Ströme und Blockaden in diesem Netzwerk beziehen sich auf den Austausch von Werten durch Kommunikation, Handel und Transport[+].

Zusammenbruch der kapitalistischen Logik

Jedes formal logische und komplexe System, welches auf Annahmen oder Axiomen beruht, wird bei Einhaltung der Regeln irgendwann in einen paradoxen Zustand (Gödel'sche Unvollständigkeitssätze) geraten. Das folgt aus einer relativ einfachen Betrachtungen der formalen Logik und der Feststellung, dass es fast keine absoluten Wahrheiten gibt, wenn nicht alles in einer Sprache und einer Logik beschreibbar ist, wenn das System also offen ist. Die Regeln des Kapitalismus und die Gesellschaft, die diese Regeln anwendet, bilden so ein formal logisches System.

Der paradoxe Zustand besteht am Ende des reifen Kapitalismus[+] in den USA, Europa und Japan in 2015 im Auftreten von negativen Zinsen im elektronischen Handel von kurzfristigen Staatsanleihen[+]: die Computer berechnen negative Zinsen welche dem Kapitalismus[+] widersprechen. Negative Zinsen sind also eine logische Entwicklung, auch wenn sie aus Sicht des Kapitalismus[+]' paradox erscheinen. In einer solch paradoxen Situation brechen herkömmliche Denkmuster zusammen und das herkömmliche Denken befindet sich in einer Sackgasse, die mentale Liquiditätsfalle[+].

Die Lösung findet sich, indem man an den Kern der Ideologie, welche die Ordnung[+] hervorgebracht hat, zurückgeht und dort „den“ Fehler sucht. Das Erkennen des Fehlers bringt die Heilung und fühlt sich für den Kapitalisten in der mentalen Liquiditätsfalle[+] wie eine Befreiung, Erlösung oder Auflösung einer Blockade an. Zu befürchten ist lediglich, dass Menschen die diesen Auflösungsprozess nicht durchlaufen nach einer unbewussten, und somit für sie unbeherrschbaren Angst[+] in Panik reagieren. Sie verhalten sich unter dieser Angst[+] dann nach einer tiefen und alten Prägung, obwohl die paradoxe Situation eigentlich eine ebenso paradoxe Gegenreaktion erfordert. Es besteht die Gefahr eines Bank-Runs und einer Kreditklemme, weil sich die Menschen gierig verhalten. Sie wollen ihr Geld nicht verlieren. Wenn sie danach handeln, verschärft sich jedoch die Krise des gesamten Systems, weswegen vorsichtshalber umlaufsichernde Maßnahmen ergriffen werden müssen[1].

Der Verlust einer Weltanschauung ist normalerweise mit dem Hervortreten tiefsitzender Ängste[+] verbunden. Diese Ängste[+] dienen normalerweise dem Zweck[+], eine Handlung auszulösen, die die herkömmliche Weltanschauung wieder herstellt. Sie dienen also dem Aufrechterhalten der eigenen Wirklichkeit. Ein Teil dieses Abwehrvorgangs sind Projektionen und Teil der Handlung ist die Propagation von Freund / Feind - sowie Wert / Anti-Wert - Schemata. Die Aufrechterhaltung der eigenen Wirklichkeitsauffassung ist ein natürlicher Vorgang, der Abwehr heißt und der vor Überforderung schützt. Im weiteren Verlauf wird behutsam vorgegangen. Das psychische[+] Immunsystem[+] des Kapitalisten wird ähnlich wie in einer Hyposensibilisierung (Heuschnupfen-Therapie) langsam auf die neuen Wertemuster, welche zunächst als „Allergene“ erscheinen, vorbereitet. Es ist wichtig dabei langsam, behutsam und beständig vorzugehen, damit die Menschen Stück-für-Stück ihre Risse und Spaltungen im Denken also diese kapitalistischen Handlungsparadigmen, Denkschemata und das mechanisierte Denken erkennen können. Der von vielen beschriebene „Knall“ findet nur in den Köpfen statt, weil eine uralte Weltanschauung, die des Kapitalismus[+], zusammenbricht.

Die Einigung und Konsensbildung als Kondensationsvorgang

In der Natur gibt es das Phänomen des Phasenübergangs mit dem Namen Bose-Einstein Kondensation. Es ist die Bildung eines Kondensats von Teilchen, welche sich als Kondensat so verhalten, wie eine große Version des einzelnen Teilchens. Übertragen auf Gesellschaft bedeutet es, dass das einige Volk sich so verhält wie ein einzelnes Mitglied der Gesellschaft. Die Sprache der Physik wird in diesem Textabschnitt lediglich hinzugezogen, um eine Grundlage für die Phänomene zu haben, welche in der Gesellschaft beobachtbar sind.

Meine Hypothese ist, dass in der Gesellschaft beim Übergang von einer Positiv- zu einer Negativzinswirtschaft genau das geschieht, was in der Physik als Bose-Einstein-Kondensation bezeichnet wird: Gruppen von Menschen einigen sich und verhalten sich kohärent, weil der gesellschaftliche Kommunikationsprozess unter den veränderten ökonomischen Rahmenbedingungen zu einer Kohärenz der Wirklichkeitsauffassungen führt.

Zeitgeist, Verbindende und Trennende Werte

Die Menschen sind untereinander durch Kommunikation verbunden. Die Gegenstände der Kommunikationsprozesse sind verbindende, an Konfliktgrenzen jedoch überwiegend trennende Werte. Die verbindenden Werte, zu denen fundamental die Kommunikationsbereitschaft als Basiswert gehört, sind Teil des sich bildenden Wertekondensats, dem Konsens. Hegel hat dieses Kondensat als Zeitgeist bezeichnet. In der christlichen Philosophie heisst das Kondensat als Teil der Dreifaltigkeit (heiliger) Geist. Der (Zeit[+]-)Geist tritt als eine Gefühl der Verbundenheit hervor, wenn sich Menschen in einer großen Menschenansammlung befinden, die ein gemeinsames Ziel verfolgt. Es ist das Gefühl, welches man im Fußballstadion, auf einer großen Demonstration oder einem Konzert bei guter Stimmung erlebt. Der Zeitgeist[+] kann auch als eine Art kollektives Bewusstsein (siehe auch objektiver Geist) aufgefasst werden, wenn die Menschen eine gemeinsame kohärente Wirklichkeitsauffassung teilen. Zu nennen ist in diesem Zusammenhang auch der Begriff der sozialen Bewegung.

Trennenden Werte spalten den Geist und verhindern seine Kondensation und Einigung. In der christlichen Philosophie wird das den Geist Spaltende als der Teufel bezeichnet. In der Philosophie ist es der Widerspruch oder auch Dissens. In der Auseinandersetzung um widersprüchliche Wirklichkeitsauffassungen verbrauchen die Menschen (Lebens-)Energie. Ist ein Konsens erreicht, so ist diese Einigung und der darauffolgende Austausch und die gegenseitige Bereicherung am Anderen das Kind des Prozesses.

Symbolische Darstellung des Übergangs von einer Positiv- zu einer Negativ-Zins-Geld- und Eigentumsordnung[+]. In der Natur gibt es ausschließlich negative Zinsen. Totes zerfällt, nur Lebendiges kann wachsen[+] und nimmt von seiner Umgebung Zins, bis es den Zenit seiner Lebensphase erreicht hat und Zins gibt. Die Pyramide steht symbolisch für die Bildung hierarchischer[+] Organisationsstrukturen im Kapitalismus[+].

Einigung in der Gesellschaft

Wir erleben in 2015 eine Zersplitterung der Gesellschaft, weil sich alle über „die Wahrheit“ streiten, die zunächst jedoch lediglich die jeweils eigene ist, dann aber, wenn man sich versteht, und einig wird, die Wahrheit und die Wirklichkeit Beider, Vieler, sehr Vieler usw. und dann am End vielleicht Aller. Es breitet sich also Konsens in Bezug auf die ausgetauschten Werte aus. Als Beispiel für solche Werte seien die obersten Menschenrechte angeführt, welche von allen Völkern weitgehend akzeptiert werden. In 2015 erkennen die Menschen, dass die Zersplitterung und Atomisierung unserer Gesellschaften durch den positiven Zins verursacht wurde, also durch den Kapitalimus. Ist der Zins jedoch ganz verschwunden, ist es auch der Grund, der die Spaltung und das Trennende verursacht hat. Der Übergang in die Negativzinswirtschaft ist nicht durch ein Obsiegen und eine Dominanz des größten Teils der Bevölkerung über die kleine Minderheit der Kapitalseigner gekennzeichnet, sondern durch ein Verschwinden der trennenden / spaltenden Sachverhalte, welche sich normalerweise in Defiziten in der Wiederherstellung der verletzten Werte offenbaren. Genau jene Aufgaben, welche ein Mensch, der nicht im kapitalistischen Produktionsprozess funktionalisiert wird, im sogenannten Ehrenamt erfüllen kann, erlangt eine tragende und besondere Bedeutung.

Das Hervortreten der Verletzung fundamentaler Rechtsgüter

Im Verlauf der erzwungenen Rationalisierung im Kapitalismus[+] wird die Autonomieeinschränkung, welche ihren Ursprung in der Leitzinsführung hat und über die Verträge in die angeschlossenen Bereiche des Systems weitergereicht wird, in die Endpunkte an der Basis der Zins-Pyramide verschoben. Diese Basisknoten, welche letztendlich die Quellen des Zinses darstellen, und welche bei negativem Zins, also umgekehrt betrachtet, wie die Blätter eines Baums sind, sind überwiegend heteronom. Die Einschränkung ihrer Autonomie äußert sich in einer ausgleichslosen Verletzung des jeweils Beziehungs-vermittelnden Wertes. Der überwiegend autonome Begünstigte dieser Beziehung profitiert von dieser Verletzung und genau darin besteht die Perversion des Kapitalismus[+], dazu Wikipedia: Perversion (von lat. perversus, „verdreht“ „verkehrt“) bezeichnet eine Verkehrung ins Krankhafte oder Abnorme bzw. ein solches Empfinden und Verhalten.

Parlament

Spannungsfelder zwischen den politischen Fraktionen des Kapitalismus[+].
Nach einer langen Zeit[+] rechtsstaatlichen Positiv-Zins-Wirtschaftens weist das Parlament viele Fraktionen auf. Vergleichen Sie dazu auch die Situation am Ende der Weimarer Republik[+], in der das Parlament in viele kleine Fraktionen zersplittert war. Aufgrund der Auswüchse des reifen Kapitalismus[+], der die Integrität der Beziehungen von Mensch, Tier und Umwelt gefährdet, haben sich politische Parteien und Fraktionen gebildet. Die Fragmentierung und das Hervortreten von durch den Kapitalismus[+] verletzten Werten, allen voran die Würde, die freie Entfaltung der Persönlichkeit und die Autonomie, welche sich aus immer größeren Rationalisierungszwängen ergeben haben, hat sich bis in die politischen Fraktionen fortgepflanzt. Wenn der Zins am Nulldurchgang verschwindet, dann verschwinden die trennenden Aspekte. Grenzen der Fraktionen beginnen sich aufzulösen. Es wird über neuartige Koalitionen und Wiedervereinigung nachgedacht, denn die Risse verbrauchen nur Lebensenergie. Die die Fraktionen verbindenden Werte treten hervor und entfalten ihre integrierende Wirkung. Einige der integrierenden und desintegrierenden Werte zeigt die nebenstehende Grafik.

Auch im Parlament formt sich also ein Kondensat gemeinsamer Werte in allen Fraktionen, das Marx[+] Zentralkomitee genannt hat. Dieses Wertekondensat enthält solche Werte, die allen Fraktionen gemeinsam sind. Die Aufgaben, welche bevorstehen, kann keine Fraktion alleine bewältigen. Jede Fraktion ist auf die Kompetenz und die sozialen Netzwerke der anderen Fraktionen angewiesen. Die Fraktionen sind jeweils „Experten“ für die Teile der Gesellschaft, die durch den Zins getrennt wurden. Die Fraktionen beginnen sich langsam von ihren Feindbildern zu trennen und sich ihrem natürlichen Feind zu widmen, nämlich der Spaltung und der fortschreitenden ökologischen, sozialen und mentalen Verwahrlosung. Den Menschen wird bewusst, dass sie alle gemeinsam in einem Boot sitzen und „das Raumschiff Erde“ auf eine ökosoziale nachhaltige (konservative[+]) Trajektorie zu bringen haben. Den Menschen wird bewusst, dass es zu einer natürlichen Einheit aus Demokratie und Marktwirtschaft[+] kommen wird. Darin sind die Räte die dezentrale Börsenplätze, also die Märkte für Unternehmensanleihen, in denen die Werte der Volkswirtschaft aufbewahrt werden.

Sozial-psychologische Wirkung des Zins-Vorzeichen-Wechsels

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Referenzen / Einzelnachweise

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Tim Deutschmann

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