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Leihvertragliche Umverteilung durch Verkauf von Verfügungsrechten gegen Zins

Das wesentliche Prinzip des Kapitalismus[+] ist die Übertragung, bzw. der Tausch von Verfügungsrechten[+] an einer Sache gegen Zahlung eines Zinses und heißt Leihe, Miete, Pacht oder Kredit. Marktwirtschaftliche[+] Ökonomie[+] ist Handel mit Verfügungsrechten. Insofern nehme ich hier eine etwas gröbere, andere Perspektive ein als Heinsohn und Steiger in 'Zins, Eigentum und Geld[+]', die in der Beleihbarkeit des Eigentums[+] den Wesenskern des Kapitalismus[+] aus machen:

Die ökonomische Qualität des Eigentums[+] besteht in seiner Prämie, die sich in seiner Belastbarkeit in der Geldschaffung und seiner Verpfändbarkeit durch einen Schuldner manifestiert. In diesen beiden freien Dispositionen, die dem bloß physischen[+] Besitz[+] mangeln, geht es gerade nicht darum, Güterbewegungen zu erleichtern oder überhaupt an Gütern irgendeine Veränderung vorzunehmen. Bei der Schaffung von Geld und seiner Verleihung im Kreditkontrakt werden lediglich die Eigentumsrechte[+] von Gläubigern und Schuldnern durch Aufgabe ihrer Eigentumsprämien[+] beschränkt, während die aus der Besitzseite[+] des Eigentums[+] erwachsenden[+] Nutzungsrechte, auf deren angeblicher Verleihung die neoklassische Theorie beruht, gerade nicht übertragen werden. Im Kredit wird Eigentumsprämie[+] aufgegeben, der Besitzertrag[+] aber gerade nicht. Es sind also entschieden immaterielle Rechtstitel[+] an Eigentum[+] und nicht etwa die Beschaffenheiten von Gütern, die jemand in Produktion, Distribution und Konsumtion physisch[+] nutzen könnte, aus denen das Wirtschaften vom Eigentum[+] hervorgebracht wird.
Gunnar Heinsohn[+] und Otto Steiger in 'Eigentum[+], Zins und Geld', 8. Auflage, 2017.

Zinsen sind Preise für Nutzungsrechte an Leihkapital. Der Leihnehmer zahlt den Zins an die Leihgeber. Eine andere Bezeichnung für den Leihnehmer ist Besitzer[+] oder Schuldner, der Leihgeber heißt auch Eigentümer[+] oder Gläubiger, siehe auch Einträge vom 18.12.2022 und 21.12.2022.

Das Leihkapital kann und sollte in Geld und übriges Leihkapital zerlegt werden, weil das Geld aufgrund seiner sonstigen Verwendung als Tauschmittel und Wertmaßstab eine Sonderrolle einnimmt.

Beim Verleih von Geld, das dann und dadurch nach Schumpeter[+] in 'Theorie der wirtschaftlichen Entwicklung[+]' zu Geldkapital wird, nehmen die Geschäftsbanken[+] und der Bankensektor[+] insgesamt eine vermittelnde Rolle ein. Der Bankensektor[+] alimentiert sich von der Differenz der eingenommenen Kreditzinsen und der ausgegebenen Sparzinsen, der sogenannten Zinsspanne[+] (z.T. auch Seigniorage).

Das übrige Leihkapital, das nicht Geld ist, ist in physisches[+] bzw. reales und nicht-physisches[+] bzw. nominelles Leihkapital unterteilt. Zum nicht-physischen[+] Leihkapital zähle ich u.a. Wissen (Know How), Patente, Daten und Rechte[+].

Leihkapitalart Beispiele
Geld Einheiten von Währungen
nicht-geldartiges, physisches[+], reales Leihkapital Immobilien (Land, Boden, Häuser und Gebäude), Pachtunternehmen, Maschinen, Werkzeuge, Kunstgegenstände (Museen)
nicht-geldartiges, nicht-physisches[+], nominelles Leihkapital Wissen, Patente, Daten und Rechte[+]
Unterteilung des Leihkapitals in geldartiges, nicht-geldartiges-physisches[+], reales, materielles und nicht-geldartiges-nicht-physisches[+], immaterielles bzw. nominelles Leihkapital.

Der Zins des realen Leihkapitals

Leihkapital wird in der Hand seines zeitweiligen Nutzers und Besitzers[+] zu sogenanntem (zinstragenden) Sachkapital, vgl Das Kapital, Band III, Kapitel 23, Zins und Unternehmergewinn. Ob es dabei durch Kredit erworben wurde und den Kreditzins trägt oder es gemietet, gepachtet oder endgeltlich geliehen ist, macht bilanziell keine großen Unterschiede. Sachkapital ist, soweit es sich um materielles (auch sog. Real-) Kapital handelt, der Umwelt, also den Naturgesetzen, ausgesetzt. Die Wechselwirkung mit der Umwelt sowie auch die Nutzung des Sachkapitals hat eine Abnutzung (auch Degradierung, Ermüdung, Verschleiß, usw...) und Alterung zur Folge. Dieser natürliche negative Zins auf das materielle Sachkapital (wie auf alles Materielle nach dem 2. Hauptsatz der Thermodynamik[+]) heißt im Rechnungswesen auch Abschreibung. Die Unterteilung des Leihkapitals in zwei Ordnungen[+] ist demzufolge auch auf der Übernatürlichkeit des Geldkapitals im Kapitalismus[+] begründet, das entgegen dem natürlichen negativen Vorzeichen anthroponomisch (also „menschgesetzlich“) ein umgekehrtes, nämlich positives Vorzeichen erhält.

Für Sachkapital ist die Berechnung des Zinses nicht trivial, was sich im Unterschied zwischen dem Wort Miete und Zins darstellt. Ein Blick auf die Nebenkostenabrechnung offenbart die Zusammensetzung der Miete in sog. Kalt- und Warmmiete. Zur Differenz, den sog. Nebenkosten gehören Betriebskosten, Versicherungsgebühren und Steuern. Die Kaltmiete enthält jedoch in der Regel auch einen Betrag, der die Höhe von regelmäßigen Wartungskosten aufgrund des natürlichen und der nutzungsbedingten Alterung (Alterungskompensation) deckt. Grob betrachtet setzt sich die Miete also aus drei Teilen zusammen.

Ganz allgemein kann für alles Sachkapital die Höhe des Zinses wie folgt berechnet werden:

Mietzins[+] = Miete - Basiskosten - Alterungskompensation
...,wobei in den Basiskosten Steuern, Betriebskosten, Versicherungsgebühren etc. enthalten sind und die Alterungskompensation den natürlichen Negativzins sowie die nutzungsbedingten Wartungs- und Erhaltungskosten umfasst.

Umverteilungskern

Zur Übersicht über diesen Umverteilungskern des Kapitalismus[+] dient die folgende Tabelle:

Leihnehmer
Besitzer[+]
Bezeichnung
Markt
Leihkapital
Name des Zinses
Leihgeber
Eigentümer[+]
private Haushalte
öffentliche Haushalte
Unternehmen
Geldwirtschaft
Banken[+]
Geld
Geldmarkt-Zins
Sparer
Renten-,
Pensionsfonds
sonst.
institutionelle
Anleger
Pächter Landverpachtung,
Bodenverpachtung
Pachtmarkt
Boden
Pachtzins[+]
Grundherr,
Verpächter
Mieter
Pächter
Vermietung,
Verpachtung
Miet-,
Pachtmarkt
Häuser,
Wohnungen,
Geschäftsräume,
Mietzins[+]
Pachtzins[+]
Vermieter
Verpächter
Mieter
Pächter
Unternehmenspacht
Markt für Unternehmenspachten
Unternehmen,
Produktionsstätten
Mietzins[+],
Pachtzins[+]
Inhaber
Lizenz-
Konzessions-
nehmer
Lizenzierung,
Konzession
Lizenzmärkte,
Märkte für Konzessionen
Patente,
Konzessionen,
Abbaurechte,
Vertriebsrecht
Lizenz-
Konzessionsgebühr
Patentinhaber
Leihnehmer
Besitzer[+]
Leihe
Leihmarkt
(Verfügungs-) Rechte an Verleihbarem
Leih-
Sachzins
Leihgeber,
Eigentümer[+]

Die Umverteilungswirkung des Kerns erkennt man durch den Vergleich des Vermögens der Gruppe der Leihnehmer von Leihkapital mit dem Vermögen der Gruppe der Leihgeber. Aufgrund elementarer Logik ist die Gruppe der Leihgeber immer vermögender als die Gruppe der Leihnehmer, denn die Beziehung dieser Gruppen untereinander beruht auf diesem Ungleichgewicht (der Leihnehmer würde sonst wohl nicht leihen), und der Zins verschärft die Ungleichheit noch.

Gläubiger Leihvertragsstruktur Schuldner
private Haushalte private Haushalte
öffentliche Haushalte öffentliche Haushalte
realwirtschaftliche Unternehmen realwirtschaftliche Unternehmen
realwirtschaftliche Betriebe realwirtschaftliche Betriebe
Vereine, Finanzunternehmen Vereine, Finanzunternehmen
institutionelle Anleger institutionelle Anleger
Notenbanken Notenbanken
Geschäftsbanken[+] Geschäftsbanken[+]
Gegenüberstellung von allen möglichen Leihgebern und Leihnehmern in der Leihvertragsstruktur.

Preisbildung beim Zins auf Leihkapital

Der Preis für die Verfügungsrechte[+] an Sachen, der Sachzins (Miete, Pacht, etc...), bildet sich an den entsprechenden Märkten wie jeder andere Preis auch im Spiel von Angebot und Nachfrage. Am Beispiel vom vermietetem Wohnraum sieht man, dass sich Mieten erhöhen, wenn die Nachfrage nach dem entsprechenden Leihkapital, z.B. Wohnraum, steigt oder wenn das Angebot zurückgeht. Umgekehrt sinken Mieten, wenn das Angebot an Mietwohnungen steigt oder wenn die Nachfrage sinkt. Für die Preisbildung[+] beim Leihkapital zweiter Ordnung[+] ist also das Angebot und die Nachfrage zu untersuchen.

Quellen und Senken des Angebots und der Nachfrage von nicht-geldartigem Leihkapital

Mit Ausnahme von Grund und Boden kann sekundäres Leihkapital durch eine Unternehmung erzeugt werden. Wohnungen können gebaut, Patente durch betriebliche oder wissenschaftliche Forschung gefunden und verpachtbare Unternehmungen gegründet werden. Kommt bei der Erzeugung sekundären Leihkapitals primäres Leihkapital zur Verwendung, hängt die Erzeugungsrate, die Quellstärke von sekundärem Leihkapital, von der Höhe der Kreditzinsen ab. Steigen die Kreditzinsen, dann sinkt die Investitionsbereitschaft zur Erschaffung von sekundärem Leihkapital, sofern nicht mit Eigenkapital finanziert wird und also die Quellstärke vom Zins-Niveau abhängt. Zur Freisetzung von sekundärem Leihkapital kann es außerdem kommen, wenn Leihnehmer durch Erwerb eines neuen Kapitalguts derselben Kapitalklasse aus der Rolle als Leihnehmer herausfallen, das Leihkapitalgut also unbesetzt bleibt und sich so dem Angebot hinzufügt.

Intermediäre der Finanz- und Leihwirtschaft

Wie alt die Idee der Vermittlung zwischen Gläubigern und Schuldnern ist, zeige ich anhand einiger Zitate.

Heinsohn und Steiger, Tempel bei den Römern, Hinterlegung von Hypotheken.
William N. Goetzmann[+], 'Money Changes Everything[+]', Intermediäre in Mesopotamien und Griechenland.

So kann mit Recht[+] und Begründung vertreten werden, dass sich Vermögende, die nicht mehr dazu imstande waren, die Eigentumsprämie[+] ihrer Sachen zu realisieren, wie Gunnar Heinsohn[+] es vielleicht ausdrücken würde, bereits seit Jahrtausenden darum bemühen, Verwalter ihrer Sachen oder Vertriebsagenten für die Verfügungsrechte[+] an diesen Sachen. In dem daraus resultierenden Geschäft, das Passivgeschäft[+] der Banken[+], das Geschäft zwischen Immobilienverwaltern und Eigentümern[+], Miet- oder Pachtmaklern und Eigentümern[+] oder Grundherren, tritt der Eigentümer[+] der Sachen seine geschätzte Eigentumsprämie[+] an einen Intermediär ab und verlangt dafür die Zahlung eines Zinses. Beim Passivgeschäft[+] der Banken[+] ist dies der Spar- oder Anlagezins.

Der Intermediär erhält auf diese Weise die Möglichkeit[+] zur Realisierung der Eigentumsprämie[+]. Er unterscheidet sich jedoch i.d.R. von einem End-Schuldner, End-Besitzer[+] und End-Nutzer der Sache dadurch, dass er die Nutzungs- und Besitzrechte[+] an der Sache nicht selbst wahrnimmt, sondern diese an einen End-Schuldner, End-Besitzer[+] und End-Nutzer der Sache weiter verkauft. Die Einnahmen aus diesem Geschäft, das Aktivgeschäft[+] der Banken[+], die Vermietung und Verpachtung von Immobilien oder das Geschäft mit Lizenzen, decken – optimale Verwertung vorausgesetzt – einen Großteil der Eigentumsprämie[+] ab.

Intermediäre, Verwalter und andere Vasallen

Diesen Ertrag des Intermediärs begleiten die Kosten seines Geschäfts mit dem Eigentümer[+]. Bei den Geschäftsbanken[+] ergibt sich aus der Differenz zwischen Aktiv- und Passivgeschäft[+] die sogenannte Zinsspanne[+]. Bei Miet- und Pachtimmobilienverwaltern ist es üblich, dass der Eigentümer[+] die Miete bzw. die Pacht bezieht und den Verwalter als einen Dienstleister bezahlt. Auch wenn er sich in einer intermediären Rolle befindet ist der Miet- und Pachtimmobilienverwalter deswegen kein Intermediär.

[Begriff des Lehens und des Vasallen, ... Ritter, Freiherren im Vergleich zu Vermögensverwaltern, Immobilienverwaltern und Bankern[+]]

Kopplungsbereich der Geldzinsen im System der Verträge

Die Beschreibung der direkten Wirkung der Geldzinsen beginnt an dem Bereich im System der Verträge, an denen Leihgeber und Leihnehmer von Geld ihren Vertrag samt Vertraginhalt vereinbaren und abschließen. Die Verträge werden unmittelbar oder über mittelbar, über Intermediäre geschlossen.

Die Intermediäre des Geldverleihs sind die Banken[+] und der private Kreditmarkt. Im Unterschied zu Nichtbanken haben Geschäftsbank[+] die Möglichkeit[+] der Geldschöpfung[+]. Sie können sich von der Zentralbank[+] Geld leihen, die es als Buchungssatz quasi aus dem Nichts zusammen mit einer verzinsten Schuld erzeugt. Im Aktivgeschäft[+] verkauft die Geschäftsbank[+] die Nutzungsrechte an diesem Geld an private Kreditnehmer. Die Geschäftsbank[+] kann neben Zentralbankgeld[+] auch Geld aus Einlagen von Sparern schöpfen. Im sog. Passivgeschäft[+] kaufen sich die Geschäftsbanken[+] gegen Zahlung eines Sparzinses die Nutzung des Geldes von Nichtbanken von den Sparern. Das Verhältnis zwischen aus Einlagen von Nichtbanken geschöpftem und aus dem Nichts geschöpftem Zentralbankgeld[+] wird als Mindestreservesatz[+] bezeichnet. Liegt beispielsweise der Mindestreservesatz[+] bei 100 %, dann verwenden Geschäftsbanken[+] bei der Kreditvergabe ausschließlich Geld von Nichtbanken. Beträgt der Mindestreservesatz[+] jedoch 0 %, dann wird das Geld sämtlicher Kredite aus dem Nichts geschöpft.

Obwohl Geschäftsbanken[+] auch Staatsanleihen[+] kaufen und verkaufen, sind sie überwiegend Intermediäre im Geldverleih zwischen Angehörigen des Privatsektors. Es gibt jedoch auch Banken[+], die dem öffentlichen Sektor zugeschrieben werden müssen. Dazu zählen die nationalen Notenbanken bzw. die Zentralbank[+] sowie staatliche Kreditinstitute, sogenannte Förderbanken[+], z.B. in Deutschland die Kreditanstalt für Wiederaufbau[+].

Es sind also im Wesentlichen drei Arten von Institutionen im System der Verträge, an denen Geld verliehen wird:

Dort werden Anleihen[+] und Obligationen[+] gehandelt sowie Kredite und Darlehen an private Haushalte, Unternehmen und Betriebe der Wirtschaft und an öffentliche Haushalte vergeben.

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