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Bedürfnisse

Ein menschliches Bedürfnis ist, ökonomisch betrachtet, die Nachfrage nach einem Gut. Ökonomie[+] hat grundsätzlich das Ziel, die Bedürfnisse der Menschen zu stillen, also die Nachfrage nach den Gütern des Bedarfs zu stillen. In Theorie der wirtschaftlichen Entwicklung[+] schreibt Joseph Schumpeter[+][1, S. 14]:

Der Zweck[+], den der wirtschaftende Mensch verfolgt, wenn er produziert, und der erklärt, warum es überhaupt zu einer Produktion kommt, drückt ihrer Art und ihrem Umfange offenbar seinen Stempel auf. Es bedarf natürlich keines Argumentes, um zu beweisen, dass er für das Vorhandensein und für das „Was“ und das „Wie“ der Produktion bestimmend sein muss innerhalb des Rahmens der gegebenen Mittel[+] und der sachlichen Notwendigkeiten[+]. Dieser Zweck[+] kann nur die Erzeugung von Brauchbarkeiten, von Konsumtionsgegenständen sein. In der tauschlosen Wirtschaft zunächst kann es sich nur um Brauchbarkeiten für den Konsum innerhalb derselben handeln. Jede Einzelwirtschaft [Privatwirtschaft, Unternehmen] produziert in diesem Falle, um das Produzierte zu konsumieren, um also ihre Bedürfnisse zu befriedigen. Und offenbar ist Art und Intensität dieser Bedürfnisse für dieses Produzieren innerhalb der praktischen [u.a. der von den Naturgesetzen[+] begrenzten] Möglichkeiten[+] entscheidend. Die Bedürfnisse sind zugleich der Grund und die Richtschnur des wirtschaftlichen Verhaltens des Wirtschaftssubjektes, sie stellen die bewegende Kraft dar. Die gegebenen äußeren Verhältnisse und die Bedürfnisse der Einzelwirtschaft [Unternehmen] stellen sich als die beiden für den Wirtschaftsprozess maßgebenden und zu dem Resultate desselben zusammenwirkenden Faktoren dar. Die Produktion folgt also den Bedürfnissen, sie wird von ihnen gleichsam nachgezogen. Ganz dasselbe gilt mutatis mutandi für die Verkehrswirtschaft [Marktwirtschaft[+]].
Die Stillung von Bedürfnissen bewirkt im Wirtschaftssubjekt ein Sättigungs- oder Belohnungsempfinden, das als eine Art Glück empfunden wird. Das Streben nach dem Glück ist die treibende Kraft des Wirtschaftsprozesses.

Je nach gesellschaftlicher Konvention lassen sich menschliche Grundbedürfnisse grob in handelbare und nicht handelbare Kategorien unterteilen, wobei nicht handelbare Kategorien wiederum in staatliche Leistungen und andere, zumeist existenzielle Bedürfnisse zerfallen.

Hierarchie elementarer Bedürfnisse

Die Existenz jedes Lebewesens erzeugt ständig neue Nachfrage, also auch eine Schuld, da für die Existenzsicherung ein Strom von Lebens/Existenz erhaltenden Gütern aufrecht erhalten werden muss. Eine hierarchisch[+], nach Wichtigkeit und Bedeutung absteigend angeordnete Liste von Gütern beginnt mit der Luft, die alle paar Sekunden eingeatmet werden muss, um das Bedürfnis nach Sauerstoff stillen zu können, als nächstes folgt wohl Schlaf, der an einem Ort stattfinden muss, an dem Ruhe und Sicherheit für den schlafenden schutzlosen Körper besteht. Dann kommen wasserhaltige, lebensverträgliche Flüssigkeiten, die dem Körper spätestens alle paar Tage zugeführt werden müssen und als letztes benötigt der Körper feste Nahrung.

In den Industriestaaten handelbare Bedürfnisse

Die in den Industriestaaten der Welt zur Stillung menschlicher Bedürfnisse gehandelten Güter lassen sich weiter grob nach Priorität hierarchisieren

  1. Nahrung, Kleidung,
  2. Kommunikation,
  3. Obdach, Nutzwasser, Energie,
  4. Urlaub[+], Kultur, Sport,
  5. Mobilität,
  6. Grundbesitz,
  7. Produktionskapital,
wobei es sich um eine subjektive Priorisierung handelt von der außerhalb der Norm abgewichen werden kann.

Der Preis des Bedarfsgutes bildet sich am entsprechenden Markt im Spiel von Angebot und Nachfrage, wobei zu bedenken ist, dass die Preisbildung[+] im Kapitalismus[+] nicht frei ist, es also im Kapitalismus[+] keine freien Märkte geben kann.

Der Preis mancher dieser Güter bildet sich indirekt. Zum Beispiel ist die Implikation der Erholung durch Urlaub[+] eine Unterbrechung der Arbeit[+], die zu einem Einnahmenückgang führt. Dieser Einnahmenrückgang bildet einen Teil des Preises für Urlaub[+]. Der Preis ist in Wirklichkeit jedoch niedriger als nur so gemessen: Ein erholter Mensch ist ausgeglichener und gesünder, und dies hat einen schwierig zu messenden jedoch hohen Wert.

Die Unterscheidung zwischen Verbrauchs- und Gebrauchs- und Nutzgütern des Bedarfs richtet sich nach der Zeit[+], nach der das Gebrauchs- und Nutzgut durch Nutzung und natürlichen Zerfall vollständig unbrauchbar geworden ist bzw. nach der Zeit[+], nach der die Instandhaltungkosten eines Gebrauchsguts die Höhe des Anschaffungs- bz. Herstellungswerts erreichen. Ein Gebrauchsgut kann mehrere Male verwendet werden, ein Verbrauchsgut hingegen nur ein einziges Mal.

Freie, (noch) nicht gehandelte Bedürfnisse

Die nicht handelbaren, bzw. Anfang des 2. Jahrtausends noch nicht gehandelten Güter sind elementarer, notwendiger Teil der menschlichen Existenz, wie der Beziehung des Menschen zu seiner sozialen Umwelt und Gemeingüter und Dienstleistungen des Staates:

Eigentum und Besitz als Voraussetzung für die Stillung von Bedürfnissen

Die Bedürfnisse eines Menschen sind durch seine Existenz gegeben. Ökonomisch betrachtet entsteht durch ein existenzielles Bedürfnis in Kombination mit dem Menschenrecht auf Existenz eine Schuld an der (sozialen) Umwelt, die der Mensch auszugleichen versucht, wenn er es nicht selbst und unabhängig von anderen stillen kann. In einer Umgebung, in der sich der Mensch selbst versorgen kann, weil das Land auf dem die Früchte zu seiner Ernährung Gemeingut ist, kann der Mensch arbeiten und die Früchte zur Stillung seiner Bedürfnisse verbrauchen (vgl. Daniel Defoes Robinson Crusoe). Die Begleichung dieser existenzbedingten Schuld geschieht durch irgendeine Form von Arbeit.

Die Herstellung mancher Bedarfsgüter lässt sich in zwei Formen realisieren:

Es versteht sich von selbst, dass Eigentum[+] eine Voraussetzung für Verbrauch ist, wenn durch den Verbrauch keine neuen Schulden entstehen sollen. Gebrauchsgüter können hingegen gemietet (geliehen) werden (siehe Unterschied Eigentum und Besitz).

Durch unterschiedliche Bedürfnisse entsteht in einer arbeitsteiligen sozialen Gemeinschaft ein reiches Spektrum von Berufen. Dieses Berufsspektrum spiegelt das Spektrum an Bedürfnissen. Die folgende Tabelle zeigt die Zweige der Wirtschaft bzw. die Märkte, die den einzelnen handelbaren Bedürfnissen zugeordnet sind:

Bedürfnis Besitzform[+] und Herstellung Eigentumsform[+] und Herstellung
Nahrung - Landwirtschaft, Lebensmittelindustrie, Gastronomie
Kleidung - Textilindustrie
Kommunikation Telekommunikationsunternehmen, Post, Massenmedien -
Obdach Wohnungsmarkt Immobilienwirtschaft
Nutzwasser Wasserwirtschaft Brauch- und Regenwasseraufbereitung
Energie Energiewirtschaft Blockheizkraftwerk
Mobilität ÖV, Bahn, Fluggesellschaften Fahrrad, Auto
Grundstück Pacht Grunderwerb
Produktionskapital Pacht von Produktionskapital Eigenes Produktskapital

Bedarfsgüter, Wert, Sättigungskosten

Der Bedarf an einem Bündel von Gütern wird durch ein negatives Vorzeichen vor einem Vektor mit positiven Elementen (Bedarfsvektor) dargestellt: $$ \text{Bedarf}=\mathbf{N}(t), $$ wobei $\mathbf{N}(t)$ ein Gütervektor ist. Die Wertfunktion angewandt auf den Bedarfsvektor liefert $$ W(-\mathbf{N}(t))=-W(\mathbf{N}(t))=-\sum\limits_i p_i\cdot N_i(t), $$ also die Sättigungskosten. Der Preis $p_i$ zur Erreichung des Guts $N_i$ bildet sich am Markt im Spiel zwischen Angebot und Nachfrage. Festzustellen ist, dass die lebensnotwendigen Güter von außerhalb der Eigentums- und Besitzsphäre kommen müssen, wenn sie dort nicht vorhanden sind.

Der Mensch ist also in Bezug auf die Sättigung seiner Bedürfnisse von seiner Umwelt abhängig.

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Tim Deutschmann

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