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24. November 2018

Krieg, Wachstum und Fortschritt

Ich entgegne Folgendem:

„Ohne Krieg scheint Fortschritt und ständiges Wachstum[+] nicht möglich.“

Immer wenn es in der Vergangenheit kein Wirtschaftswachstum und keinen Fortschritt mehr gab, wurde ein Krieg angezettelt mit dem Ziel, auf den Trümmern des Krieges erneut wachsen[+] zu können. Es ist enorm wichtig, sich klar zu machen, was ein Krieg für das Kapital bedeutet: eine abrupte Entwertung innerhalb kürzester Zeit[+]. Nach dieser Entwertung des Kapitals, nach seiner Zerstörung, begann das Wachstum[+] erneut bis zum nächsten Krieg. Das kann man sich über 1200 Jahre der abendländischen Geschichte anschauen. Diesmal wird es anders geschehen.

Warum spitzt sich alles am Ende immer zu?

Beginn der Bezahlwand

Es gibt, spieltheoretisch betrachtet, zwei Arten Spiele: Spiele, die enden und Spiele, die nicht enden.

Der Kapitalismus[+], der auf dem Prinzip positiver Geldzinsen basiert, ist ein Spiel, das endet. Es endet spätestens dann, wenn einer, der alles hat, die Zinsen nicht mehr bekommt, weil alle anderen nichts mehr haben, sondern nur noch nutzen und besitzen. Das Endziel des Kapitalismus[+], das Ziel der Entwicklung, ist ein „nihil habentes omnia possidentes“ schreibt Simmel[+] in Philosophie des Geldes[+].

Eine Ökonomie[+], die auf dem Prinzip negativer Geldzinsen basiert, endet hingegen nicht, weil immer der, der hat, denjenigen Zinsen gibt, die nichts haben und leihen müssen, um besitzen und nutzen zu können. Zum Beweis braucht man sich ja nur einmal die Ökosysteme[+] der Natur anschauen, die sich kontinuierlich weiterentwickeln. Sie sind stabil im Wandel.

Warum ziehe ich die Natur zum Vergleich heran?

Es gibt den zweiten Hauptsatz der Thermodynamik[+]; man kann das Gesetz auch als den „Zahn der Zeit[+]“ bezeichnen. Es beschreibt, dass alles in der Natur ständig in Bewegung ist, weil es einer permanenten Erosion, einem Angriff auf seine Strukturen unterworfen ist. Alles altert, alle Strukturen zerfallen ständig. Nur das Lebendige ist dazu in der Lage, seine Strukturen und sich selbst zu reproduzieren. Tote Materie kann das nicht. Der Wille zur Reproduktion unterscheidet lebendige von toter Materie.

Wir haben dem toten Geld aber die Fähigkeit zum Wachstum[+] gegeben, wir lassen das Prinzip des positiven Zinses zu, und das ist die Krankheit der Welt. Wenn wir Zinsen zahlen, dienen wir der Reproduktion des geltenden Toten[+].

Der Negativzins ist das ökonomische Analogon zum physikalischen Prinzip des zweiten Hauptsatzes. Deswegen wird die menschliche Wirtschaft sich analog verhalten wie die Ökosysteme[+] der Natur, wenn sie auf einer Ökonomie[+] mit negativen Zinsen aufbaut. Die Negativzins-Ökonomie[+] wird bewirken, dass die Wirtschaft stabil im Wandel ist, so wie die Ökosysteme[+] der Natur.

Antwort: Ein Disput mit einem Marxisten

Ausbeutung des Menschen durch den Menschen, Ausbeutung der Bedürfnisse

[ 1. Der Kapitalismus[+] sei kein Naturgesetz[+], sei Ausbeutung des Menschen durch den Menschen und gegen seine Natur praktiziert. Die kapitalistische Produktionsweise habe sich in der industriellen Revolution weltweit gegen Produktionsmethoden der Vergangenheit wie Einzelproduktion, Sklaverei, Leibeigenschaft, also das feudale[+] System, durchsetzen können und gleichzeitig die Mittel[+] hervorgebracht, die Menschheit von allem Elend, das wir sehen zu befreien. Die Produktion müsse auf die Bedürfnisse der Menschheit ausgerichtet sein und nicht auf Profit. ]
Ja, der Kapitalismus[+] ist eine zutiefst widernatürliche und verkehrte Art, Wirtschaft zu finanzieren und zu betreiben. Es wird jedoch gerne vergessen, was Kapitalismus[+] eigentlich ist, nämlich die neueste Bezeichnung der Zinsnahme des Menschen vom Menschen. Es war die Geldwirtschaft, die die Städte, das Bürgertum, die Zünfte, also die neuzeitliche Arbeitsteilung[+], entstehen ließ und die die alte Ständeordnung zerstörte. Die Geldwirtschaft hat Stück für Stück alle sozialen Interaktionen durchdrungen und von sich abhängig gemacht. Heutzutage ist das Geld in alle möglichen Beziehungen eingeklinkt und die Zinsnahme von der Beziehung, denn es wird immer aus Beziehungen Zins genommen, ist so anonym, dass der Einzelne nicht mehr erkennen kann, wohin er fließt: Du weißt nicht, wer was mit Deinen Daten macht und wie derjenige Gewinn daraus zieht. Die Nutzung der Technologie bezahlt man mit seinen Daten, also sind Deine Daten der Zins.

Spätestens durch die Trennung der Kapitale der Monopole von ihren Verwaltungsapparaten (den Staaten) durch die frz. Revolution hat man Zins und Steuer sprachlich genau differenziert. Zins und Steuer waren vor der Entstehung der Geldwirtschaft nicht so einfach voneinander zu unterscheiden wie nach der Trennung von Kapital und Staat. Die Zinsnahme war anfangs ein reines Privileg der „Reichen”, der Herzöge, Fürsten, Könige und zuletzt Kaiser. Mit dem Aufkommen der Geldwirtschaft und der Finanzierung der Wirtschaft über das sich entwickelnde Bankennetz[+] und also durch die Ermöglichung der Zinsnahme durch jedermann entstand das, was wir als Kapitalismus[+] bezeichnen, das aber auch nur der Verkauf von Verfügungsrechten[+] an der liquidesten Form von Kapital ist, die modernste Version der Zinsnahme des Menschen vom Menschen. Der Kern der Liberalisierung war ja gerade, dass jeder mit seinem Kapital zu einem König (einer Königin) werden und Zinsen nehmen kann („Privat-Ökonomie[+]“).

Das Prinzip der „Privat-Ökonomie[+]“: Jeder kann und darf versuchen, mit seinem Leihkapital Zinsen zu nehmen.

Die Produktion ist notwendigerweise immer an den Bedürfnissen, also an der Nachfrage, ausgerichtet und immer schon versucht man, das Begehren der Menschen auszubeuten. Den Zins bekommt der Machtgierige, der den Produzenten finanziert und Zins von ihm nimmt nur, wenn er die Konsumenten zum Konsum verführen kann. In den Himmel kommt nur der Sparer und auf dem Weg dahin wird gehungert!

Werden die Zinsen negativ, dann wird sich das Gleichgewicht zwischen der Befriedigung der Bedürfnisse und dem Profitmachen auf die Seite der Befriedigung der Bedürfnisse verschieben und dies nicht nur deswegen, weil das Sparen nicht mehr belohnt wird und stattdessen gedämpft, sondern auch, weil sich der am Profitmachen orientierte Unternehmer seine eigene Konkurrenz heranzüchtet: je mehr Geld er aus dem Produktionssprozess herauszieht und auf einem Konto akkumuliert[+], desto mehr davon wird bei negativem Zins über Kredite mit negativem Zins an Konkurrenten fließen.

Umverteilungen von emergenten[+] zu etablierten Unternehmungen bei positivem und negativem Zins.

Am Markt halten können sich also Unternehmer, die wie bisher die Preise niedrig halten und sich somit den Absatz sichern und die Produktion ausdehnen, also viele Münder satt machen.

Spekulationsblasen, Finanz-Schwindel, Überproduktion und Kriege

[ 2. Zum Thema Krieg: Kriege, Spekulationsblasen, Finanz-Schwindel, Überproduktion, seien die ständigen Begleiter des Kapitalismus[+], in denen massenhaft Kapital vernichtet wird. ]
Krieg ist die Fortsetzung des Kapitalismus[+] mit physischer[+] Gewalt. Es geht dabei immer um wirtschaftliche Interessen. Das englische Wort interest heißt ja nicht nur Interesse, sondern auch Zins, z.B. "war for economic interests."

[ Krieg habe aber nicht das Ziel, auf den Trümmern neues Wachstum[+] zu erzielen. Die These begründe sich jedoch auf dem Nachkriegsboom, der dem Kapitalismus[+] nur eine kurze Atempause verschaffe. Man könne das nur aus einer historisch materialistischen Anschauungsweise heraus verstehen. ]
Ich verweise auf die niedrigen Zinsen kurz vor dem ersten Weltkrieg und nach der WWK 1929. Man muss, um das Gesetz des tendenziellen Falls der Profitrate[+] (III. Band des Kapitals) zu verstehen, immer die Relation zwischen der nominalen Größe des (Leih-) Kapitals und dem Einsparungs-, Rationalisierungs- und Wachstumsvermögen[+] der dem Kapital zugeordneten Arbeiter[+] schauen, Marx[+] nennt es Exploitationsgrad der Arbeit. Wird das Kapital im Vergleich zum Exploitationspotenzial, also der Möglichkeit[+] Arbeit[+] zur Vermehrung des Kapitals durch Zinsnahme, auszubeuten zu groß, müssen die Zinsen und übrigen Profite sinken, wenn Verträge eingehalten, also Rechtsstaatlichkeit[+] beibehalten werden soll. Die einzige Möglichkeit[+], dass das Kapital wieder wachsen[+] kann, dass also die relativen Wachstumsraten[+], also die Zinsen und die übrigen Profitraten wieder steigen, ist eine Vernichtung von Kapital. Die andere Möglichkeit[+] ist eine gewaltsame Enteignung kleinerer Kapitale durch größere. Beides ist in der Vergangenheit regelmäßig geschehen, ich würde sogar behaupten immer.

Eine Ideologie des Kapitalismus und Politik

[ Die Kapitalistenklasse, ihre politischen Speichellecker und große Teile des Kleinbürgertums verträten gemeinsam das Heiligste alles Heiligen, die ... Marktwirtschaft[+] nach der These von Adam Smith, dem Begründer der klassischen Nationalökonomie, die als Grundlage der bürgerlichen Ideologie der Marktwirtschaft[+] gelte. Bei dieser bürgerlichen Ideologie hätte man sich bei Marx[+] bedient, z.B. beim Begriff der Konjunkturzyklen. ]

Ich weiß nicht genau, was mein Gesprächskontrahent unter Marktwirtschaft[+] versteht aber nach meinem Verständnis wird es immer irgendeine Art von Tauschwirtschaft geben, mit oder ohne universellem Tauschmittel. Solange die Zinsen positiv sind, kann es jedoch nicht das geben, was man als „freien Markt“ bezeichnen könnte, weil die Zinsschulden das Marktgleichgewicht zulasten eines immer größer werdenden Teils der Handelnden verzerren (Zins, Preise und Stoffströme, die unsichtbare Hand). Deswegen müssen Märkte im Kapitalismus[+] reguliert werden, und deswegen ist Neo-Liberalismus bei positivem Zins böse!

Das ändert sich aber, wenn die Zinsen negativ sind. Ich fordere jeden Denkfähigen dazu auf, anzufangen, sich mit negativen Zinsen auseinanderzusetzen und darüber nachzudenken, was für eine Wirtschaftspolitik dem angemessen ist. Man wird überrascht sein, dass man nach einigem Nachdenken Dinge findet, die Marx[+] prophezeihte, z.B. ein „Absterben des Staates”.

Die Neo-Liberalen[+] haben einen anderen Begriff dafür. Sie nennen dieses „Residuum des Staates“ Nachtwächterstaat[+]. Die Positivzinsversion führt zur Reetablierung der Monarchie, wozu man sich ja nur einmal die AfD anschauen muss. Unter einer Negativzins-Ökonomie[+] hat dieser Nachtwächterstaat[+] jedoch eine die soziale Rechtsstaatlichkeit[+] sichernde Funktion.

Globalisierung der Produktion und des Konsums, Krisentheorie

[ Da die historische Krise des Kapitalismus[+] immer offensichtlicher werde, beschäftige sich ein Teil der bürgerlichen Gesellschaft nur mit den Symptomen des Kapitalismus[+] und nicht mit den Ursachen[+]. Was alle bei Ihren Analysen nicht berücksichtigen würden, sei die Frage, worauf sich der Mehrwert begründet und die Profitrate, die wiederum wirtschaftliches Wachtum erzeugen müsse und größere Märkte brauche, was die ständige Revolutionierung von neuen Maschinen und Technologien zur Folge hätte. Die Produktivkräfte, die da durch erzeugt würden, würden keine Ländergrenzen kennen. Sie bräuchten Märkte, doch sei unsere Erde als Markt zu klein geworden. ]
Der Beschreibung der Symptomatik der Globalisierung der Produktion und Konsumption, die ja so ähnlich auch schon im kommunistischen Manifest zu finden ist, stimme ich ausdrücklich zu. Man lese jedoch endlich einmal Marx[+] ganz und begreife, welche Rolle der Zins spielt!
Zitat aus Kapitel 23 vom III. Band des Kapitals:: „Diese qualitative Scheidung zwischen den beiden Teilen des Rohprofits, daß der Zins Frucht des Kapitals an sich, des Kapitaleigentums, abgesehn vom Produktionsprozeß, und der Unternehmergewinn Frucht des prozessierenden, im Produktionsprozeß wirkenden Kapitals und daher der aktiven Rolle ist, die der Anwender des Kapitals im Reproduktionsprozeß spielt - diese qualitative Scheidung ist keineswegs bloß subjektive Auffassung des Geldkapitalisten hier und des industriellen Kapitalisten dort. Sie beruht auf objektiver Tatsache, denn der Zins fließt dem Geldkapitalisten, dem Leiher zu, der bloßer Eigentümer[+] des Kapitals ist, also das bloße Kapitaleigentum vertritt vor dem Produktionsprozeß und außerhalb des Produktionsprozesses; und der Unternehmergewinn fließt dem bloß fungierenden Kapitalisten zu, der Nichteigentümer des Kapitals ist.”

Aus dem Zitat und den sonstigen Daten ziehe ich folgende Schlüsse:

[ Er kritisiert die Einführung negativer Zinsen. Man werde keinen Unternehmer finden können, der sein Kapital (Geld, Produktionsstätte) zur Verfügung stellt, ohne Profit daraus zu erzielen. Das wäre selbst sein Untergang, da sein Kapital statt zu wachsen[+], schrumpfen würde, bis er keins mehr hat und selber seine Arbeitskraft[+] zur Verfügung stellen muss, um selber Leben zu können. ]
Grundsätzlich unterschiede ich Finanzunternehmungen, deren Profit allein der Zins ist, von realwirtschaftlichen Unternehmungen, deren Profit nicht Zins ist. Von negativen Zinsen sind direkt nur die Finanzunternehmungen betroffen und indirekt Unternehmungen der Realwirtschaft.

Der Trick mit der Umlaufsicherung[+] ist, dass wir alle nur Besitzer[+] von Geldnoten, also der Geldsymbole, der Vergegenständlichungen der Forderungen, sind und nicht mehr Eigentümer[+]. Wir sind nur noch Eigentümer[+] oder Besitzer[+] der Forderung. Wenn die Zentralbank[+] für jedes Geldmengenaggregat M0-M3 durch entsprechende Geldpolitik[+] negative Zinsen festlegt, dann wird man die gewünschten Umverteilungseffekte erreichen. Wichtig ist aber eine Begleitung dieser Umstellung und Umpolung des Zinsvorzeichens durch eine entsprechende Wirtschafts- und Eigentumspolitik[+]. Draghi mahnt seit Jahren entsprechende Reformen an. Viele Politiker sind aber leider immer noch im Tiefschlaf bzw. im „Schafmodus”.

Solange jemand Einkommen aus Arbeit[+] hat - und Arbeit[+] wird durch den Negativzins aufwerten - wird das Vermögen niemals auf 0 abfallen. Die Entwicklung von Vermögen wird sich auf ein Plateau einpendeln, das vom Netto-Gewinn und der Höhe des Negativzinses abhängt, (Nachweis, siehe auch Eintrag vom 23.10.2018).

Krise des Kapitalismus und Kriegsbündnisse

[ Um die Frage nach der Quelle des Mehrwertes und die daraus entstehende Profitrate zu beantworten, sei die die Grundlage für Profit die menschliche Arbeitskraft[+]. Im Zusammenspiel mit der Revolutionierung von Maschinen und neuen Technologien und somit Wachstum[+] und größere Märkte, die begrenzt sind, käme es nicht ständig und überall, aber insgesamt zum tendenziellen Fall der Profitrate. Und hier läge die Ursache[+] für Kriege. Jede Kapitalistenklasse, ihre politischen Vertreter und ihr kapitalistischer Staat der mächtigsten Industrieländer gerieten nun gegeneinander um die Vorherrschaft über Bodenschätze, Handelswege, billige Arbeitskräfte[+], also um die Voraussetzungen für die noch zu erzielenden Profite. Genau daraus ergäbe sich die Logik des Krieges, indem sich auch Bündnisse zwischen den Rivalen bilden würden, je nach Lage und je nachdem, wieviel und ob die Chance bestünden, vom Kuchen etwas ab zu bekommen ist. Früher wären auch keine Kriege geführt worden, mit dem Ziel, danach wieder alles aufzubauen. Da sei es auch um Vormachtstellung gegangen und darum, ein Imperium zu schaffen. Krieg sei nie ein Ziel, sondern eine militärische Auseinandersetzung zwischen Konkurrenten. ]
Da möchte ich Dir im Wesentlichen zustimmen und nur an einem Punkt widersprechen. Der Staat ist eigentlich gegenüber dem Kapital „linksstehend”. Seine Funktion ist es, den Menschen vor dem allzu gierigen Zugriff des Kapitals, also der Erpressung von Zinsen in Form von Arbeit[+], zu schützen. Solange die Leute aber wollen, dass die Zinsen positiv sind, müssen sie sich auch nicht darüber wundern, dass sie nur wählen können, wer ihnen die eigene Ausbeutung am besten verklärt. Am besten hören wir auf zu jammern und verstehen, welche Wirkung der Zins hat.
Fallende Zinsen auf 10 jährige Staatsanleihen[+] in den USA. Unter Trump sieht man ein letztes verzweifeltes „Aufbäumen” vor dem Tod des kapitalistischen Prozesses, siehe das Gesetz des tendenziellen Falls der Profitrate[+] und Schumpeters Theorie von der Selbstzerstörung des Kapitalismus.

Disput um die negativen Zinsen

[ 3. Er bemerkt noch etwas zum Negativzins. Die Zinspolitik in Europa und auch in Amerika diene den Banken[+] und Spekulanten. Sinn und Zweck[+] sei, den kleinen Sparern mit Hilfe der Inflationsrate[+] das Geld zu entwerten, die prozentual höher läge als der Zins und die Kleinen Sparer dazu zu bewegen, das Geld auszugeben, um so die Binnennachfrage für die Wirtschaft zu erhöhen. ]
Man muss heute ganz klar und scharf trennen zwischen der Zinspolitik der FED und der EZB[+]. Die Zinspolitik der FED dient den Reichen, denn alldiejenigen, die Geld haben, bekommen bei positivem Zins noch mehr, und diejenigen, die nichts haben und leihen müssen, müssen den Zins zahlen. Die momentane Geldpolitik[+] der EZB[+] dient hingegen der Vorbereitung der Negativzinsökonomie.

Desweiteren verweist mein Kontrahent auf die Fisher-Gleichung[+], die besagt, dass der Realzins von Erspartem gleich dem Nominalzins abzüglich der Inflationsrate[+] ist. Der Realzins ist die Entwicklungsrate der Kaufkraft von Ersparnissen, des Geldwertes.

In der Tat verleitet der negative Zins auf Ersparnisse und Guthaben zum Konsum und dämpft das Sparen. Die Inflationsfolgen[+] dieser Geldpolitik[+] hängen jedoch von der Art des Geldsystems ab. Man muss hier Vollreserve-System[+] von Mindestreserve-Systemen unterscheiden (siehe Eintrag vom 23.10.2018). Wie sich die Kaufkraft einzelner privater Vermögen entwickeln wird ist nicht einfach zu projizieren. Die einfachste Logik jedoch suggeriert, dass die Umverteilungswirkung bei negativem Zins umgekehrt ist im Vergleich zur Umverteilsungswirkung bei positivem Zins: bei negativem Zins wird von reichen, faulen Sparern zu armen, fleißigen Arbeitern[+] umverteilt.

Das Sparen, also die sogenannte Vorsorge für die Zukunft, das Zinsennehmen derjenigen, die schon haben von denjenigen, die leihen müssen um besitzen und nutzen zu können, hat diese Situation verursacht. Der Sparer ist bei positivem Zins ein Sozialschmarotzer, eine Geld-Zecke, ein Kapitalist in Reinform. Ich habe deswegen überhaupt kein Mitleid mit den Sparern

Zusammenfassung

Ganz so weit liegen mein Kontrahent und ich mit unseren Meinungen nicht auseinander. Er sagt, dass das Ziel des Krieges die Fortsetzung des Kapitalismus[+] ist und dass dazu Kriegsbündnisse zwischen Partnern geschlossen werden, die dann so ihre wirtschaftlichen und ökonomischen Interessen mit militärischer Gewalt durchsetzen. Die Folge dieser „Politik mit anderen Mitteln[+]” ist jedoch, wie man an der Vergangenheit ablesen kann, dass es zu einer Vernichtung von Kapital kommt. Man bereichert sich am Krieg, indem man am Rande der Krise des Kapitalismus[+] im Inland in Rüstungsunternehmen investiert, in der Krise in Gold („kauf Gold, wenn die Kanonen donnern“) und dann nach dem Krieg im Ausland in Infrastrukturunternehmungen, um sich dann auf den Trümmern wieder gesund und aus der Krise hinaus zu wachsen[+].

Schaut man sich zum Beispiel einmal den Verlauf der Staatsschulden in den USA an und korreliert diese Kurve mit Globalisierungsschüben durch internationale Knechtungs- und Knebelverträge („Freihandelsabkommen”), Kriege und globale Mauschelei, dann erkennt man zumindest das Muster, das mein Kontrahent beschrieb. Das Beispiel Deutschland nach dem 2. Weltkrieg und seitdem die vielen gewaltsamen Umstürze mit Kriegsfolgen in aller Herren Länder, zeigen jedoch auch das von mir beschriebene Muster.

Ich denke, dass sich unsere unterschiedlichen Sichtweisen nicht ausschließen, sondern ergänzen. Der Disput gibt ein Beispiel für einen zentralen Begriff der Philosophie, den Begriff der Kontingenz. Wahr und möglich ist nicht nur das das eine, sondern auch das andere. Es muss weder so sein, wie es der eine meint und sieht, noch, wie es der andere meint und sieht, Friede im Geist.

Geschäftsbanken profitieren nicht von Negativzinsen

Es wird zwar immer wieder behauptet, dass sich die Banken[+] mithilfe der negativen Zinsen an den Leuten bereichern, jedoch stimmt das nicht.

Fakt ist, dass mit der Einführung von negativen Einlagezinsen bei der Zentralbank[+], der sog. Einlagefazilität[+], das alte, kapitalistische Kerngeschäft der Banken[+], das Geschäft mit den Krediten, immer weiter zurückgedrängt wird, wenn Leute keine Kredite mehr mit positivem Zins akzeptieren, auch weil sie sie aufgrund der allgemeinen Geldknappheit gar nicht tilgen könnten. Kredit bekommen ja nur diejenigen, die Sicherheiten vorzuweisen haben, also nur Menschen des gehobenen Mittelstandes[+] und Angehörige der Oberschichten.

Hans-Otto-Wurst Kleinbürger geht hingegen leer aus.

Kerngeschäft der Banken bei positivem und negativem Zins

Vor 2012, vor dem Beginn der Niedrigzinsphase lebten die Geschäftsbanken[+] überwiegend davon, dass sie Kreditzinsen einnahmen, das sogenannte Kredit- oder Aktivgeschäft[+]. Einen Teil der Zinseinnahmen gaben sie an die Sparer weiter, von dem Rest, der sog. Zinsspanne[+], lebten die Banken[+].

Die Funktion der Bank[+] ist also wie etwa die eines Katalysators: sie stellt eine Oberfläche (eine Schnittstelle) dar, an der es zur Bildung einer vertraglichen Beziehung, einer Bindung, zwischen einem Leihgeber und einem Leihnehmer kommen kann (Reaktionsbildung).

Eine zusätzliche Einnahmequelle waren Zinsen von der Zentralbank[+], die Geschäftsbanken[+] bekommen konnten, wenn sie über Nacht Geld bei der Zentralbank[+] anlegten und dafür Zinsen in Höhe der Einlagefazilität[+] bekamen.

Kreditzinsen sind seit dem Beginn der Krise 2007/2008 kaum noch zu holen, weil alles abgegrast ist. Es gibt sogar schon wieder Blasen. Die negative Einlagefazilität[+] ist eine zusätzliche Belastung für die Geschäftsbanken[+], denn für alles Geld, das Sparer den Banken[+] bringen, müssen Geschäftsbanken[+] nun Zinsen an die Zentralbank[+] zahlen. So wird das Geld der Sparer für die Geschäftsbanken[+] zum Problem - eine scheinbar paradoxe Situation.

Die Lösung ist jedoch längst verkündet und in der „forward guidance” der EZB[+] kommuniziert: die Geschäftsbanken[+] sollen das Geld als Kredite wieder in den Umlauf bringen und an die Kreditnehmer weiterreichen, denn da fehlt es. So jedenfalls werden für Einlagen keine Zentralbank[+]-„Straf”zinsen (negative Einlagefazilität[+]) mehr fällig.

Der primäre Umverteilungsmechanismus im Kapitalismus[+] (positiver Geldzins). Zinsen zweiter Ordnung[+] sind Mieten, Pachten, Lizenzgebühren, Konzessionsgebühren, usw.. In beiden Systemen bekommt man Zins. Im Kapitalismus[+] gibt der Leihnehmer Zins, der Leihgeber nimmt ihn, im Kommunismus[+] nimmt der Leihnehmer Zins und der Leihgeber gibt ihn. Bei negativem Zins bekommt man also Zinsen dafür, das Geld anderer Leute auszuleihen und somit aufzubewahren.

Negative Kreditzinsen und der Systemwechsel

Wie bekommen nun aber die Banken[+] ihre Kunden dazu, Kredite aufzunehmen und den Geschäftsbanken[+] das problematische Geld der Sparer abzunehmen? Die Geschäftsbanken[+] müssen die Kreditnehmer mit negativen Kreditzinsen locken.

Sobald jedoch Kreditzinsen negativ sind und dann also beide Zinsarten, Sparzinsen und Kreditzinsen, die auch nur zwei Seiten ein und derselben Medaille sind, ist der Systemwechsel vollzogen und die Ökonomie[+] ist antikapitalistisch.

Der primäre Umverteilungsmechanismus im Kommunismus[+] (negativer Geldzins).

Im Kapitalismus[+], also bei positiven Spar- und Kreditzinsen, lebten die Banken[+] von der Zinsspanne[+] und insgesamt von den Kreditnehmern. In einer Negativzins-Ökonomie[+] leben Banken[+] hingegen von den Sparern, also den „Günstlingen” des Kapitalismus[+]. Es ist zwar verständlich, dass sich Sparer gegen die negativen Zinsen wehren, rational ist der Widerstand bei der personellen Mehrheit der Sparer dagegen jedoch nicht: Selbst wenn die Zinsen auf Erspartes negativ sind, werden am Anfang der Negativzins-Ökonomie[+] die „ärmeren” 85% der deutschen Bevölkerung profitieren und nur etwa 10-15%, die reichen Sparer, nicht! In Europa werden 90% profitieren und in der Welt nahezu 99%, wenn sich das Prinzip Negativzins in der gesamten „1. Welt” durchsetzt.

Die Argumentation, warum das so ist, ist im Detail komplex, doch ist wohl unmittelbar einleuchtend, dass man bei negativem Zins nicht mehr von den Zinsen auf sein Erspartes leben kann, sondern wie alle anderen arbeiten gehen muss, um leben zu können.

Ende der Bezahlwand

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Tim Deutschmann

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