Einen Moment bitte...

www.tim-deutschmann.de

889 Aufrufe Bewertung
28. November 2020

Kommentierung eines Videos eines Geldsystem-Crash-Propheten

Ich kommentiere das folgende YouTube-Video und verweise dabei auf eigene Darstellungen (Kanal). Meine Kommentare sind in Normaltext formuliert, die meines Kontrahenten in Zitatform.

Markus Krall zu den Negativzinsen.

Beginn der Bezahlwand

Das Gejammer einstellen und verantwortungsvoll handeln

Hören Sie doch mal auf damit, die Leute aufzustacheln. Stellen Sie die Hysterie[+] ein und passen Sie sich an. Das Gejammer hilft Ihnen nichts. Beschäftigen Sie sich stattdessen mit der Kuh, die Sie ausgebeutet haben. Begreifen Sie, dass es die Ideologie positiver Zinsen ist, die für das Leid von über 14 Millionen Menschen in Deutschland verantwortlich ist (Bericht des paritätischen Wohlfahrtsverbandes). Wenn es in Deutschland ungemütlich wird, dann wird man Leute wie Sie zuerst zur Verantwortung ziehen, vor allem, weil Ihr Standpunkt vollkommen irrational ist. Sie werden einen Teil „Ihres“ gestohlenen, erpressten, mit Blut, Schweiß und Tränen bezahlten Geldes zurückgeben müssen. Sie würden es, ginge es nach Ihnen, in einem Crash verlieren. Doch es geht eben nicht nach Ihnen. Sie werden es langsam verlieren. Sie haben sogar die Möglichkeit[+] es zu verkonsumieren. Ich sage Ihnen etwas: Halten Sie den Ball flach und genießen Sie es.

[Es sei ja peinlich, was ich hier von mir gebe.]
Haben Sie auch etwas Konstruktives beizusteuern, oder können Sie nur meckern?

Der Klassiker: manipulierte Märkte

[Die entscheidende Frage sei, ob der Zins sich frei am Markt bilde oder durch die Notenbanken manipuliert werde.]
Sowohl als auch. Zu im kapitalistischen Sinne „normalen” Zeiten[+] führt die Zentralbank[+] die Leitzinsen[+] auf Höhe des emergenten[+] Zinsniveaus[+]. In der terminalen Krise des kapitalistischen Prozesses ist es nun entscheidend, dass die Zentralbank[+] mit ihrer Offenmarktpolitik[+] die Staaten handlungsfähig hält, denn sonst würden aufgrund des hohen Finanzierungsbedarfs der Staaten die Zinsen wieder steigen und das System letztendlich vollkommen zerstören. Mit OMT[+]/APP bewirkt die Zentralbank[+] nicht nur eine künstliche Überhöhung des Angebotes des Geldes auf dem Geldmarkt und erzwingt somit ein Absinken der Zinsen und der Renditen auf Staatsanleihen[+], sondern sie ermöglicht dem Staat überhaupt noch die Handlungsfähigkeit. Zu normalen Zeiten[+] ist die Geldpolitik[+] also passiv, seit 10 Jahren ist sie jedoch aktiv (vgl. Eintrag vom 13.12.2019). Sobald die Zinsen unter Null sinken wird die Zentralbankpolitik[+] wieder passiv werden und der Negativzins wird sich wie jeder normale Preis auch als der Preis für die Wertaufbewahrung von Geld an den Märkten bilden.

Autonomie und Heteronomie der Zentralbank gegenüber den Marktprozessen

[Zu Absatz 1: Das könne sie garnicht. Denn sie verändere durch die Variation des Leitzinses[+] von vornherein den marktemergenten[+] Zins und kann deswegen nicht wissen, wo dieser eigentlich liege. Einen Zentralbank[+] gesteuerten Zins dürfte es demnach garnicht geben in einem wirklich freien Markt.]

[Zu Absatz 2: Das sei nichts anderes als eine etwas gestelzte Beschreibung der klassischen Keynsianischen Vorstellung von Geldpolitik[+]. Das halte ich für grundfalsch. Die Zinsen müssen in dieser Situation steigen, um Staaten nicht den Anreiz einer unlimitierten Verschuldung zu geben. Die Erhöhung des Zinses wirkt als natürliche Bremse der Verschuldung.]

[Zu Absatz 3: [die EZB[+]] bewirke vor allem eine fundamentale Verzerrung von Marktprozessen und kompromittiere somit die Validität der durch den Marktprozess erzeugten und emergierenden Informationen. Die Folge seien immer größere Ungleichgewichte, die sich von Krise zu Krise aufbauen würden.]
Es ist eben eine komplexe Wechselbeziehung zwischen Autonomie und Heteronomie der Zentralbank[+] gegenüber den Marktprozessen. In „normalen” Zeiten[+] orientiert sich die Geldpolitik[+] der ZB die Leitzinsführung[+] an der konjunkturellen Phase, ist also heteronom gegenüber den Marktprozessen. Sie sehen z.B. an der Geldpolitik[+] der FED, wenn Sie Arbeitslosigkeit[+]/Unternehmenspleiten und Zinsverlauf anschauen, dass die ZB auf den Prozess (heteronom) reagiert und dann (autonom) agiert. Immer dann, wenn die Stühle knapp und die „Zombies” ausgemerzt werden, würden Sie sagen, wenn also Arbeitslosigkeit[+] und Unternehmenspleiten scharf ansteigen, weil die Kreditzinsen nicht bedient werden können, hat sie die Zinsen heruntergefahren und dann gewartet, bis die Arbeitslosigkeit[+] auf ein erträgliches Maß (ca. 5%) zurückgefallen ist, um dann den Zyklus von vorne zu beginnen.
Quellen: tradingeconomics.com zu Arbeitslosigkeit und tradingeconomics.com zu Unternehmenspleiten.

Sie werden auch andererseits nicht abstreiten können, dass die ZB Geldpolitik[+] seit etwa 2012 sehr viel bestimmter in das Marktgeschehen eingreift, genau so wie ich es beschrieben habe. Falsch ist auch, dass die ZB nicht wisse, wo der Gleichgewichtszinssatz liegt. Es gibt sehr klare Indikatoren oder „Proxies“ dafür, wie wir Physiker sagen, wo der Gleichgewichtszinssatz liegt, z.B. der Trend der Rendite auf Staatsanleihen[+] und kurzfristig natürlich auch der Kurs von Edelmetallen, eben sichere Aufbewahrungsformen für das liquideste Kapital, wenn sich die Konjunktur[+] abkühlt.

Negativzins als Vermögenssteuer

Sie werden mich nirgendwo verorten können. Ich bin kein Österreicher, kein Anhänger von Keynes[+] und auch kein Marxist[+]. Wenn der Staat weniger Schulden machen soll bei gleichen Ausgaben, dann ist nicht der einzige Weg, die Zinsen anzuheben und so den Schuldenaufnahmestopp zu erzwingen. Das wäre sogar fatal in der jetzigen Situation, weil dann die Zinslast auf zukünftigen Haushalten lastet und die Handlungsfähigkeit stranguliert. Der Staat muss in der Krise natürlich weiter investieren.

Stattdessen müssen die Einnahmen erhöht werden. In der Vergangenheit ging das nur über Steuererhöhungen. Im Moment werden wieder häufiger und lauter Vermögenssteuern diskutiert. Ich halte die Negativzinsen für die intelligenteste Art der Vermögensbesteuerung, weil nicht Produktionssubstanz (schaffendes Kapital), sondern nur Geld (Teil des raffendes Kapital) besteuert wird und weil die Steuern auf das Geld nicht über den (teils korrupten, jedenfalls durch Parteiinteressen korrumpierten) politischen Prozess umverteilt werden, sondern über den Geldmarkt bzw. die Banken[+] in Form von Krediten mit negativem Zins. Die Folge negativer Zinsen auf Guthaben und bei Krediten wird nämlich sein, dass das Steueraufkommen steigt, da die wirtschaftliche Betätigung insgesamt zunimmt. Das Geld wird über die Negativzinsen in die Kreisläufe der Wirtschaft hineininjiziert und nicht mehr extrahiert! Unternehmens- und Familiengründungen (Immobilienmarkt) werden so geldpolitisch[+] durch negative Kreditzinsen unterstützt, die wirtschaftliche Betätigung nimmt zu.

Eine Negativzins-Ökonomie[+] birgt nicht nur die Chance Schulden tilgen zu können, die Martkwirtschaft von zentralstaatlicher Regulierung befreien zu können, wo es die Nachhaltigkeitszielsetzungen zulassen, sondern auch ein Absenken der Steuern. Der Staat muss sich unter einer Negativzins-Ökonomie[+] sehr viel weniger um Soziales kümmern, weil die Finanz- und Leihwirtschaft (Vermietung, Verpachtung, Handel mit Rechten[+], Lizenzen und Verfügungsrechten[+] an Sachen allgemein) infolge der Negativzinsen selbst sozialer wird. Stattdessen muss der Staat fiskalische und auf andere Weise regulierende Leitplanken setzen, um den realwirtschaftlichen Prozess auf ökologisch nachhaltige Bahnen zu zwingen.

Link: Unterscheidung Finanz-, Leih- und Realwirtschaft, raffendes und schaffendes Kapital, Marktwirtschaft und Zentralverwaltungswirtschaft.

Sie müssen sich schon ein wenig länger mit der Dynamik einer Negativzins-Ökonomie[+] beschäftigen, bevor Sie so vorlaut Thesen darüber formulieren. Soweit Sie Unsicherheiten ansprechen, halte ich das für eine Projektion. Richtig ist, dass die Welt derjenigen, die allein von Kapitaleinkommen gelebt hat, instabiler wird, zugunsten der Realwirtschaft und derjenigen, die nur von Arbeit[+] leben. Ich erforsche die NZ-Ökonomie[+] jetzt seit 6 Jahren. Sie ist dauerhaft stabil im Wandel.

Hier haben Sie etwas zum Spielen. Hier haben Sie einen hinsichtlich der Nachhaltigkeitszielsetzungen und der generellen Denkbarkeit einer Negativzins-Ökonomie[+] gegenüber einer Positivzins-Ökonomie[+] zugeschnittenen Beitrag von mir. Ich muss Ihnen nicht sagen, dass ich eine hinreichend funktionale Umlaufsicherung[+] und vorzugsweise ein Vollreservesystem[+] voraussetze.

Der Negativzins ist ein Naturgesetz[+], der Positivzins seine Perversion (Eintrag vom 25.08.2018). Der Negativzins ist das anthroponomische Äquivalent der implizit im zweiten Hauptsatz der Thermodynamik[+] bechriebenen Entropiezunahme[+]. Sie wollen ja wohl nicht ernsthaft behaupten, es gäbe in der Natur keine Mutations[+]- und Selektionsprozesse[+]. Die klügsten Vorratshalter werden überleben (Selektion[+]). Sie werden allerdings immer wieder gezwungen sein, sich neu zu erfinden und neue Anlageformen finden und erzeugen müssen (Mutation[+]). Wenn Sie wie ich die Marktwirtschaft[+] retten und den Sozialismus[+] verhindern wollen, dann akzeptieren Sie bitte endlich den Negativzins. Es wird jedenfalls keine Krise und auch keinen Zusammenbruch geben.

Es gibt hinsichtlich des Zinsmechanismus' drei ökonomische Systeme: Kapitalismen (Positivzins-Ökonomien[+]), Sozialismen (Nullzins-Ökonomien[+]) und Negativzins-Ökonomien[+].
Ende der Bezahlwand

Vielen Dank dafür, dass Sie den Artikel bewerten möchten. Es dauert nicht lange.

Beurteilen Sie den Artikel ganz grob, bitte.
Wie ist die Form und Struktur? Ist der Artikel logisch aufgebaut, die Argumente und Begriffe klar und sind die Schlussfolgerungen nachvollziehbar?
Wie ist Ihre emotionale Reaktion auf den Artikel?

Querverweise auf 'Kommentierung eines Videos eines Geldsystem-Crash-Propheten'

Tim Deutschmann

USt-IdNr.: DE342866832

E-mail: autor@tim-deutschmann.de

Kontaktformular

Keltenweg 22
69221 Dossenheim
Deutschland

Impressum