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19. Dezember 2020

Auseinandersetzung mit Kritik und Hinterfragungen

Ich stelle mich Kritik und Nachfragen zu meiner Vorstellung des Kapitalismus[+], die ich in meinem ersten kleinen Übersichtsbuch veröffentlicht habe. Um die grundsätzliche Dynamik eines kapitalistischen Prozesses verstehen zu können, habe ich eine einfache Simulation geschrieben, die noch ein wenig einfacher als das Monopoly-Spiel aufgebaut ist.

Beginn der Bezahlwand

Ursprungstext

Der folgende Text bildet die Ausgangsdiskussion. Hier wird die Monopoly-Simulation, der Umgang der denkwilligen Öffentlichkeit mit dem Zinsvorzeichen und der Vergleich zwischen Zivilisation und Natur diskutiert.

Zum Realismus der Monopoly-Simulation

Ich beschäftige mich zunächst mit folgender Passage:

[In meiner Monopoly-Simulation seien vereinfachende Annahmen gemacht worden, die nicht der Wirklichkeit entsprechen würden, z.B. dass es in Wirklichkeit verschiedene Märkte gäbe und nicht nur einen einzigen wie im Spiel. Daraus würde folgen, dass auch das Endergebnis nicht auf die Wirklichkeit übertragbar sei.]
Du hast natürlich vollkommen Recht[+] damit, dass die Ergebnisse der Simulation nicht ohne Weiteres einfach auf die Realität übertragen werden können. Deswegen habe ich auf der Seite, auf der ich die Simulation veröffentlicht habe, Gleiches und Unterschiedliches und also Übertragbares und nicht Übertrageres aufgeführt und ausgewiesen.

Den gesamten Graphen (das gesamte System der Verträge, inclusive des Systems von Steuern, Abgaben und staatlicher Leistungen) einer Volkswirtschaft samt ihrer Einbindung in Netzwerke anderer Volkswirtschaften darzustellen, um so realistische Aussagen über die Dynamik eines kapitalistischen Prozesses und seines logischen Gegenteils treffen zu können, übersteigt die Möglichkeiten[+] eines einzelnen Menschen bei Weitem. Ich habe leider bisher noch keine Wissenschaftler gefunden, die mit mir ernsthaft über den Zinsmechanismus unter negativem Vorzeichen sprechen, geschweige denn daran arbeiten wollten, die Dynamik einer Negativzins-Ökonomie[+] zu modellieren.

Der Weg dahin führt, wie Schumpeter[+] und Simmel[+] sagen, wie aber auch unmittelbar einsichtig ist, über die Beschreibung des Systems der positiven Zinsen in der nur wenig zurück liegenden Vergangenheit. Aufgrund der Komplexität der Aufgabenstellung musste ich bisher Abstriche machen, mich auf Teilbeschreibungen reduzieren oder in Bezug auf das Ganze zu sehr groben Vereinfachungen mit jedoch irreduzibler Aussagekraft (wie z.B. die zeitliche Endlichkeit des Prozesses in einer begrenzten Umwelt oder die wachsende[+] Ungleichheit) greifen.

Ich bin da nun mal auf mich selbst gestellt und muss da einfach weiter Stein um Stein dazu bauen. In meinem Kopf existiert schon ein Modell[+], das der Realität sehr nahe kommt, doch finde ich kaum die Kraft dazu es zu formulieren, weil mir ständig meine Lebensgrundlage streitig gemacht und jetzt sogar das Kind entzogen wird. Ich werde mich aber trotzdem nicht unterkriegen lassen.

Wenn ich Vorhersagen über die Dynamik einer Negativzins-Ökonomie[+] treffen will, dann hilft mir in jedem Fall die Anschauung von Ökosystemen[+], denn darin gilt überall der zweite Hauptsatz. Aufhäufungen organischer, ehemals belebter Materie gammeln, rotten und schimmeln und werden verstoffwechselt. Alles ist in einem lebendigen Fluss, Lebendiges wandelt sich in Totes und Totes in Lebendiges. Entgegen dem, was XY behauptet, ist es kein Gehirngespinst, sich in Bezug auf das negative Vorzeichen des Zinses auf den zweiten Hauptsatz zu berufen. In dem Buch breite ich in der Mitte die Schlussworte von Georg Simmels[+] Philosophie des Geldes[+] aus, in denen er sich auf den zweiten Hauptsatz beruft (Heraklits panta rhei[+] und seine Flusslehre).

Das geltende Tote und der Zins-Mechanismus: einfache Ursache, hochkomplexe Wirkung

Das Interessante am Zins-Mechanismus ist, dass er im Kern relativ einfach in all seinen Formen erkennbar ist, dass jedoch seine Wirkung die gesamte Komplexität des Zivilisationsprozesses hervorgebracht hat. Aufgrund der Einfachheit dieses Mechanismus ist der kapitalistische Prozess in einer Kultur metaphorisch auch einfach wie folgt beschreibbar: Da gibt es in der Kultur etwas Totes, das einen Wert hat, das "zählt" oder "gilt" und das ich das geltende Tote[+] nenne. Das geltende Tote[+] ist das zinstragende Eigentum[+], das bei positivem Zins system(at)isch zur Fortpflanzung befähigt ist.

Wir verleihen dem geltenden Toten[+] die Fähigkeit zu Subsistenz und Fortpflanzung ein, erlauben ihm so sich zu erhalten und „Kinder” zu bekommen. Die Zinsen sind die Kinder dieses geltenden Toten[+], die aus der Arbeit[+] der Leihnehmer (Schuldner, Besitzer[+]) während der Tilgung der Zinsschulden erwachsen[+] und dem Vermögen der Leihgeber (Gläubiger und Eigentümer[+]) hinzufließen.

Die Kultur „brütet” insgesamt dieses geltende Tote[+] heran (Wachstumsbegriff[+]) und baut so immer mehr Handlungs- und Konsummöglichkeiten auf, erlangt eine immer größere Verfügungsmacht über alles an Märkten Handelbare. Das Wachstum[+] des geltenden Toten[+] geht aber notwendigerweise immer damit einher, dass sein quasi-organisches Geflecht immer tiefer in die Austauschbeziehungen des Lebendigen, das sich aufgrund seiner Lebendigkeit erhält und fortpflanzt, eindringt, um die Quelle seines Wachstums[+], die Stoffwechselleistung[+] des Lebendigen, die wohl allgemeinste Definition von Arbeits[+](leistung), immer stärker unter seine Kontrolle zu bekommen. Das Kapital spannt sein Netzwerk mittlerweile über den ganzen Planeten, und die kapitalistische Menschheit dringt immer tiefer in die Lebensräume der anderen Spezies ein, um sie und ihren Lebensraum im kapitalistischen Sinn nutzbar zu machen. Ursprüngliches[+] Land wird für den Ackerbau gerodet, Wildtiere werden, wenn sie nicht verwertbar sind, ausgerottet, ganze Ökosysteme[+] nach unseren Vorstellungen umgebaut.

Da sind eben seit dem Beginn des Zivilisationsprozesses zwei Reproduktionsvorgänge: ein künstlicher, die Reproduktion des geltenden Toten[+], und der ursprüngliche, die Reproduktion des Lebendigen. Nur einer dieser beiden Reproduktionsprozesse kann überleben.

Es ist m.M.n. nicht ganz richtig zu sagen, dass ein Einzelner darüber keine realistischen Aussagen treffen kann, und insofern muss ich mich da selbst korrigieren. Es ist aber durchaus möglich punktuell realistische Aussagen zu treffen, doch übersteigt es die Möglichkeiten[+] eines Einzelnen für jedes einzelne Lebewesen, das vom Kapitalismus[+] betroffen ist, herzuleiten, wie sich der Zinsmechanismus direkt und indirekt in der Lebenswirklichkeit darstellt. Es ist aber gar nicht nötig dies zu tun. Man muss nur die Leute dazu befähigen, es selbst tun zu können. Dazu muss man nur einmal für genügend viele Fälle zeigen, dass die Wirkung signifikant ist. Sobald man dabei eine kritische Masse von Rezipienten erreicht hat, wird sich die Bewusstwerdung nicht mehr aufhalten lassen.

Deswegen ist es völlig richtig, wenn Luhmann[+] sagt, dass sich die (selbstgeschaffenen) Probleme der Menschheit einfach durch Kommunikation lösen. Es sind alle dazu notwendigen Mittel[+] vorhanden: Die gesamte Menschheit ist an Geldsysteme angeschlossen. Fast jeder Mensch kennt das Wort 'Zins', und wir haben das Internet und die sozialen Medien, die mittlerweile Beiträge nahezu in Echtzeit in alle anderen Sprachen der Welt übersetzen können. Wenn die Wahrheit nicht wegzensiert[+] wird, dann wird sie sich durchsetzen. Ich denke, dass wir in der Zeit[+] leben, in der das wirklich geschieht. Ich sehe es jeden Morgen, wenn ich auf YouTube die neuesten Veröffentlichungen zum Thema Negativzins (engl. 'negative interest rates') ansehe. Die Veröffentlichungszeitpunkte häufen und verdichten sich.

Warum denken nicht mehr Wissenschaftler und andere Denkfähige über den Zins-Mechanismus nach?

[Ist nicht die Beobachtung, dass ich noch keine Wissenschaftler gefunden habe, der mit mir an der Modellierung[+] der Negativzins-Ökonomie[+] arbeiten will, die logische Schlussfolgerung daraus, dass es die Möglichkeiten[+] eines Einzelnen übersteigt? Sind die einschlägig beschäftigten Wissenschaftler nicht einfach zu vorsichtig, weil immer neue Störfaktoren entdeckt werden, die die bis dato existierende Theorie invalidieren?]
XX, ich vermute, dass Du, wie übrigens wie die meisten, das Böse, die Trägheit und die Angst[+] vor Veränderung unterschätzt. Du darfst bitte nicht vergessen, dass dieser Mechanismus nicht nur die Erwerbsgrundlage vermögender Bevölkerungsschichten darstellt (z.B. Geldvermögende, Privatiers, die nur von den Geldzinsen leben, Vermieter, die nur von Mietzinsen[+] leben, Grundherren, die nur von Pachtzinsen[+] leben, usw.), sondern dass der Zinsmechanismus geradezu konstitutiv für die Eigentums[+]- und Privatrechtsordnung, aber auch für die Strukturen unserer Seelen ist. Alleine über den Zinsmechanismus nachzudenken stellt das gesamte Wertegefüge, alle zivilisatorisch gewachsenen[+] Überzeugungen und Anschauungen, unser Verhältnis zur Natur und zum Lebendigen, usw... - eben alles Zivilisatorische - in Frage. Es bedeutet scheinbar tiefe Verunsicherung und sich einer Ungewissheit und Instabilität auszusetzen. Es stellt unser gesamtes Werden infrage und eröffnet im Vergleich zur Vergangenheit eine unberechenbare, im Ausgang völlig offene Zukunft, über die man nur sagen kann, dass sie zwar in sich die Möglichkeit[+] birgt sozial und ökologisch nachhaltiger zu werden, dass zum Guten jedoch das selbstverantwortliche, verantwortungsvolle, eben nachhaltige, Handeln gehört, das man nun mal nicht erzwingen kann, wenn man die Menschen frei lässt. Man sieht ja nun aber an Corona[+], dass da Misstrauen in das politische System und die Wissenschaft besteht und dass die Leute von sich aus nicht gewohnt sind verantwortungsvoll zu handeln. Man muss sie zwingen. Die Menschen sind es gewohnt Verantwortung an andere zu delegieren.

Wir sind also in einer Zwickmühle. Ich sehe den einzigen Ausweg in der Aufklärung. Wenn Du Dich selbst nur ein wenig mit diesem ältesten Mechanismus der Zivilisation beschäftigt hast, der älter ist als alle Staaten und Gesetze, dann wirst Du verstehen, dass die meisten Menschen ihn in Teilen bereits kennen und dass es auch zahlreiche Volkswirte, Ökonomen und Soziologen gibt, die relativ breites Wissen darüber haben, dass sie aber aus einer hedonistischen, opportunistischen Feigheit und Trägheit heraus nichts ändern wollen. Sie trauen sich nicht, den Mund aufzumachen und den Kopf ein bisschen aus der Menge herauszuheben. Im psychologischen Sinn würde ich sogar sagen, dass manche diese Wissenden „depressiv[+]“ sind, denn Depression[+] ist die Angst[+] vor Individuation, vor selbstverantortlichem, selbstbestimmtem und freiem Handeln.

Es gibt unter den Wissenschaftlern, die es zu großen Teilen wissen, die Bösen, die trotz ihrer Kenntnis über die Kollateralschäden den Mechanismus weiter wirksam sehen möchten, die Feigen, die sich nicht trauen, den Mund aufzumachen und sich zu entblößen und den Gegenwind auszuhalten. Dann aber gibt es auch diejenigen, die es überwiegend nicht wissen, die teilweise auch „flach” gehalten werden, die Angst[+] davor haben, bestimmte Lehrmeinungen und Dogmen zu hinterfragen, weil dann nachgeordnete Theorieteile invalide werden. Diese letzten klammern sich an den Zinsmechanismus, um nicht ihre Kompetenz zu verlieren, denn sie stünden (vermeintlich) wie ein Schuljunge vor der anderen Hälfte der Ökonomie[+], selbst wenn sie hochdekorierte Akademiker sind. Wieviel wäre im Angesicht der anderen Hälfte ein akademischer Grad wert, wenn doch alle Theorie nur auf positiven Zinsen basiert?


Oben: Ausschnitt aus Oliver Holtemöllers Buch Geldtheorie und Geldpolitik[+], Mohr Siebeck Verlag. Das Argument wird verwendet die sogenannte Fisher-Gleichung[+], die den Zusammenhang zwischen dem Realzins dem nominalen Zins und der Inflationsrate[+] bschreibt (Rechnung). Unten: Ausschnitt aus Oliver Holtemöllers Buch Geldtheorie und Geldpolitik[+], Mohr Siebeck Verlag. Zur Geldwertstabilität gehört das Dogma des positiven Zinses, Englisch: Zero-Lower-Bound-Dogma.



[...]

Es handelt sich bei der gedanklichen Erschließung der anderen Hälfte nur um eine Übertragung durch Umkehr des Zinsvorzeichens und Zinsflusses[+]. Dazu muss man den diesseitigen Mechanismus erkennen und beschreiben und ihn dann umkehren, um die Beschreibung der diesseitigen Kausalität[+] auf die jenseitige übertragen zu können.

Kausalnexūs positiver und negativer Geldzinsen.

[Man werde vorsichtiger mit dem Alter, weil man schon zu oft gescheitert sei. Außerdem bezöge man immer mehr neue Erfahrungswerte ein, was zunehmend schwerer falle, weil das tägliche Umfeld immer komplexer werde.]
Ja, Du sprichst da sehr, sehr wichtige und schwerwiegende seelische Tatsachen an. Niemand holt sich gerne eine blutige Nase, isoliert sich freiwillig, hinterfragt seine Existenz und bringt sich selbst in existenzielle Not. Auch diese zivilisatorische Bequemlichkeit und Behaglichkeit ist ein Ergebnis der kapitalistischen Entwicklung. Es geht jedoch nicht darum, wieder in Höhlen zu leben, den Acker mit den Händen zu bestellen und mit dem Flitzebogen auf die Jagd zu gehen. Es geht darum, endlich diese andere Art der Finanzierung von Wirtschaft und der Ordnung[+] von menschlicher Kultur einzuführen, die - so kann ich mittlerweile sagen - mit unserer menschlichen Natur sehr viel besser zusammenpasst als der Kapitalismus[+].

Deine Wahrnehmung und Lebenserfahrung wird Dir, wenn Du Dich dazu entschließt, diesen Mechanismus ernsthaft anzudenken, kein Hindernis sein, sondern die faktische Grundlage bilden. Sehr viele Rätsel des Lebens lösen sich, indem man diesen Mechanismus versteht. Gerade erkenntnistheoretisch sind Deine Erfahrungen wertvoll, denn alle Erkenntnis kommt aus der Anschauung (Erfahrung). Allerdings muss man Information, Interpretation und Tatsächliches, also letztlich Schein und Sein, genau von einander trennen können, was leider nicht einfach ist. Auch die Komplexität muss man nicht fürchten, denn es geht ja gerade darum, diese Komplexität zu erklären. Der Mechanismus ist im Kern sehr einfach, nur seine Wirkung ist so komplex. Es geht nicht darum, immer komplexere Modelle[+] zu entwerfen, sondern den einfachen Ursprung[+] der Komplexität der Welt zu erkennen.

[Der Alltag raube einem die zur gedanklichen Erschließung von etwas so Komplexem notwendige Geisteskraft.]
Das ist ein Problem, das viele haben. Die Leute kommen nach der Arbeit[+] nach Hause und wollen einfach nur ihre Ruhe haben. Deswegen sage ich, dass wir unsere Arbeitszeit[+] auf 30 Stunden pro Woche reduzieren sollten, damit wir eben noch Zeit[+] haben, um über das große Ganze nachzudenken, denn nie war es wichtiger dies zu tun als gerade jetzt. Allerdings sollte man eine Arbeitsteilung[+] einführen. Jeder sollte selbst in seiner Wirklichkeit überlegen, wie sich das Zinsnehmen ausgewirkt hat. Dann muss man sich nur noch regelmäßig unterhalten und austauschen.

Grausamkeit der Zivilisation gegenüber der Grausamkeit in Ökosystemen

[Der Vergleich einer Negativzins-Ökonomie[+] mit Ökosystemen[+] sei passend, denn dort sei mit der Homöostase[+] analog der dynamisch-stabile Endzustand einer Negativzins-Ökonomie[+] dargestellt.]
XY hat scheinbar recht, dass ich mit Teilen meines Zinsbegriffs eine wissenschaftlich unzulässige metaphorische Übertragung vornehme. Ich werde mich noch dazu äußern, warum es ganz und gar nicht nicht unwissenschaftlich ist, dies zu tun. Ich muss hinnehmen, dass es eine Steilvorlage für Kritik bildet. Falsch ist jedoch, dass ich den Zins darauf begründe. In diesem ersten kleinen Buch (Der kleine Hobbit, wenn man will), gebe ich auf Seite 41, Abb. 4 eine beinharte juristische Definition, was Kapitalismus[+] ist. Deswegen kommt XY mit seiner Kritik nicht ans Ziel, denn ich definiere Zins und Negativzins eben nicht metaphorisch. In der zweiten Auflage und auch an anderer Stelle werde ich jedoch genauer erklären, warum der Negativzins das anthroponomische Analogon desjenigen Naturphänomens ist, welches der 2. Hauptsatz der Thermodynamik[+] beschreibt, also der „Zahn der Zeit[+]”, der eben beständig alles Geordnete zersetzt, sei es lebendig oder tot.

Wir sind nur ein einziges Blatt auf dem Baum des Lebens, doch wir zerstören in unserem Zinswahn den ganzen Planeten.

Ja, in Ökosystemen[+] ist alles im Fluss. Ehemals lebendiges Totes wird aufgrund des Antagonisten des Zahns der Zeit[+], der Fähigkeit lebendiger Materie sich zu ordnen, „ordentlich” zu erhalten und sogar fortzupflanzen, also das, was ich die „Würde des Lebendigen” nenne, sofort wieder in Lebendiges gewandelt. Den Begriff 'Homöostase[+]' werde ich mir merken, vielen Dank dafür.

[Würden wir uns in der Gesellschaft animalisch verhalten, wäre niemandem der Gedanke gekommen positive Zinsen einzuführen, denn dann wären sie sofort aufgefressen worden, wie es zur Einstellung eines Gleichgewichts in Ökosystemen[+] geschehe. Es hätten sich eventuell sogar Rudel gebildet, die allerdings grausame Spielregeln zu ihrem Fortbestehen gebraucht hätten so wie in der Natur.]
Die Natur scheint grausamer zu sein als die zivilisierte Menschheit. Ist das jedoch wirklich wahr? Wieviele Gräuel wird der immer kapitalistisch gewesene Zivilisationsprozess noch hervorbringen? Ich denke dabei an das Mittelalter[+], die Kolonialzeit, die Weltkriege, den Holocaust, die Diktaturen Europas und Russlands[+], Mao, die roten Khmer, Ruanda, Srebrenica,... Homo homini lupus. Hieß nicht eines von Hitlers Bunkerquartieren „Wolfsschanze”?

Ich zitiere hier einmal Texte zur Gewalt, Reclam:

Wie ist dieses Selbstbild mit dem Umstand zu vereinbaren, dass die entsetzlichsten Gewaltexzesse der Menschheitsgeschichte von den westlichen Gesellschaften des 20. Jahrhunderts ihren Ausgang genommen haben? Haben die westlichen Gesellschaften im Zuge der Einhegung der von Einzelnen und von Gruppen ausgehenden Gewalt Strukturen ausgebildet, die zentral gesteuerte Gewaltanwendung in zuvor nicht gekanntem Ausmaße eigentlich erst ermöglichen? Zeigt sich im Selbstbild dieser Gesellschaften nicht eine verzerrte Sicht auf die eigene Gewaltgschichte? Und müssen auf diese Weise nicht die Gewaltexzesse etwa der NS-Vernichtungspolitik als letztlich unerklärliche Ereignisse, als ein alles überwältigender Einbruch des ganz Anderen, des Bösen, in die Gesellschaft erscheinen?
[...]
Zweifellos sind gegenwärtige westliche Gesellschaften gewaltarm, wenn sie mit anderen Gesellschaften im Hinblick auf das Ausmaß konkreter physischer[+] Gewalt verglichen werden, wie es etwa statistisch aus der Anzahl an Morden, Vergewaltigungen und anderen Formen der gewaltsamen Körperverletzung ableitbar ist. Führen aber solche Vergleiche nicht in die Irre, weil sie nur die direkte physische[+] Gewalt und damit nur eine Gewaltform unter vielen in Betracht ziehen? Müssen nicht vielmehr gerade auch subtile, unsichtbare, im Verborgenen wirkende Formen von Gewalt in den Blick genommen werden? Und lassen sich diese nicht auch und gerade in westlichen Gesellschaften finden? Vertreter einer Kritik der Disziplinierung wie Norbert Elias[+] (1897-1990) und Michel Foucault (1926-1984) und Theoretiker symbolischer und struktureller Gewalt wie Pierre Bourdieu (1930-2002) und Johann Galtung (geb. 1930) machen jedenfalls geltend, dass ein empirisch feststellbarer Rückgang direkter physischer[+] Gewalt nicht zu der Annahme verleiten dürfe, dass eine Gesellschaft insgesamt gewaltfreier geworden ist.

Disziplinierung

Elias und Foucault zufolge lassen sich moderne Gesellschaften als Disziplinargesellschaften verstehen.
[...]
Alle Gemütsregungen werden unter Kontrolle gebracht, in die Motorik der menschlichen Körper wird bis in kleinste Bewegungsabläufe hinein eingegriffen, sie werden trainiert. Das moderne Individuum wird in zentralen Institutionen moderner Gesellschaften in dieser Form sozialisiert und abgerichtet und zu einem angepassten, seine Funktionen erfüllenden Mitglied der Gesellschaft gemacht. Die gewalttheoretische Pointe dieser Überlegungen besteht darin, dass die beständige Disziplinierung der Einzelnen etwa nach Foucault dazu führt, dass diese immer mehr der herrschenden und zugleich schwer zu fassenden Macht unterworfen werden, ohne dass zwingend physische[+] Gewalt zum Einsatz kommen muss. Die individuelle, auch körperliche Unterwerfung eines anderen verlangt demnach keine sichtbare Gewaltausübung mehr, es genügt die richtige Anwendung einer »Mikrophysik der Macht«.

Symbolische Gewalt

Symbolische Gewalt liegt demnach dort vor, wo Gesellschaftem nach Prinzipien strukturiert sind, die bestimmte Gruppen der Gesellschaft (etwa Frauen, religiöse und ethnische Minderheiten) konsequent benachteiligen und diese Prinzipien zugleich von allen Beteiligten anerkennt werden, und zwar von den Herrschenden ebenso wie von den Beherrschten. Die allgemeine Akzeptanz dieser Prinzipien kann beispielsweise durch die ideologische »Verwandlung der Geschichte in Natur, des kulturell Willkürlichen in Natürliches« erzielt werden. Gesellschaftlich geschaffene Prinzipien und Kategorien wie etwa Geschlechterunterschiede werden als natürlich Gegebenes und damit von Menschen nicht zu Änderndes konstruiert. In den auf diese Weise naturalisierten Kategorien und Prinzipien denken sowohl Herrschende als auch Beherrschte. Auch öffentliche Debatten sind durch diese Kategorien und Prinzipien strukturiert und können deshalb keiner kritischen Infragestellung dienen. Die symbolische Gewalt kann somit unsichtbar bleiben, verborgen in dem, was allen Beteiligten als natürlich und selbstverständlich erscheint.

Strukturelle Gewalt

Dem Begriff liegt die Vorstellung zugrunde, dass es nicht nur von einzelnen Personen ausgeübte direkte, physische[+] (oder psychische[+]) Gewalt gibt, sondern, dass sich in bestimmten gesellschaftlichen und staatlichen Strukturen selbst Gewalt manifestieren kann. Das ist nach Meinung der Theoretiker struktureller Gewalt dann der Fall, wenn diese Strukturen massiv ungerecht sind und Menschen teilweise sogar existenzbedrohend schädigen. Johann Galtung, einer der einflussreichsten Vertreter der Theorie struktureller Gewalt, geht davon aus, dass Gewalt immer dann vorliegt, »wenn Menschen so beeinflusst werden, dass ihre aktuelle somatische und geistige Verwirklichung geringer ist als ihre potentielle Verwirklichung«. Wenn dies gegeben ist und somit Gewalt geschieht, es aber kein gewalttätig handelndes individuelles Subjekt gibt, dem die sich derart manifestierende Gewalt zugeschrieben werden kann, dann liegt Galtung zufolge strukturelle Gewalt vor. Diese Form der Gewalt kann sich in den unterschiedlichsten gesellschaftlichen Strukturen finden, im Alltäglichen, am Arbeitsplatz[+] ebenso wie in der Schule und in der Ehe, auf politischer Ebene, in autoritären oder kolonialistischen Regimes und auf wirtschaftlicher Ebene, in den Reglements des Welthandels und in den ökonomischen Beziehungen zwischen den Ländern des reichen Westens und des armen Südens. [...] »Wenn Menschen in einer Zeit[+] verhungern, in der dies objektiv vermeidbar ist, dann wird Gewalt ausgeübt, gleichgültig ob eine klare Subjekt-Objekt-Beziehung vorliegt (wie z.B. früher bei einer Belagerung), oder auch dann, wenn keine solche eindeutige Beziehung existiert (wie beispielsweise bei der Art der Organisation der Weltwirtschaftsbeziehungen heute).« [...] Alle drei, die Theorie der in Akten und Formen der Disziplinierung sich manifestierenden Gewalt, die Theorie der symbolischen und die der strukturellen Gewalt, setzen voraus, dass primär von Prozessen und nicht von Handlungen gesagt werden kann, dass in ihnen und durch sie Gewalt ausgeübt werden kann. Denn alle drei Ansätze beschreiben eine subjektlose Gewalt, die dadurch gekennzeichnet ist, dass sie zwar in bestimmten Fällen von bestimmten Personen ausgeübt wird, zugleich aber nicht allein in den Verantwortungsbereich der jeweiligen Täter fällt, sondern einem von niemandem kontrollierten Netz von Strukturen, Institutionen und Beziehungen zuzuschreiben ist. [...] diese Gewaltformen unterscheiden sich offensichtlich zumindest insofern von »klassischen« Gewalttaten wie Totschlag und Raub, als sie kein Akteurssubjekt voraussetzen, das direkten physischen[+] (oder psychischen[+]) Zwang[+] ausübt. [..., Galtung:] »Um das Wort Gewalt nicht zu sehr zu strapazieren, werden wir die Bedingung der strukturellen Gewalt zuweilen als soziale Ungerechtigkeit bezeichnen.«
Die Gewalt des Menschen und seine Aggressionsäußerungen können „zivilisatorisch” bestenfalls verdrängt oder unterdrückt (in etwa „gezähmt”) werden. Dadurch wird sie jedoch nur verschoben und aufgestaut. In der friedlichen Phase des kapitalistischen Prozesses zwischen Demokraktie und Monarchie wird die innergesellschaftliche Spannung bis zum Zerreißen der sozialen Kohäsion[+] aufgebaut. Dann hat es sich bisher immer entladen. Immer wieder brach die Gewalt in den grausamsten Formen hervor. Du wirst mir wohl nicht darin widersprechen, dass der Mensch die grausamste aller Spezies ist. Daran ist jedoch m.M.n. nicht unsere Natur schuld, sondern der Kapitalismus[+], der unsere dunkelsten Seiten hervorholt, verstärkt und bis zum Exzess heranzüchtet. Aber ja, wir können auch friedlicher als die Tiere sein. Wir sind eben extrem!

Der Zyklus der Staatsformen nach Polybois. Nach Erreichen des Zustandes maximaler Hierarchie[+], der Monarchie, zerfällt die fragile Eigentümerstruktur[+] am Vermögen bei Fortsetzung des Prinzips positiver Zinsenlo in einen anarchischen Zustand, die Ochlokratie.

[XX wünscht sich für die menschliche Gesellschaft nicht die Grausamkeiten von Ökosystemen[+], die entstünden, wenn der Zins negativ würde und will sich diese noch nicht einmal vorstellen. Die pure Menschenliebe reiche nicht aus, um zu verhindern, dass das Animalische in uns hervorbräche, wenn wir Spielregeln wie in Ökosystemen[+] zuließen.]
Tja,... bevor ich die Grausamkeit von Ökosystemen[+] verurteile, sollte ich mir doch wohl erst einmal über unsere menschlichen Grausamkeiten bewusst werden, um nicht wie ein Heuchler zu reden. Ich beschäftigte mich immer mal wieder mit unseren menschlichen Abgründen und komme nicht umhin, dass wir diese Dinge gerne verdrängen, um insgesamt eine positive Bilanz ziehen zu können.

Wie hat es Aldous Huxley[+] gesagt?

Wenn die Mehrheit von uns weiter in Ignoranz über uns selbst verharrt, dann liegt das vielleicht daran, dass Selbsterkenntnis schmerzhaft ist und wir die Annehmlichkeiten der Illusion bevorzugen.
Ich habe nur eine theoretische Vorstellung von der anderen Seite. Ich denke, dass Menschen außerhalb der Zivilisation ganz gut mit der Natur zurecht kommen. Die Bräuche dieser Völker erscheinen uns teilweise grausam und unzivilisiert, doch sind wir wirklich so anders? Verstehe mich bitte nicht falsch, aber wer sagt denn, dass wir uns ganz in unsere menschliche Urform[+] zurückentwickeln? Die Zukunft steht noch nicht geschrieben und eins ist klar: In dieser anderen Hälfte der Ökonomie[+] herrscht nicht mehr der Mensch mithilfe des Geldes über Menschen, sondern Menschen beherrschen das Geld. Christus[+] hat es „Himmelreich[+]” genannt. Man sagt, dass es etwas mit der Liebe zu tun habe. Ich kann nicht verstehen, warum sich manche davor fürchten.

Fortsetzung

XX, ich danke Dir, dass Du Dir so viel Mühe machst, diese Dinge zu verstehen. Ich kann Dir sagen, dass es mich mehrere Monate gekostet hat, mir einen Überblick zu verschaffen und dass es auch in der Erfahrung im Gespräch mit anderen die Essenz ist, dass dieser Mechanismus in jeweils eigenen Worten verstanden werden kann und muss, wenn er verstanden werden soll oder will. Ich will jetzt zu Theorien über das Bewusstsein und die Bedeutung von Worten darin keine langen Vorträge halten, aber ich werde Dich eines Tages darum bitten, dass Du mir den Zins-Mechanismus erklärst so wie Du ihn verstehst und nicht, wie Du es von mir gehört hast, falls das überhaupt möglich ist. Wenn Du zur Beschreibung die gleichen Worte benutzt wie ich und wenn diese Worte für Dich die gleiche Bedeutung haben wie für mich, dann besteht die Chance, dass in Deinem Gehirn ähnliche Vorstellungen über den Kapitalismus[+] und das Himmelreich[+] bestehen wie in meinem.

Du hast ja an den letzten E-Mails gesehen, dass ich mir angewöhnt habe, kontroverse Texte Satz-für-Satz zu kommentieren.

[XX müsse nun einiges wiederholen, denn sie hätte das Gefühl nicht richtig von mir verstanden worden zu sein oder ich schweife ab wobei unklar sei, was ich ausdrücken wolle.]
Das hört sich alles "gut" an im Hinblick auf das Ziel einer Verständigung. Das Abschweifige ist in Deinem Hirn, soweit es sich bei mir gefühlt ähnlich ereignet, vermutlich eine Art "Sinnsuche".

Präzisierung des Begriffs des 'geltenden Toten' und Motiv seiner Verwendung

[XX fragt nach dem geltenden Toten[+], wie ich darauf komme, warum mir der Begriff passend erscheine.]
Ich danke Dir vielmals für diese Bitte um Klarstellung. Ich bemühe mich darum, mich kurz zu fassen. Der Zins ist - anthroponomisch definiert - ein Geldbetrag, den der zeitweilige Besitzer[+] und Nutzer (Schuldner, Leihnehmer) einer Sache (z.B. Geld, Mietwohnungen, Pachtland, Rechte[+], Wissen, ...) an den Eigentümer[+] (Gläubiger, Leihgeber) zu entrichten hat. Mit 'anthroponomisch' meine ich hier „menschgesetzgeberisch”. Der Zins-Mechanismus ist ein Prinzip oder eine Art Gesetz des Menschen, das im Kern dessen steht, was wir 'Kapitalismus[+]' nennen. Das Eigentum[+] in der Definition des Zinses bekommt in dieser Definition eine besondere Eigenschaft, nämlich "zinstragend" zu sein.

Beim Geldzins stellt sich diese Eigenschaft des Geldes zinstragend zu sein am offensichtlichsten darin dar, dass das Geld gewissermaßen „wächst[+]”, wenn es auf einem Sparkonto angelegt wird. Mietzinsen[+] hingegen wachsen[+] nicht der Mietsache direkt hinzu, so wie dem Geld der Geldzins, sondern als dem Wert der Mietsache separater, dem Vermögen des Eigentümers[+] hinzukommender Geldbetrag. So hat das Mietshaus einen Marktwert und kann dem Eigentümer[+] einen bestimmten Mietzins[+] „bringen”, doch zahlt der Besitzer[+] eben nicht in Form von Ziegeln oder Baumaterialien, also in Naturalien der Leihsache, und lässt das Haus so wachsen[+], sondern er zahlt den Mietzins[+] als Geldbetrag. Diese „Zins-Zeugungsfähigkeit” des Eigentums[+] ist jedenfalls etwas, das es so in der Natur nicht gibt, denn das Geld und auch die übrigen ökonomisch relevanten Formen des Eigentums[+] sind Totes, und Totes wächst[+] in der Natur nicht „von alleine”. Nur lebendige Materie hat in der Natur die Fähigkeit intrinsisch motiviert zu wachsen[+]. Diese Eigenschaft des intrinsisch motivierten Wachstums[+] unterscheidet lebendige Materie von toter. Dieser Zuwachs des geltenden Toten[+], gewissermaßen sein Kind, entsteht aus dem Einkommen des Besitzers[+] und letztendlich immer aus irgendeiner Form der Arbeit[+] also Lebensenergie. Die Besitzer[+] sind also gewissermaßen die "Gebärhülsen für die Kinder des geltenden Toten[+]".

Der Schöpfungsmythos zum Beginn der Welt nach Stanley Kubrick.

Da ist also seit dem Beginn des Zivilisationsprozesses etwa Totes in unserer menschlichen Kultur, das einen Wert und die Fähigkeit zum Wachstum[+] hat. Ich benutze daher die Benennung 'geltendes Totes[+]' und zeige in der Beschreibung seiner Verwendung als Leihsache so an, dass es sich dabei um etwas Über- oder Unnatürliches bzw. etwas Künstliches handelt. Ich stelle mit dieser Wortschöpfung also die Übernatürlichkeit des Zinses heraus, den es so in der Natur bei Totem nicht gibt. Nur Lebendiges hat in der Natur außerhalb der Zivilisation positiven Zins, also positiven Wachstumsexponenten[+], und nur solange es wächst[+]. Ich knüpfe damit an die Bedeutungsübertragungen an, die einige alte Kulturen für das Wort 'Zins' vorgenommen haben. Die altägyptische Silbe ms z.B. bedeutet 'Leben geben' und Zins! Bei den alten Sumerern heißt mash junges Rind und Zins. Bei den alten Griechen heißt das Wort tokos junges Rind, Wehentätigkeit, Geburt (zu finden in den Worten Oxytocin, Kardiotokographie) und Zins (aus einem Artikel in der F.A.Z.[+]: "Geschichte des Finanzwesens, Geld gebiert die Welt" von Dennis Kremer). Das Lebendige hingegen kann von sich aus wachsen[+]. Es benötigt keinen Eigentümer[+], der es irgendwo bei einem Besitzer[+] anlegt, damit es sich vermehrt, weil es einen eigenen Willen hat und sich selbstbestimmt erhält und vermehrt.

Du hast ja genau Recht[+] damit, dass sich in einem Ökosystem[+] Totes eben nicht reproduziert. Nur dem geltenden Toten[+] in der Kultur der Menschen wird diese Fähigkeit zur Fortpflanzung aufgrund des Zins-Mechanismus' verliehen; und genau daraus ist der gesamte Zivilisationsprozess entstanden. Anschließend an die Ausführungen, die ich über den Antagonisten des Zahns der Zeit[+] gemacht habe, könnte man eben auch sagen, dass wir im Kapitalismus[+] dem geltenden Toten[+] künstlich Würde verleihen, indem wir ihm erlauben sich mit Hilfe des Zins-Mechanismus' fortzupflanzen.

Wenn man nun aber die Geldzinsen ins Negative absenkt, dann bekommt mit der Zeit[+] zunächst das Geld und dann zunehmend alles geltende Tote[+] in der Zivilisation genau die Eigenschaft, die Totes in Ökosystemen[+] eigentlich natürlicherweise hat, dass es also gammelt, rottet und schimmelt, weil es eben keinen Willen und eben nicht die Fähigkeit zu Selbsterhalt und Fortpflanzung hat.

Um die Antworten auf Deine Fragen jetzt auf den Punkt zu bringen: Ich verwende den Begriff 'geltendes Totes[+]', um damit klar zu machen, dass das ökonomisch relevante Eigentum[+] etwas Totes ist. Damit wird leichter erkennbar, dass der Mechanismus des positiven Zinses, also der Kapitalismus[+], diesem Toten eine unnatürliche Eigenschaft verleiht. Ich schlage damit eine Brücke in die Wortbedeutungen alter Kulturen für Zins, sowie in die Bezeichnung "Reich Gottes[+]", das nur etwas Natürliches sein kann, wenn nur Gott herrschen soll und also allein Naturgesetze[+] wirksam sind und nicht mehr anthroponomischer Größenwahn („Ihr werdet sein wie Gott”, sagte die Schlange in Genesis 3:5, also Herr der Natur). Ich schlage außerdem eine Brücke in Silvio Gesells[+] Bezeichnung der Negativzins-Ökonomie[+], der sie eine „natürliche Wirtschaftsordnung” (NWO) nennt.

Die klaffende, zentrale Bildungslücke rund um Geld, Zins und Kapitalismus und Anzeichen einer Verschwörung

[XX hinterfragt, was ich meine, wenn ich sage "Man muss nur die Leute dazu befähigen, es selbst tun zu können.", ob sich jeder für sich die Folgen des Zinsmechanismus ableiten solle und ob ich ihn dazu befähigen will.]
Du hast sicher gehört, dass die Kapitalismuskritik[+] sehr laut geworden ist, weil der Kapitalismus[+] für die vielen sozialen und ökologischen Probleme der Welt verantwortlich gemacht wird. Das Problem bei dieser Kritik ist, wie auch in der Podiumsdiskussion, an der XY teilgenommen hat und zu der ich Dir den Link geschickt habe, erkennbar geworden, dass die Leute gar nicht wissen, was der Kapitalismus[+] genau ist. Aus meinen nichtrepräsentativen Gesprächen und den übrigen Beobachtungen geschätzt über 90% der Deutschen wissen nicht, dass der Zinsmechanismus das Wesentliche des Kapitalismus[+] ist. Jetzt könnte man natürlich sagen, dass Kapitalismus[+] eben für jeden Menschen etwas Eigenes ist, für den einen etwa die freie Verwendung von Kapital, eigentumsbasierte Marktwirtschaft[+] oder eine bestimmte Gesellschaftsordnung, oder oder oder... (z.B. WP über „den“ Kapitalismus.)

Man könnte aber nun auch gar nicht vom Kapitalismus[+] reden und stattdessen nur vom Zins. Fakt ist jedoch, dass sich alle gängigen Definitionen des Kapitalismus[+], die nicht das Zinsnehmen als wesentlichen Mechanismus enthalten, logisch kompatibel sind zur verkürzten Definition "Kapitalismus[+] ist Zinsnehmen". Ich bin auch nicht der Einzige, der Positivzins-Ökonomien[+] mit dem Prinzip Kapitalismus[+] identifiziert, u.a. Max Weber[+], Joseph Schumpeter[+], Ludwig von Mises[+]. Für sehr viele Ankläger der Kollateralschäden des Zivilisationsprozesses ist also der Kapitalismus[+] schuld, doch fast keiner von denen kann genau sagen, was Kapitalismus[+] eigentlich genau ist.

Das Phänomen ist nun aber auch andererseits, dass zwar auch die Bewertung „kaputtgespart“, die Bezeichnungen 'Zinssklaverei', 'Zinsknechtschaft' (die NAZIs nannten das so) oder z.B. auch das Wort 'Wucher' mit den Schäden assoziiert werden, dass aber genau jene Kritiker sich in den allermeisten Fällen ausgesprochen deutlich über den Negativzins beklagen. Das ist mindestens unlogisch. Auch Menschen, die behaupten „gegen den Kapitalismus[+] zu sein“ oder gar eine antikapitalistische Ökonomie[+] anzustreben, wehren sie mit deutlicher, wenn nicht gar überwältigender Mehrheit gegen den Negativzins, z.B. Frau Dr. Sahra Wagenknecht, Fabio De Masi, Gregor Gysi, Axel Troost, .... alles Angehörige der sogenannten „Linkspartei”!

Da ist also offensichtlich eine fehlende Zuordnung zwischen dem Begriff, der Bedeutung und der Natur des Kapitalismus[+] einerseits und dem Zins-Mechanismus andererseits, und diese fehlende Zuordnung ist auch in den Hirnen von Leuten, die sich in ihrer politischen Ambition damit „schmücken“, eine ökonomische Alternative zum Kapitalismus[+] anstreben zu wollen. Über diese Widersprüchlichkeit bin ich weit mehr als entsetzt! Ich kann Dir außerdem aus meinen vielen Gesprächen mit Politikern sagen, dass diese, wie geschätzt über 70% der Bevölkerung, keine Ahnung davon haben, wie genau der Zins-Mechanismus funktioniert und wirkt.

Wie sollen denn so problemorientierte Lösungen gefunden werden können?

Ist es denn in einer Demokratie „gesund” oder „gut”, wenn nur wenige Menschen das Problem genau kennen, so dass nur sie die richtigen Lösungen finden können? Wenn doch offensichtlich so viel Unwissenheit und so große Bildungslücken beim Thema Geld, Zins und Kapitalismus[+] bestehen und auch der Ruf nach grundsätzlichen Veränderungen des Wirtschaftens so laut wird, ist es dann gut, wenn nur Einzelne, eine Elite oder nur eine kleine Gruppe den wesentlichen Mechanismus des ökonomischen Systems verstehen, obwohl doch alle davon betroffen sind? An der zweifelsfrei vom Kapitalismus[+] erzeugten Armut leiden allein in Deutschland mittlerweile über 14 Millionen Menschen, so dass sie eine um 10 Jahre verringerte Lebenserwartung haben. Von diesem Fünftel der Bevölkerung kennen durchschnittlich noch weniger als in der Gesamtbevölkerung die Funktionsweise des Zins-Mechanismus. Wie sollen denn zielgerichtete Lösungen für diese vielen prekären Lebenswirklichkeiten erarbeitet werden können, wenn weder links oder sozial orientierte Politiker noch ihre Wählerschaft einen Kausalbezug zwischen ihrer gesundheitsschädigenden Lebenswirklichkeit und dem Vorzeichen des Geldzinses herstellen und so also auch nicht erklären können, warum wir einen Niedriglohnsektor haben, zu hohe Mieten, zu hohe Lebenshaltungskosten, und also auch schon Mindestlöhne, Grundsicherung, Grundrente, Mietendeckel und den Ruf nach einem bedingungslosen Grundeinkommen?

Wie auch soll denn die Agrarwende gestaltet werden können, wenn Grünen die Mechanismen einer Negativzins-Ökonomie[+] unbewusst sind und sie auch gar nicht verstehen, wie das Sparen mit der Massentierhaltung, dem Fleischkonsum und dem Klimawandel zusammenhängt?

Meiner Auffassung nach müssen in Bezug auf Querschnittsthemen wie den Zins-Mechanismus, von dem alle Bereiche des Lebens betroffen sind, alle Menschen genügend gebildet sein, damit sie, wenn sie schon die Verantwortung für die Gestaltung ihres Lebens teilweise an andere delegieren wollen, nicht Politiker wählen, die sie weiter ins Verderben treiben, indem sie ihren Wählern Angst[+] vor dem Negativzins machen. Ist es also gut, dass nur so einer wie Tim Deutschmann diesen Mechanismus versteht und alle dann von seinem Modell[+] im Kopf abhängig sind? Nein, natürlich nicht!

[Sie fragt, was denn wäre, wenn sie die selbstständige Aufklärung über den Zins-Mechanismus gar nicht wolle, weil sie nicht davon überzeugt sei, dass mir das etwas nütze, ganz zu schweigen[+] davon, ob bei mir die Befähigung erfolgreich sein wird?]

Wenn Du keine Probleme in der Welt siehst, XX, dann wirst Du wohl auch keinen Handlungsbedarf sehen. Wenn Du Probleme siehst und Dich wohlmöglich auch sorgst, wenn Dich die Armut und die materiellen Nöte anderer Menschen oder die ökologischen Probleme berühren, dann wirst Du wohl nach Ursachen[+] suchen. Du könntest rein eigennützig handeln und ganz nüchtern rechnen, ob für Dich der Negativzins gut oder schlecht ist und dann dafür oder dagegen sein. Du könntest auch der Auffassung sein, dass alles, was Du tust auf Dich, doch eher noch auf Deine Kinder und Kindeskinder, zurückwirkt und daher in der Gegenwart so handeln, dass Dir und Deinen Angehörigen in der Zukunft nichts Schlechtes widerfährt. Auch dafür müsstest Du die Probleme analysieren und auf die Ursache[+](n) zurückführen, wenn Du zum erweiterten Selbsterhalt neigst.

[Da helfe alle Kommunikation nichts. Ich würde selbst sehen, wie schwierig es ist, die Menschen von meiner Theorie zu überzeugen. Ich hätte noch nicht den großen Durchbruch geschafft. XX fragt, wieviele Menschen ich für meine Theorie habe bisher begeistern können, wie viele mir zustimmen würden.]
Nein, es ist bei manchen schwierig, bei anderen leichter. Es geht mir aber auch nicht darum, andere von meiner Theorie zu überzeugen. Das ist überhaupt nicht notwendig, denn eine wahre These muss wahr sein unabhängig von demjenigen, der ihre Wahrheit bewiesen hat. Meine Theorie bietet nur eine der unzähligen Formulierungen der Beschreibung der Wirkung des Zinses und seines Vorzeichens an. Es kann und darf dabei nicht auf meine Theorie ankommen, wenn sie der absoluten Wahrheit nahe sein soll.

Ich kann Dir nicht genau sagen, wieviele Menschen ich schon erreicht habe. Mein Ziel ist nicht die Verbreitung meiner Theorie, die nur Mittel[+] ist, sondern mein Ziel ist, dass kritisch viele Menschen den Zins-Mechanismus begreifen. Basierend auf den Zugriffszahlen auf meiner Seite schätze ich, dass in etwa 400.000 - 500.000 Menschen schon einmal auf meiner Seite waren. Wieviele davon jetzt bereits über den Negativzins nachdenken, weiß ich nicht. Die kritische Masse ist in etwa 3,5% der Bevölkerung, also ungefähr 2,9 Millionen. Ich bin aber nicht der Einzige, der über den Negativzins schreibt, so dass ich denke, dass die kritische Masse längst erreicht ist. Ich werde aber erst mit meiner Arbeit[+] aufhören, wenn die Themen 'Zinsvorzeichen', 'Negativzins' und 'Negativzins-Ökonomie[+]' deutlich in den Medien sichtbar geworden sind.

[Es helfe auch nichts den Fehler bei anderen zu suchen, wenn ich mich mit meiner Theorie nicht durchsetzen würde...]
Ich kann Dir hier nicht folgen. Ich betrachte Nichtwissen nicht als Fehler. Ich bemühe mich grundsätzlich darum, das Begriffsvermögen meiner Gesprächspartner durch Fragen zu erkunden. Das mache ich in der E-Mail hier mit Dir aber anders, weil wir kein direktes Gepräch führen. Ich könnte die Wahrheit über den Zins-Mechanismus auch durch gezielte Fragen aus Dir selbst herausholen. Darauf müsstest Du Dich allerdings einlassen wollen. Ich bin überzeugt davon, dass Du die Wahrheit bereits kennst. Sie liegt nur unverbunden und fragmentiert in Deinem Unterbewusstsein in Form Deiner Welterfahrung vor.

Wenn schon davon die Rede ist, dass ich Fehler suche, dann stelle ich zunächst einmal fest, dass ich nicht die Schuld an den "Fehlern" oder dem "Nichtwissen" meiner Mitbürger trage. Ich trage keine Schuld daran, dass die Menschen mehrheitlich nicht wissen, wie das Geldsystem funktioniert, welche charakteristischen Phasen der kapitalistische Prozess des Zinses wegen durchläuft, dass sich sein Zyklus des Zinses wegen seit tausenden Jahren wiederholt und wir des Zinses wegen wieder da stehen, wo die Deutschen nach der WWK 1929 standen. Ich kann auch nichts dafür, dass wir deshalb auch (wieder) Antisemitismus und andere Formen der gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit[+], Radikalisierung[+], prekäre Verhältnisse, Armut, materielle Not und Verwahrlosung, Flüchtlingsmigration, Umweltprobleme usw. haben, aber ich bin davon betroffen und es ist mir auch sonst nicht egal. Ich kann als Einzelner allein nur kaum etwas daran ändern, weil es nun mal nicht interessiert, was ein Einzelner denkt. Ich kann nur etwas erreichen, wenn eine kritische Masse das Problem erkennt.

Wenn ich nun von Fehlern der älteren Generation spreche, dann würde ich wohl zunächst bei ihrer Inkonsistenz anfangen. Man hat uns immer wieder zurecht gemahnt, dass wir so etwas wie 1933-1945 nie wieder zulassen dürften. Das haben sie gemacht, indem sie uns entsprechende Bücher vorgelesen, Filme gezeigt und uns immer wieder die Judenverfolgung und die übrigen Verbrechen der Nationalsozialisten in Erinnerung gerufen haben. Nun ist es aber leider so, dass die ältere Generation aus einer mir unerklärlichen Haltung heraus partout nicht über den Zinsmechanismus nachdenken oder sprechen will, obwohl dieser die Ursache[+] der damaligen und heutigen Entwicklung ist. Viele Ältere reden den Negativzins schlecht und verschließt die Augen vor den Ursachen[+] der Entwicklung. Diese Ignoranz, das Nichtwissenwollen, betrachte ich i.d.T. als schweren Fehler.

Bei Dir kann ich diesen Fehler aber nicht erkennen.

[XX nehme sich das Recht[+] heraus zu ignorieren, wovon sie nicht überzeugt sei. Sie sehe meine Theorie keinesfalls als bewiesen an.]
Ich muss definitiv einräumen, dass ich mir infolge der z.T. sehr aufgeheizten und rauen Diskussionen in den sozialen Medien u.U. einen "rüpelhaften" und machmal geradezu "brutalen" Sprachstil angewöhnt habe. Ich habe außerdem infolge der Gespräche mit Verschwörungstheoretikern[+], Leugnern, Lügnern, Heuchlern, Hetzern, Hassern, Scharlatanen, Demagogen[+] und vom Kapitalismus[+] korrumpierten Menschen ein Menschenbild entwickelt, das Du so sicher noch nicht beobachtet hast. Sich mit unbekannten Leuten über diesen Mechanismus zu unterhalten bringt wie bei keinem anderen Thema die Persönlichkeit eines Menschen ans Licht. Man erfährt sehr schnell, welche Menschen vom Schlag der AfD sind, welche eher sozial und welche konservativ[+] oder liberal[+] sind, wer feige, unsicher oder änstlich ist, wer unvoreingenommen, offen, ruhig, besonnen, nüchtern oder rational denkt und wer irrational, tendenziös oder befangen argumentiert. Leider gibt es Menschen, die gar kein Interesse daran haben, dass es allen besser geht und die stattdessen nur an sich denken. Das ist ihr gutes Recht[+]. Doch wo immer es mir möglich ist, werde ich mich darum bemühen, den Bösartigen das Mundwerk zu legen, indem ich ihre Lügen aufdecke, denn diese Menschen vergiften unsere Demokratie!

Dir unterstelle ich so etwas aber natürlich nicht. Ich will Dir damit sagen, dass hier eventuell meine ankonditionierte Gesprächshaltung, die ich zumindest noch bis vor zwei Jahren als „neurotisiert” bis „radikalisiert[+]” bezeichnen würde, unbewusst und unbeabsichtigt hinein spielt. Ich erlebe den Wechsel in ruhigere Gesprächsatmosphären in etwa so, wie einer, der von der Autobahn direkt in die 30-er Zone wechselt oder vom Boxring direkt aufs Tanzparkett. Ich muss da wohl einfach abrüsten. Habe ich das schon einmal gesagt? Ich verurteile Dich nicht, doch habe ich mit Sicherheit aus meinen Gesprächen Vorurteile angenommen, die hier vielleicht in unser Gespräch einwirken. Wenn ich Dir zu „ruppig” bin, dann entschuldige ich mich hiermit. Ich bin leider andere Umgangsformen gewohnt.

[Sie kritisiert meinen Missmut und meine Abfälligkeit, fragt, ob es daran liege, dass sie nicht überzeugt ist. Sie empfinfde meine Argumentation als zu diffus, zu weitschweifend und ausufernd, es fehle der rote Faden, und sie haben deswegen um einen Überblick gebeten.]
Es ist für mich schwer, im Sinne von "unwahrscheinlich", diesen Mechanismus in Dir verständlicher Weise darzustellen, wenn ich Deine Begriffswelt nicht kenne. In einem "normalen" Gesprach, das ich führe, stelle ich den Leuten Fragen und verwende dann die Begriffe, die mir mein Gegenüber zur Verfügung stellt. Ich muss dann hoffen, dass die logischen Verknüpfungen, die ich mit den Worten meines Gegenübers anstelle, für mein Gegenüber verständlich bleiben wie das ursprünglich Geäußerte. Leider kann man eben nicht voraussetzen, dass Menschen wissen, was der Unterschied von Eigentum[+] und Besitz[+] ist und was Privatautonomie[+], Kontrahierungszwänge[+], Geldschöpfung aus dem Nichts[+], Mindestreserve[+], usw. sind.

[Sie lobt die Modellkritik[+] in der Mononpoly-Simulation, wünscht sich, dass ich das einfache Modell[+] erweitere, damit realistischere Aussagen getroffen werden können.]
Ja, das ist Arbeit[+] im Vollzug. Das Wichtigste ist zunächst einmal die Vorstellung. Diese Vorstellung ist bereits in groben Zügen ausformuliert und anhand ihrer Vorhersagen an den Observablen überprüft. Mit dem ersten kleinen Buch, das ich angefertigt habe, hält der Leser bereits die wesentlichen Bausteine dieses Modells[+] in den Händen. Allerdings sind die Teile bisher nur sprachlich-logisch und qualitativ miteinander verknüpft. Das ganze, quantitative Aussagen treffende Modell[+] ist noch nicht zusammengebaut. Es ist ein sehr großes Modell[+]. Ich frage mich, ob ich es überhaupt alleine implementiert bekomme.

[Sie halte das Unterfangen der realistischen Modellierung[+] einer Volkswirtschaft unter einer Negativzins-Ökonomie[+] für immens schwierig und für einen Einzelnen gar unmöglich. Sie beklagt, dass ich diese Einschätzung jedoch wieder verworfen hätte.]
Ich habe da nichts verworfen. Es geht hier m.E.n. um das, was man vielleicht als "Grad des Realismus" des Modells[+] bezeichnen könnte. Es gibt bestimmte Observablen von realen Prozessen, die man schon in sehr einfachen, groben Modellen[+] des Prozesses darstellen kann. Die Observablen "Ungleichheit" oder "Lebensdauer des kapitalistischen Prozesses" z.B. kann man schon in dieser wohl einfachsten Monopoly-Simulation darstellen. Sie werden in allen komplexeren Modellversionen[+] ähnliche Vorhersagen treffen.

Die Obervablen komplexerer Modelle[+] lassen sich i.d.R. durch Mittellung[+] von Zustandsgrößen (z.B. Höhe der Löhne, der Mieten und der Lebensmittelpreise) auf einfachere Modellversionen[+] abbilden. Das habe ich ja auch in der Diskussion der Gemeinsamkeiten und Unterschiede getan, indem ich z.B. gesagt habe, dass alles, was produziert auch konsumiert wird und dass effektiv nur Finanzwirtschaft „gespielt” wird. Damit habe ich den Realismus eines komplexeren Modells[+] durch Vereinfachungen bei den Vertragsarten der Realwirtschaft reduziert. In einem realistischeren Modell[+] würde ich ziemlich genau so vorgehen, wie Du das angefangen hast, indem ich auch die Vertragsarten der Realwirtschaft, mehr Eigentumsklassen[+], detaillierten Raumbezug (Lokalität der Märkte), Preisbildung[+], Infrastruktur usw. modelliere. Ich kann jedoch nicht hexen. Dieses Ding ist ingesamt so groß wie meine Lebenswelt, also subjektiv allumfassend. Ich muss notwendigerweise Abstriche an der Komplexität machen.

Ein Modell[+] wird schließlich auch immer für die Modellierung[+] bestimmter Observablen entworfen. Es gibt so viele mögliche Observablen. Wenn ich ein Art „eier-legende Woll-Milch-Sau” bauen will, dann brauche ich Kollegen und sehr viel mehr Daten.

[Sie weist zurück, dass Menschen von sich aus verantwortungslos handeln. Gerade aus Verantwortung heraus würde widersprochen und da seien auch kluge Gedanken dabei.]
Was sagst Du denn zu den Querdenkern oder den Corona[+]-Leugnern? Ich weiß ja, dass jeder für sich glaubt, im Besitz[+] der absoluten Wahrheit zu sein, aber handeln bei denen alle in ihrem Glauben oder gibt es da auch solche, die die Pandemie instrumentalisieren, um Misstrauen in das politische System zu schüren? Handeln diese verantwortungsvoll? Und würden wir denn noch verantwortungsvoll handeln, wenn wir nach Corona[+] so weiter machen würden wie davor?

[Wir diskutieren dann noch ein wenig über den Umgang der Bürger mit der Corona[+]-Pandemie. Sie wirft mir z.T. zu Recht[+] vor, ich rede überheblich und „von oben herab”. Ich muss dazu generell sagen, dass viele Menschen eine Art Minderwertigkeitskomplex haben, der sich im Gespräch mit einem, der sich tatsächlich besser auskennt, als die Arroganz des Experten darstellt. Im Folgenden geht es um den Umgang etablierter oder orthodoxer[+] Volkswirte, Soziologen und Ökonomen mit dem Zins. Ich behaupte, dass es da einige gebe, die sich heimlich lustig über die Blödheit der Menschen beim Nachdenken über den vom Prinzip her recht einfachen Zinsmechanismus machen.]

[...] Ich kenne jetzt so viele, die sich lustig über die Unwissenheit der Menschen machen und damit erfolgreich sind! Wenn ich XY zuhöre, dann muss ich davon ausgehen, dass er es weiß und dann muss ich mich fragen, warum er schweigt[+]. Er nennt zwar an kritischen Stellen immer mal wieder Zins und sagt auch die Wahrheit, dass Negativzinsen die Gesamtproblematik lösen, aber es ist einfach zu dünn. Ich rätsele, was ihn angeht. Ich kann nur vermuten, dass sein Zögern seiner orthodoxen[+] Ausbildung geschuldet ist. Oder vielleicht hat er Angst[+] davor, eine massive Aufklärung zu betreiben, vielleicht möchte er die vermeintliche Stabilität nicht gefährden, was nur auf den ersten Blick betrachtet ein berechtigtes Interesse wäre. Vielleicht sieht er sich überfordert angesichts der Größe des Problems. Ich habe einfach keine Ahnung. Eine lange Zeit[+] habe ich vermutet, dass er vielleicht „betriebsblind” sein könnte. Ich will ihm nichts Böses unterstellen, deswegen suche ich nach Erklärungen für sein Verhalten. Wenn er erklärt, dass er sich vor den Folgen der Aufklärung fürchtet, dann kann ich das verstehen. Ich habe anfangs Morddrohungen erhalten und auch einmal eine sehr seltsame Begegnung an meiner Haustür gehabt. Ich habe über ein Dutzend Facebook-Unterhaltungen gespeichert, damit man mir später glaubt, was ich erlebt habe.

[Man müsse der Blödheit der Menschen mit Verständnis und Einfühlung begegnen.]
Man muss sie dazu bringen selbst zu denken. Das ist der einzige Weg, sonst plappern sie alles nur nach.

[..., Sie sähe sich von mir aufgefordert, mein Modell[+] zu verinnerlichen.]
Du sollst nicht mein Modell[+] verinnerlichen! Das würde ich niemals erbitten oder gar verlangen. Es gibt sicher unzählige Möglichkeiten[+] den real existierenden Zinsmechanismus in einem bestimmten Grad des Realismus darzustellen, aber alle diese Modelle[+] werden zu den gleichen zentralen Aussagen kommen. Ich kann und will Dich dazu ermutigen, Deine eigene Vorstellung zu entwickeln, denn nur so kann man ein vollständiges Bild erhalten. Jeder Menschen schaut von seiner Perspektive aus auf diesen Mechanismus. Wenn wir darüber ein hinreichend vollständiges Bild haben wollen, dann muss jeder von seiner Perspektive aus seine jeweils eigene Beschreibung finden und sie mitteilen.
Am Lagerfeuer schaut jeder von seiner Perspektive aus auf das Feuer in der Mitte.

[Eine Reduktion der Arbeitszeit[+] auf 30 Stunden pro Woche würde eher dazu führen, dass die Leute die Freizeitvergnügungen intensivieren würden, statt über den Zins nachzudenken. Ich würde das als dekadent empfinden und meinen dass uns das weiter ins Verderben führen würde.]
Wie kommst Du denn darauf? Wenn ich Leuten begegne, die sich sozial oder systemkritisch engagieren, und die ich auf den Zins anspreche, dann bemerken viele von ihnen, dass sie sich dabei überfordert fühlen. Ich vermute, dass das daran liegt, dass dieses Thema riesengroß ist und die so Befragten das intuitiv[+] wissen. Ich kann mich aber nur wiederholen damit, dass jemand, der oder die ernsthaft an einer Lösung der vielen Probleme interessiert ist, über den Zinsmechanismus nachdenken muss, weil dies nun mal die Ursache[+] ist.

[Woher ich die Sicherheit ableite, dass ich und nicht die vielen anderen Leute Recht[+] habe. Ich solle doch besser vorsichtig sein.]
Da muss ich nicht mehr vorsichtig sein. Überhaupt nicht. Ich versuche jetzt seit 6 Jahren meine Theorie kaputt zu testen. Statt dass es mir gelingt, finde ich nur immer mehr Bestätigung, so dass ich mittlerweile gar keine Zweifel mehr habe.

[Das Leben sei eben so, dass zu jedem Mensch eine eigene Lebenssituation und ein eigener Standpunkt gehöre und dass das Nachdenken über den Zins meine individuelle Angelegenheit sei.]
Auch hier verstehe ich nicht, was Du mir sagen willst. Ich sehe keinen Bezug zur Gültigkeit meiner Theorie.

[Dann geht es noch einmal um die Grausamkeit der Gesellschaft im Vergleich zur Grausamkeit von Ökosystemen[+], die ein natürliches Negativzinssystem bilden würden. Sie fragt, wie die Homöostase[+] in einer Negativzinswelt, ohne gegenseitige Versuche, die Grenzen zu erweitern, aufrecht erhalten werden kann, wo sich doch in Ökosystemen[+] stets eine solche mithilfe von uns Menschen empfundenen Grausamkeiten einstellen würde.]
Meine zentrale Aussage ist, dass die Natur und der Urmensch[+] sehr viel weniger grausam ist und war als der zivilisierte Mensch. Wir belügen uns selbst über die vermeintliche Friedfertigkeit des Zivilisationsmenschen (u.a. Massentierhaltung, Völkermorde, Artensterben[+], menschgemachter Klimawandel). Wir sind die größte Gefahr, die je über das Leben auf diesem Planeten gekommen ist. Ich argumentiere daher, dass eine Negativzins-Ökonomie[+], die dem Geld eine natürliche Eigenschaft verleiht, nämlich das Gammeln, Rotten und Schimmeln, uns Menschen so zu einer ähnlichen Umwelt verhilft, aus der wir bis unmittelbar vor der Entdeckung des Zinsmechanismus und dem Beginn des Zivilisationsprozesses hervorgegangen waren, und uns so eine sehr viel rücksichtsvollere und friedlichere Koexistenz mit unseresgleichen, den übrigen Spezies und unserer Umwelt ermöglicht.

[Stattdessen würde ich die Grausamkeit der Welt beklagen. Sie fragt, ob ich meinen würde, dass in einer Negativzinswelt diese bereits in der Positivzinswelt vorhandenen Grausamkeiten erst recht akzeptiert oder mindestens als Notwendigkeit[+] in Kauf genommen werden müssen.]
Ganz im Gegenteil. Ich gehe davon aus, dass der Kapitalismus[+] den Menschen zu diesen Gewaltexzessen verleitet, und dass das gegenteilige ökonomische System den Menschen entsprechend wieder friedlicher und rücksichtsvoller macht.

Nach einigen weiteren Sätzen endet der Austausch vorläufig. Ich stelle fest, dass ich hier eine kluge, scharfsinnige Gesprächspartnerin habe, bewerte diese E-Mail aber sonst nicht weiter.

Ende der Bezahlwand

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Querverweise auf 'Auseinandersetzung mit Kritik und Hinterfragungen'

Tim Deutschmann

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